Beaufort, NC, 7.April ’10
0407
Bei euch ist schon ein Tag weiter, denn es ist spaet.
Also hat unser Moses heute Geburtstag! Alles Liebe und Gute von deinen Jungs auf der anderen Seite des großen Wassers. Wir denken an dich und freuen uns schon auf dich und Ralf. Wenn Du kommst koennen wir erst mal ne Runde Radio hoeren.
Unser Lieblingssender
Heute ist Mittwoch und ein Etappenziel ist es bis Mittwochabend die alte Maschine „an Land“ zu haben. Mal sehen ob wir’s geschafft haben.
Also sind wir mal wieder frueh hoch und haben uns gleich nach dem morgen Kaffee ans Werk gemacht. Jens hat ja schon die letzten zwei Tage alles moegliche abgeschraubt was ab zuschrauben ging. Leider ging einiges nicht ab zu schrauben und das Vieh wiegt ungefaehr 37 Tonnen. Nicht ganz, aber fuehlt sich so an. Zuerst mal die Basics. Die Schrauben am Motorfundament loesen und dann anheben. So die Theorie. Von Hand anheben geht natuerlich nicht, is‘ klar. Also ist Kopfarbeit gefragt. Hier gibt’s zwar Gabelstapler ohne Ende aber der von unseren Schrauberkumpels nebenan ist zu klein. Der Motorblock muss ja ueber die Reling und das heißt der Stapler braeuchte ne Hubhoehe von ca. 5m. Einen von der Werft leihen waere natuerlich ne Loesung aber das Kostet n Hunni die Stunde und mit nem Stapler kriegen wir sie hoechstens durch die Luke aber nicht vom Fundament abgehoben. Also erstmal alleine Klar kommen. Das mit der Luke ist noch kritisch genug denn da passt sie auch nicht einfach so durch sondern muss ganz vorsichtig gekanntet werden. Erst eine Seite dann die andere. Das dauert und der Stapler waere, wie gesagt recht Kosten intensiv.
Aber wir sind ja zu zweit und ganz tolle Segler. Soll heissen wir wollen es erstmal mit Bord eigenen Mitteln probieren und den Stapler dann nur ganz kurz zum Einsatz bringen um die Maschine ueber die Reling zu hiefen und abzusetzen. Um das Geraet das erste Stueck bis ins Cockpit zu kriegen wollen wir es erst mal mit der der Großschot als Taile und dem Großbaum als Ladebaum versuchen. Damit uns der Baum nicht durchbiegt oder schlimmer die Dirk bricht und die ganze Scheiße durch den Rumpf schlaegt haben wir dann das Grossfall als zweite Dirk in der Mitte des Baumes angeschlagen und ungefaehr dort wo das Fall ansetzt die Schot angeschlagen.
Seltsam geriggt
Leider kamen wir mit dieser, an und fuer sich, ganz guten Konstruktion nicht am Lukendeckel vorbei um den Motor mittig anzuheben und ihn senkrecht aus seinen vier Sockelschrauben zu heben. Aber wir haben ja beide den gymnasialen Physikunterricht besucht und uns an so was wie Hebelgesetze erinnert. Da ja die Salonbank eh raus war, konnten wir mit Hilfe eines langen Balkens vom Salon aus recht bequem den den Motor aus seinen zwei vorlichen Schrauben raus hebeln und ihn, leicht versetzt, auf eben jenen absetzten. Damit waren schon mal die ersten 10 cm geschafft. Zumindest auf einer Seite. An die andere kommen wir ja mit der Schot ran und muessen ihn nur abheben.
Eingehaengt is' er...
Aber raus...?
Aber auch mit der 8-fach Uebersetzung der Großschot haben wir ihn nicht mal zu zweit auch nur einen cm hoch gekriegt. Die Kugellager in den Schotbloecken haben wohl auf dem Hinweg ueber den Atlantik bei einer Patenthalse maechtig einen mit gekriegt und sind seitdem etwas schwergaengig. Auch mit viel Gleitspray war da nichts zu machen. Die Kraftuebertragung ist einfach nicht mehr in Ordnung und selbst zu zweit mit ca. 170 kg Gewicht an der Schot bewegte sich der Motor kein Stueck. Also wohl doch das gleiche machen wie auch achtern, war die Idee. Leider ist in der Backskiste nicht so viel Platz wie im Salon. Ausserdem alles voll altem Maschinenoel und n Lager fuer unseren tollen Hebel gabs da auch nicht. Egal, schnell n paar Pallhoelzer zusammengesucht und als Hebellager in den Schiffsbauch geschleppt. Noch zwei dicke Balken dazu und dann koennen wir den widerspenstigen Scheißkerl auf den Balken nach hinten schieben oder zumindest mit ner Taile ziehen. Das haben wir dann auch gemacht nur ohne zweite Taile, sondern nur mit Hebeln.
Am laengeren Hebel
Ein paar cm hoch wuchten, die Großschot durchsetzen mit einem anderen Hebel nach achtern wuchten. Neues Lager aus Pallhoelzern aufschichten und das ganze von vorn. Immer wieder und wieder und wieder. Irgendwann hatten wir den Block dann unter, bzw. in der Luke.
Fast...
Leider passten die Fundamentsfuesse nicht durchs Luk. Damit hatten wir auch gerechnet aber was wir uebersehen hatten war, dass ja der Motorblock bzw. Kuehler ja gegen die Cockpitbaenke stieß wenn man versuchte den Kram durch die Engstelle zu kanten.
...geschafft...?
Ich also vom Salon aus durch die Motorbilge die uebrigens komplett voll Altoel steht unter den Motor gekrabbelt und von unten den Kuehler abgeschraubt. Da kam man vorher leider nicht ran, sonst haetten wir das ja schon gestern erledigt gehabt. Danach konnte man das Teil endlich durch die Engstelle des Luks raus kannten. Natuerlich nur mit Hebelkraft. Cm fuer cm hoch hebeln, Schot durch setzen, neues Lager bauen und wieder hebeln. Irgendwann hatten wir ihn dann auf dem Luk stehen. Dann kam Rusty, der inzwischen mit seinen Kumpels von der Werft n Deal ausgehandelt hatte und den Gabelstapler fuer ne halbe Std. ausleihen durfte. Hat zwar auch n Fuffi gekostet aber immerhin mussten wir nicht die minimal Miete fuer ne ganze Std. zahlen. Als der Fuchs erst mal am Haken hing ging es auch echt fix. Na gut die erste Leine, mit der der Motor an der Gabel hing war zu kurz, so das er nicht ueber die Reling ging. Als er den Motor dann nochmal absetzte, damit wir die Leine kuerzen konnten ist er umgekippt und hat uns ne Graeting aus der Bank durch gebrochen aber zumindest ist das Teil nicht ganz abgeschmiert und niemand hat sich wehgetan. Außer dem Skipper, der war heut abend ganz erstaunt, daß er doch n Sonnenbrand hat, obwohl er sich gar nicht eingecremt hat. Selber Schuld.
Vorher sah er groeßer aus.
Nachdem das Mistvieh endlich neben dem Schiff stand hatten wir auch echt keinen Bock mehr und haben um 4 Feierabend gemacht. Duschen und chillen. Dann lecker Omelette mit Speck und Pilzen, wir hatten ja schliesslich kein Mittag. Abends dann ein paar Std. Kampf mit der Netzverbindung um euch endlich ein paar Fotos zu zeigen. Ich hab dann irgendwann genervt aufgegeben. Als ich eigentlich schon ins Bett wollte hab ich aber den Rechner nochmal hochgefahren und wie von Zauberhand lief es ploetzlich. So jetzt noch schnell den Bericht hoch laden und noch ein Versuch ob es immer noch laeuft, mit den Bildern, und dann ab ins Bett. Morgen ist schließlich Bilge putzen angesagt.
Kennt jemand ne billige Putzfrau?
Ich freu mich schon drauf die neue Maschine ein zu bauen…
Euer fleißiger Henning