Archiv für September 2006

Marina San Miguel (Teneriffa), 19. September 2006

Montag, 25. September 2006

Seit Samstagabend sind wir also auf Teneriffa. Die Insel ist auf den ersten Blick angenehmer fürs Auge, viel grüner, die Berge wesentlich weniger schroff, die Bebauung nicht so brutal wie auf Gran Canaria. Dafür ist das Wetter nicht so beständig, eigentlich haben wir bisher viele Wolken, wenig Sonne und auch öfter Regen gehabt.

Unseren ersten Hafen hier (Poris de Abona) haben wir Sonntag gegen Mittag wieder verlassen. Wir sind nicht mal an Land gegangen, da war wirklich nichts los. Das Segeln bis zum Punta Roja war kurz und angenehm, hinter dem Punta Roja erwartete uns eine schöne kleine Ankerbucht vor einem kleinen Strand mit vorwiegend einheimischem Badebetrieb. Insgesamt ein sehr geeigneter Ort zum Ausruhen, das Geschaukel hielt sich zumeist in Grenzen. Montag hat es erstmal richtig geregnet, so dass wir beschlossen, einfach unter Deck zu bleiben und abzuwarten. Wir haben fast den ganzen Tag gelesen und ich habe das Urlaubsgefühl genossen, nichts tun und nirgendwohin zu müssen.

Nachmittags klarte es auf und wir fuhren mit dem Dinghy an Land, um den Berg zu besteigen. Er besteht aus rotem (Tuff-?)Gestein und ist mit wenigen Kakteen und vielen Sukkulenten (Fetthennengewächsen) bewachsen. Es war keine sehr anspruchsvolle Wanderung, aber ich war doch froh über meine alten Joggingschuhe, die meinen Füßen festen Halt gaben. Oben hatten wir einen herrlichen Blick auf das Wasser, den Flughafen von Teneriffa, die seltsamen braunen Gewächshäuser direkt daneben, Baukräne und andere Errungenschaften der Zivilisation, während zu unseren Füßen Eidechsen spielten.

Heute morgen bin ich zum ersten Mal vor Sonnenaufgang (d.h. vor 8) aufgestanden. Die Sonne schien herrlich und wir konnten den Gipfel des Teide (3700m) ganz und gar sehen. Als ich mit meinem Müsli in der Plicht saß, tat es mir fast ein bisschen leid, diesen romantischen Ort zu verlassen, aber ich hatte auch Sehnsucht danach, mal wieder an Land zu gehen oder mir einen Kaffee zu kochen, ohne Jens erst um Hilfe bitten zu müssen und mir die Haare unter einer richtigen Dusche zu waschen.

Wir gingen also Anker auf und fuhren unter Motor ca. 4 sm in den nächsten richtigen Hafen ein. Diese Marina San Miguel liegt in einem neu angelegten Feriengebiet mit einem großen Golfplatz. Eigentlich ist das Ganze eine riesige Baustelle mit entsprechendem Lärm. Aber so weit waren wir noch nicht, das im Einzelnen festzustellen. Zunächst machten wir an einem Ponton fest, den Jens für den „Reception-Ponton“ hielt. (Das ist hier so üblich, dass man da erst mal festmacht und sich dann vom Hafenmeister den richtigen Platz zuweisen lässt.) Es war nicht so gedacht, aber der Hafenmeister kam mit einem Elektro-Auto angedüst (bei uns im Norden fahren die immer Fahrrad!), sprach sogar Englisch und forderte uns freundlich auf, ihm zu folgen. Er wartete dann bereits mit einem anderen jungen Mann auf dem Steg und nahm die Leinen an, die wir ihm nach und nach reichten. Ich muss schon sagen, so ein Anlege-Manöver mit Personal entspricht schon eher meinen Vorstellungen, als zitternd mit einer Leine an der Reling zu stehen und darauf zu warten, was ich diesmal wieder falsch gemacht habe. Da will ich dann gern mal 20 € blechen, zumal wenn die sanitären Einrichtungen auch noch so pük sind wie hier.

Dieses Luxus-Gefühl konnte ich allerdings nicht lange genießen. Während wir in den Hafen hinein fuhren, sahen wir vor uns an der Pier viele Menschen, Polizei- und Krankenwagen. Ein Unfall? Nein, es waren Boat-People aus Afrika, die offenbar eine Stunde vor uns in einer Nussschale mit 55 Personen aus Westafrika gekommen waren. Große, sehr schwarze junge Männer (aus dem Senegal, vermuteten wir), sie waren angeblich 12 Tage auf See gewesen. Sie wurden mit Wasser und einem Rotkreuz-Beutel versorgt und um 10 nach 12 (d.h. 100 Minuten nach ihrer Ankunft) mit einem Reisebus weggefahren. Was wir nicht mit eigenen Augen gesehen haben, erfuhren wir von unserer englischen Nachbarin, die erlebt hatte, wie das Boot um 10.30 in den Hafen kam. Sie lobte die perfekte Organisation der Spanier. Wir hatten all die Tage genug Flugzeuge und Hubschrauber der Luftaufklärung gesehen, zu irgendwas muss das ja gut sein. Wir waren beide sehr verstört, mussten allerdings auch immer wieder hingucken…

Als der Bus weg war, sind wir bald an Land gegangen, um uns ordnungsgemäß beim Hafenmeister zu melden. Da waren doch tatsächlich drei Personen eine halbe Stunde mit unserer Einklarierung beschäftigt. Wir sind EU-Bürger, Mann! Aber wir haben ganz geduldig abgewartet, ich habe inzwischen den Müllcontainer gesucht und die Duschen und die eine oder andere Baustelle inspiziert und mich dabei gefragt, ob wir wirklich zwei Tage bleiben wollen. Das wollen wir, weil wir noch einen Bus-Ausflug unternehmen möchten und dafür ist es besser, wenn das Schiff richtig im Hafen liegt und nicht vor Anker.

Ein kleiner Rundgang an den fertigen Gebäuden vorbei zeigte uns die Kunstwelt, in der die Leute so Ferien machen: Hotels, Appartements, Restaurants (italienisch, mexikanisch, chinesisch, Paella, kein Sauerkraut, aber auch keine Tapas), Pools, Golfplatz, 2 kleine Supermärkte. Nichts, aber auch gar nichts Natürliches, was auf einheimisches Leben hindeutet. Das Beste und das Einzige, was ich im Moment wirklich brauche, ist das saubere WC beim Hafenbüro. Und vielleicht das Internet-Cafe, gell?

Wenn uns nicht morgen auf unserer Bustour (Jens hat sogar erwogen, eine „Butterfahrt“ mit Müller-Reisen mitzumachen!!!) nicht irgendein Ort ganz besonders anspricht, dann wollen wir von hier aus weiter nach Gomera. Das hat Francois von Anfang an gesagt, dass wir das machen sollen.

Wir hoffen, dass es Euch allen gut geht und grüßen Euch mit einem fröhlichen ole

Eure Geli/Mama und Jens/Papa

Las Palmas die zweite, 12. September ’06

Freitag, 22. September 2006

nun bin ich also auf Gran Canaria und nicht gerade in der schönsten Ecke (so hoffe ich mal). Las Palmas ist wirklich eine potthässliche Stadt! Francois hatte mich ja gewarnt. Schon der Flug hierher war besonders. Noch nie bin ich in einer prolligen Gesellschaft gereist. Mone hat mich ja bis zum Abflug begleitet und konnte sich einen Eindruck verschaffen. Irgendwie habe ich mir die Zeit mit Zeitunglesen und Sudoku vertrieben und mit leichter Verspätung kam ich gesund und müde an. Die Zeit am Kofferband wurde mir sehr lang, aber danach war alles gut und ich konnte meinen (ziemlich schlank gewordenen) Liebsten in die Arme schließen.

Bus und Taxi fuhren an superhässlichen Bauten vorbei, das Hotel Astoria auch keine Augenweide, aber das Zimmer war ok. Nach dem Einchecken und Umziehen (noch immer 27 Grad) gingen wir auf die Strandpromenade und setzten uns in ein Lokal, dass ausschließlich von Spaniern besucht war. Der Ort und das Personal wirkten etwas schmuddelig und ich entwickelte gleich wilde Phantasien von Hepatitis C. Vielleicht lag es auch an meiner blütenweißen Hose, dass ich so ängstlich war. Das Essen schmeckte jedenfalls ganz gut, nur dem Salat traute ich bis zum Schluss nicht.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen (Buffet mit 100 Sachen, die ich nicht mochte) checkten wir aus, kauften in einem nahe gelegenen Supermarkt ein (vor allem Mineralwasser) und nahmen ein Taxi zum Hafen. Ab da war es dann wunderbar. An Bord fühlte ich mich sofort zu Hause, packte meine riesige neue Reisetasche aus, freute mich über den Platz, der nur für mich und meine Sachen reserviert war und genoss die ersten Stunden auf der Daddeldu. Die laute Stadt ist hier an Steg 18 weit genug weg, es weht ein leichtes Lüftchen und die von Jens bereiteten Tapas schmecken mindestens so gut wie im Restaurant.

Ein Mittagsschlaf in meiner Hundekoje gab mir die nötige Energie, um zu unserem ersten richtigen Stadtbummel aufzubrechen. Wir fuhren mit dem Bus in die Altstadt. Dort buchte ich mir ein Hotelzimmer für den 30. September, das direkt neben dem Busbahnhof liegt. So muss ich am 1. Oktober nicht mitten in der Nacht aufstehen. Anschließend bummelten wir durch die Fußgängerzone. Hier gibt es noch ältere Häuser und das Ganze hat wenigstens einen Anflug von Charme. Sehr begeistert waren wir von der Casa Colon, ein Museum, dass Kolumbus gewidmet ist. Das Haus erinnerte mich an das Isabella Stuart Gardner Museum in Boston, aber wer weiß, wer beim wem abgeguckt hat. Nach dem Besuch war ich deutlich versöhnlicher gestimmt und fand, dass es doch ein paar hübsche Ecken hier gibt.

Die Pause in einem kleinen Cafe zog sich bis lange hin, weil wir uns so viele wichtige Sachen zu erzählen hatten und so brachen wir erst auf, als es fast neun und schon ziemlich dunkel war. Noch immer waren die Geschäfte offen und reges Treiben belebte die Straßen. Wir kamen an einer Konditorei vorbei und kauften zwei Stück köstliche Kuchen. Also das können die Spanier!!

Geschlafen habe ich prima, nur so richtig wach werden mochte ich heute morgen nicht. Aber als ich erstmal raus war aus der Koje (nach 9, was für mich wirklich spät ist), genoss ich es sehr, bei der Morgentoilette mal nicht zu frieren, wie ich es von der Ostsee gewohnt bin. Zum Frühstück gab es Kaffee, Pampelmuse, trockenes Brot und sehr leckeren Quezo (Käse). Der Kühlschrank ist ja kaputt und es ist wirklich ein Problem, hier Lebensmittel zu lagern. Außer Hartkäse und luftgetrocknetem Schinken eignet sich kaum etwas.

Sehr spät machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Wir besuchten die Markthallen und staunten vor allem über das Angebot an Fisch. Tintenfisch, Doraden, Thunfisch, Schwertfisch und was weiß ich noch glänzte auf der Auslage und wurde von sachverständigen Hausfrauen gekauft. Die Auswahl an Schinken war auch eindrucksvoll, Obst und Gemüse eher enttäuschend.

Zwischendurch versuchten wir immer Auskünfte über Fährverbindungen zu bekommen, aber das ist gar nicht so einfach, weil die Reisebüro-Angestellten so gut wie kein Englisch konnten. Sie kapierten einfach nicht, dass ich Ende des Monats von El Hierro oder La Gomera aus mit der Fähre nach Las Palmas zurückkommen will. Als ich endlich nach mehrfachem mühsamem Fragen an verschiedenen Stellen die Auskünfte hatte, die ich brauchte, wollte ich noch wissen, von wo der Bus Nr. 1 dann abfährt, der mich ins Hotel Parque bringen soll. Ich will das jetzt wissen und nicht erst in Erfahrung bringen, wenn ich allein mit schwerem Gepäck hier ankomme. An der Bus-Station gab es keine funktionierende Anzeigentafel, keinen Plan, gar nichts, was einem Besucher helfen könnte, sich zurecht zu finden. Immerhin war ein Schalter besetzt. Ich fragte auf Englisch, wo denn der Bus Nr. 1 abfährt. Der junge Mann antwortete mit der Frage, wohin ich denn wolle. Zum Parque San Telmo (das ist die andere große Bus-Station, wo mein Hotel ist). Dann fragte er, ob ich Französisch, Englisch; Holländisch oder Deutsch sprechen wollte. Ich sagte, dass mir das egal sei, solange ich nur die Information bekäme, die ich wollte. Da sagte der freche Kerl doch glatt auf Deutsch zu mir „Wenn Sie Deutsche sind, warum sprechen Sie dann so schlecht Englisch?“ Eine ballern konnte ich ihm nicht, weil die Scheibe dazwischen war. Ich schluckte meinen Ärger also hinunter und versuchte ihm zu erklären, was ich wann vorhabe. Am Ende erzählte er mir tatsächlich, wo der Bus Nr. 1 hält, nur das war meine Frage. Ich war reichlich bedient und beschloss, nicht noch länger hier zu bleiben, wo die Leute so mit ihren Gästen umgehen.

Auf dem Rückweg hatten wir noch Mühe, Brot einzukaufen, weil inzwischen Siesta angebrochen war. Von halb 2 bis halb 5 sind fast alle Läden geschlossen. Wir fanden dann aber nicht nur Brot sondern wieder leckeren Kuchen, u. a. eine Vanilleschnitte, die stark an Onkel Jo erinnerte.

Zwei Stunden später (halb 10): wir haben zu Abend gegessen und sitzen jetzt in einem Cafe am Hafen, das Internet-Anschluss hat. Es wird von Schweden geführt und hängt voller Segler-Utensilien. Jens regelt gerade die Formalitäten. Im TV ist Fußball (Chelsea gegen Bremen). Morgen spielt HSV gegen Arsenal. Vielleicht bleiben wir doch noch?

Auf jeden Fall grüßen wir Euch sehr lieb.

Geli und Jens

Las Palmas de Gran Canaria, 9.September 2006

Montag, 11. September 2006

Am Freitag um 0325 sind die Leinen am Warteponton im Hafen von Las Palmas fest, die Maschine ist aus. Mit einem Glas Rotwein entspanne ich mich in der Plicht, genieße die nächtliche Hafenathmosphäre – und falle dann ziemlich kurz nach vier hundemüde in die Koje!

Los ging es am Dienstag um 1300 mit einem freundlichen Abschied von meinen Irischen und Belgischen Nachbarn. Nachdem ich den Hafen ein gutes Stück hinter mir gelassen hatte, habe ich in Ruhe das Deck aufgeklart, Leinen und Fewnder verstaut und die Genua gesetzt. Ruhe. Leichter Wind aus N der mich gut auf Kurs brachte. Schönes Gefühl, wieder den Wind – und diesmal nur leichte Dünung – zu spüren. Eine Stunde später habe ich zum ersten Mal den Spinnakerbaum angeschlagen. Harte Arbeit allein, aber das Segel steht bei zunehmendem Wind gleich viel ruhiger. Die Logge klettert auf über sieben Knoten, ich bin richtig zufrieden!. Hält aber nicht lange. Nachdem ich um 1600 UTC vergeblich versucht habe, mit Kevin Kontakt aufzunehmen, bleibt der Wind weg und die See geht kreuz und quer. Liegtt aber offensichtlich am Windschatten der Ihlas Desertas, denn nach einer knappen weiteren Stunde geht es wieder flott voran. Herrliches Segeln. Trage inzwischen nur noch meine Bootsschuhe. Nach einem kleinen Abendessen mit Obst, Bihunsuppe und einem kleinen Glas Rotwein geht der Mond auf. Sterne sind deshalb wenige zu sehen. Mache ab und zu ein Nickerchen und genieße ansonsten die milde Nacht und die gute Fahrt.

Gegen vier Uhr lege ich mich fernab von Schifffahrtsrouten und Land richtig in die Koje. Schlafe eineinhalb Stunden. Um sechs geht der Mond unter und der Sternenhimmel blüht auf. Orion an Backbord voraus und über mir die Milchstraße. Ein Genuss! Als es hell wird schalte ich die Positionslichter aus, werfe einen Blick rundum und schlafe noch eine Runde. Um 1030 werde ich wieder wach und fühle mich richtig ausgeruht. Mit Müsli in roter Grütze beginnt mein neuer Tag! Ist zwar ein bisschen süß, aber schwappt zumindest nicht über! Nach einem Kaffee mache ich mich an die Überholung der ausgefransten Nationalflagge. 10 cm kürzer!

Nachmittags die erste Begegnung mit einem anderen Schiff. Eine englische Yacht überholt mich an Steuerbord, antwortet aber nicht auf meinen UKW Anruf. Eine Stunde Siesta und Dann Abendessen. Der Wind wird zunehmend schwächer. Setze das Groß. Reicht aber nicht, um bei Tageslicht die Ihlas Selvagens bei Tageslicht zu erreichen. Und acht Stunden auf Helligkeit zu warten gefällt mir nicht. Also leidser trotz Sondergenehmigung für das Betreten des Naturschutzgebietes einfach vorbei. Sowie die Sonne untergegangen ist, wird es sehr feucht an Deck. Da muß dann schon die lange Hose raus und ein Pullover übergezogen werden, obwohl die Temperaturen auch nachts noch bei 25 Grad liegen. Lese bis Mitternacht Erdmanns „unmöglichen Törn“ und schlafe dann recht gut, immer in etwa eineinhalbstündigen Portionen.

Mittags ist immer noch nichts vom Teide zu sehen, obwohl man einen 3 Tausender eigentlich auf 40 sm sehen könnte. Inzwischen hatte ich zwei weitere Segler in Sichtweite. Diesmal habe ich sie locker abgehängt, obwohl der Wind immer weniger weht. Aber DADDELDU segelt prima. Trotzdem wird es wohl wieder eine Nachtankunft. Voir Einbruch der Dunkelheit (gegen 2030) er5ledige ich die Turnerei auf dem Vorschiff, will sagen, schlage den Spinnakerbaum ab und berge das Großsegel. Kostet etwa einen Knoten Geschwindigkeit, aber ich habe ja zu Hause versprochen, umsichtig zu sein! Um Mitternacht bleibt der Wind fast völlig weg und ich starte die Maschine für die letzten fünfzehn Meilen. Das Leuchtfeuer von der Nordspitze von Gran Canaria liegt klar an Steuerbord voraus. Mein erster Einhandhochseetörn neigt sich dem Ende zu. Mit gutem Sicherheitsabstand runde ich das Kap, drehe bei Anblick des Hafens bei, um Leinen und Fender klar zu legen, und laufe dann gegen 0230 in den Hafen von Las Palmas ein. Nach einer Runde im Hafen mache ich ganz sutsche fest. Geschafft!!

Nach dem Ausschlafen und problemlosen Einklarieren verhole ich an Steg 18, mein erstes Mooringmannöver, und das auch noch alleine. Aber es klappt. Mit langsam rückwärts törnender Maschine belege ich die Vorleine, greife mir die Mooringleine, gehe zurück zum Heck, Maschine auskuppeln, Mooring hochholen und belegen, Maschine aus, durchatmen. Die Panik meines spanischen Nachbarn verschwindet aus dessen Augen und er grüßt mich mit einem freundlich „Hola!“.

Jetzt gilt es, klar Schiff zu machen, damit meine Liebste sich an Bord wohl fühlen kann.

(Original Text auf  sy-daddeldu.de)

neues aus Daddeldunien…

Montag, 04. September 2006

Madeira, 4. September

Als wir in „Quinta do Lorde“ einlaufen, sehen wir schon unsere Iren mit ihrer Jilliana am Steg liegen, und bekommen prompt den Liegeplatz daneben zugewiesen. Großes Hallo. Einklarieren bei Katja, der jungen Marinangestellten, die uns nach dem üblichen Einchecken (diesmal mit 35% TO-Rabatt) freundlicherweise mit ihrem Auto mit in den nächsten Ort nimmt und dabei gleich ein sehr engagierte Einführung in die Heimatkunde gibt. Ihr Restauranttipp geht völlig in Ordnung. Werner freut sich auf den Fisch, irgendetwas mit großen Schuppen; ich bestelle eine Dorade. Wie hier üblich, bekommt man den Fisch vorher gezeigt – also nichts für sentimentale Seelen! Der Wein wird mal wieder mit der Bemerkung: „Aber un buono!“ geordert, was in der Regel zum teuersten der Karte führt. Das macht dann etwa 19 €, in Hamburg im Restaurant eine Lachnummer und für einen Schweizer schier unglaublich. Als wir gegen 2330 fertig gespiesen haben fährt natürlich kein Bus mehr raus zur Marina. Der einzige Taxifahrer des Ortes schlief leider auch schon. Doch „nada problema!“ Der Boss fährt uns eben rum. Und tatsächlich, nachdem wir unsere Rechnung beglichen haben, führt uns die Kellnerin zur Hintertür, wo der „Chefe“ schon das Auto anschmeißt. Zehn Minuten später stehen wir vor der Schranke zum Hafen. Ein Obulus für die Heimfahrt wird entrüstet abgelehnt. Ist wirklich wahr!

Mittwoch mit dem Bus nach Funchal

Am Donnerstag wollen wir ein wenig Ruhe haben und machen, nach einem gemütlichen Frühstück mit frischen Broten aus der Hotelküche, einen Ausflug mit dem Dinghy entlang der Klippen im Osten. Bepackt mit allem Notwendigen schippern wir dicht an den Felsen längs, entdecken eine Höhle, in der wir vor den flüchtenden Krabben festmachen und eine Stunde wunderbares Schnorcheln erleben. Nach der Eingewöhnung sehen wir mehr und mehr Fische, Schwämme und Seesterne. Als es uns zu kühl wird, verholen wir eine Meile und versuchen, an einem nach Kiesstrand aussehenden Uferstück, anzulanden. Die Kiesel entpuppen sich als kinds- bis ochsenkopfgroße Steine. Es bereitet uns große Mühe, uns nicht die Beine zu brechen, während wir versuchen, das Dinghy aus der Brandungszone zu ziehen. Aber es geht alles klar, und der halbe Meter Wasser im Beiboot ist für unsere ausgekühlten Füße kein Problem. Zurück an Bord genehmigen wir uns einen kleinen Anleger und einen Happen zu Essen bevor wir nach einer kurzen Verschnaufpause zum Apero bei den französischen Nachbarn gemeinsam mit zwei anderen Yachtbesatzungen eintrudeln. Ich soll Phillipe und ??? deren Windpilot-Anlage einrichten. Sie mussten ab Gibraltar mit der Hand steuern, weil ihr Autopilot den Geist aufgegeben hatte. Lustiger Abend mit den sechs Franzosen, Werner und mir. Als dir anderen hören, dass Werner nächste Woche wieder zur Arbeit muss, wollen sie sich vor Lachen ausschütten. Unsere direkten Nachbarn, SY Taravana, Michel und ???, sind mit ihrer 8-jährigen Enkeltochter unterwegs, Christian und ??? (irgendwie haben sich die Frauen nicht richtig vorgestellt) leben auf Martinique und fahren ab und zu mal über den Atlantik. Nachdem ich getan habe was ich tun konnte, geht es bei Madeirawein und kleinen Snacks fröhlich rund. Werner schlägt die Brücke, wenn mein Französisch mal wieder allzu sehr hakt. Als Dankeschön bekommen wir noch ein dickes Stück Espada geschenkt, den wir uns zum Abendessen zubereiten und mit einem guten Fläschchen Alentejo Reserva geniessen. Das ist ein Leben!

Mit eineinhalbstündiger Verspätung bekommen wir am Freitag endlich unseren Leihwagen. Sowie man sich dem modernen Leben wieder annähert beginnt das Generve. Zu Fuß passiert einem das nicht! Aber wir starten dann zu einer wirklich interessanten Inselrundfahrt. Auf der nagelneuen Autobahn – muss man sich mal reinziehen bei einer Insellänge von etwa 56 km – kann man mit bis zu einhundert km/h den Opel Corsa treten. Aber kurz hinter Funchal ist Schluss, Dann geht es richtig in die Berge, zweiter Gang, 30 bis 40 km/h. Über einen 1000-m-Pass und dann, bereits auf der Luvseite der Insel, über eine Landstraße die Berge rauf bis auf gut 1500 m. Auf ein Hochplateau, von dem man über magere Kühe auf die Wolken schaut, und nicht nur auf die, sondern auch auf schöne Wälder, tiefe Schluchten und abgründige Klippen, alles eingerahmt von verschiedensten riesigen Blütenpflanzen, die wir bei uns nur in der Miniaturausgabe im Blumentopf sehen: Geranien, Hortensien, Oleander, Hybiscus, und, und, und, mannshoch und höher, und das natürlich bei angenehmen 23 oC mit einem lauen Lüftchen (Na ja, auf 1600 m sank die Temperatur auf 19,5 oC). Ich hoffe sehr, ihr seid ein wenig neidisch! Über das Cap Ponta do Pargo ging es bergab an die Südküste, Dort wurden in den letzten Jahren drei Marinas gebaut, die noch nicht in den Handbüchern stehen. In einer liegen wir – Quinta do Lorde, die andere ist onta do Sol, Mole und Restaurant sind fertig, Schiffe: keine! Und die letzte ist Calheta, hat einen Sandstrand mit Sand aus Marokko, eine Grünanlage mit Rasen aus England und ein Hotel mit Preisen wie in Deutschland. Die Belegung ist etwa bei 20 %. Na ja, wer es mag… In der Ostecke liegen wir, und wir liegen da gut. Zwar bauen die hier wohl schon vier Jahre, aber langsam nimmt es Formen an. Die Frau/Mannschaft ist sehr nett und hilfsbereit, die Lage ist ruhig (wenn der Bagger Pause macht) und aus der Welt ist man nach Hamburger Verhältnissen auf diesen 200 km2 auch nicht. Es fährt sogar ein Bus etwa alle zwei Stunden. Und das ist ein Erlebnis für sich! Vorbei an Wein (Madeira – klingelts?) und Bananen sind wir dann nach ca. 250 km und 9 Std. in unseren Nachbarort eingelaufen, um unser Abschiedsessen einzunehmen. Und auch das ist hier nicht verkehrt. „Sollen wir ihnen den Fisch zeigen?“ ist eine Standardfrage. Und wenn du nickst, wird dir der Fisch an den Tisch gebracht und du sagst, den möchte ich und jenen nicht. Super, neeech? Mach das mal bei uns! Und dazu noch die Preise. Ein Wein der höheren Kategorie belastet dich hier mit etwa 15 €, das ist ungefähr der Preis, den wir in Hamburg im Weindepot zahlen, hier ist das der Restaurantpreis!! Wenn es dir nicht darauf ankommt oder du sowieso nichts mehr schmeckst, kannst du hier auch für 5 € die Flasche einen angenehmen Glimmer kriegen. Wohlgemerkt: im Restaurant!

Samstag ist nun Abreisetag für Werner. Bereits um 0400 h klingelt der Wecker. Kaffee aufbrühen, Morgenzigarette (immer noch, kosten hier ja nur die Hälfte) und dann zum Auto. Wir sind gedämpfter Stimmung, hatten eine schöne Zeit miteinander und bedauern beide den (vorläufigen) Abschied. Am Aeroporto, 20 km, ca. 15 min., denn die EU hat hier jede Menge neuer Tunnels durch die Berge finanziert, kurzer aber herzlicher Abschied. Zurück nach Quinta do Lorde, eigentlich wollte ich wieder in die Koje, aber die laue Nacht animiert mich zum Aufbleiben. Räume etwas auf und setze mich an den Laptop. Daraus wird ein kompletter „Bürotag“, mit Schreiben und Bilder bearbeiten. Abends nach Canical auf ein Bier und ein paar Lapas, das sind so ähnliche Dinger, wie sie sich am Schiffsrumpf festzusetzen pflegen, nämlich Seepocken, aber hoffentlich nicht von jenen, sondern von den Felsen, und dann in Öl mit Knoblauch und Kräutern gesotten, einfach lecker. Dazu frisches Brot und schon ist man mit einer Dose (d.h. Portion) gesättigt. Dann noch die liebe Stimme der allerbesten aller Ehefrauen am Handy und der Tag ist dein Freund.

Unheimlich schwül, diesig, und schon morgens 28oC; die berüchtigte Ostlage mit dem heißen Wüstenwind scheint sich anzubahnen. Sonntag. Leider ohne Kirche, aber der Tag wird trotzdem geheiligt. Nachdem ich das Auto problemlos zurückgegeben habe, läuft gegen 1130 h Harald Bubeck auf, der örtliche TO-Vertreter, und bringt mir persönlich die Post meiner Liebsten. Oh happy day…! Doch bevor ich mich in die Zeilen vertiefen darf, muss ich mir Geschichten aus aller Welt in einem astreinen Schwäbisch anhören. Die Spannbreite reicht von dem letzten Flottenbesuch der Deutschen Marine auf dem Rückweg vom Horn von Afrika, über Wandertouren mit Altnazis in Madeiras Bergen und den dazugehörigen Kriegsgeschichten, über Korruption auf der Insel und die marode Beschäftigungslage bis hin zu Anekdoten über die Kochs, Bobby Schenk und Rollo Gebhardt, die unser wackerer, beleibter Schwabe alle hier kennen gelernt hat. Er ist immerhin seit fast 35 Jahren meistens hier auf der Insel und mit einer einheimischen Lehrerin verheiratet, die jetzt allerdings mit ihrer gemeinsamen Tochter in Stuttgart als Krankenschwester lebt und arbeitet. Harald fährt etwa drei Monate jährlich zu ihnen. Nach netten eineinhalb Stunden verabschieden wir uns mit guten Wünschen. Der Rest des Tages geht mit EDV drauf. D.h., nicht ganz, denn als ich mich mit einem Glasel Wein nach getaner Arbeit ins Cockpit setze, mit einigen französischen Floskeln nach links und einigen englischen nach rechts grüße, bekomme ich eine Einladung auf die Jilliana aus Galway, die ich – nach der Frage, ob Rauchen an Bord erlaubt sei – dankend annehme. Aus einem kleinen Drink werden dann doch mehrere, aus Smalltalk wird ein ernsthaftes Gespräch und aus dem Aperitif ein einfaches Abendessen. Als ich gegen Mitternacht von Bord gehe, habe ich zwei „noie Froinde“! Nämlich Kevin und Marian Pender, die schon in Porto Santo sehr aufgeschlossen waren, als sie uns die Anregung zum Molengemälde gaben.

Der heutige Montag ist der ernsthaften Vorbereitung meiner ersten Einhandetappe vorbehalten.

(Dieser Text entspricht dem Worddokument aus dem vorherigen Beitrag, der Skipper konnte diesen wohl nicht direkt im Blog einfügen, gruß Christian)

Neues aus Daddeldunien

Montag, 04. September 2006

blogbeitrag-060904.doc

Irgendwie ist das System nicht logisch selbsterklärend. Ich habe eine mehrseitige Worddatei mit Bericht vorbereitet, per upload versucht auf die Seite zu bringen – aber nichts erscheint. Mist. Warum können diese super Entwickler nicht einfach ein Einfügen aus dem Zwischenspeicher zulassen. Kann doch nicht alles tausend mal tippen. Nicht Userfreundlich für beschränkte Anwender wie mich.

Jens