(Oster-)Montag

07. April 2010

Beaufort, NC, 6. April ’10

0405

Immer wieder Montags…
Nix mit Ostermontag, Feiertag…
Hier auf dem Werftgelaende kamen die Arbeiter, wie sonst auch, gegen 7 zur Arbeit. Ich weiss das, weil Jens mir berichtete. 😉 Ich bin so gegen 8 aufgestanden und nach Dusche, Fruehstueck und ein wenig Facebook gedaddel begannen wir, wie es sich gehoert, mit der Arbeit. Soll heissen, erst mal ins Auto und unsere Batterien spazieren fahren. Durch Beaufort durch und ueber die grosse Bruecke, die den Newport River quert, nach Moorehead zu Ace-Marine-Supplys, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen, was die Preise fuer unser Maler Zubehoer und weiteres Equipment angeht. Antifouling, von dem wir wohl einige Liter brauchen werden kostet z.B. zwischen 112 und 320$ die Gallone. D.h. da werden noch einige $ aufgewendet werden muessen bevor unser Schiff wieder schwimmt. Egal, in Deutschland gibt’s den Kram auch nicht umsonst und viele Sachen sind hier sogar guenstiger. Danach sind wir noch bei diversen Auto- und und angeblichen Schiffsausruestern gewesen um uns mit unserem Batterieproblem Rat zu holen. Die Verkaefer hatten alle eins gemeinsam, sehr freundlich aber leider inkompetent. Echt nicht so einfach jemanden zu finden der mal weiss wovon er redet. Zurueck in Beaufort fanden wir dann in einer kleinen Nebenstrasse einen Laden, den Rusty uns empfohlen hatte, und dort wollte man sich zumindest mal erkundigen wie die Bestellmoeglichkeiten fuer unsere Ersatzteile sind. Auf dem Heimweg dann noch ein kurzer Stop am Supermarkt, wo Jens uns frische Californische Erdbeeren und Doughnuts besorgte (heimisches Produkt, die Erdbeeren jetzt, aber sie sind trotzdem ein paar tausend Meilen gereist) waerend ich mir endlich einen sportlichen Haarschnitt verpassen liess. A half Inch ist vielleicht doch etwas kurz gewesen, aber was solls. Waechst ja wieder nach. Zuhause angekommen erst mal Mittag und dann ran an die Arbeit. Schiff leer raeumen, damit wir an die Maschine ran kommen. Die soll ja schliesslich raus. Danach fing Jens an, schon mal einige Teile von der Maschine ab zu bauen, damit sie durch den Lukendeckel passt und ich habe die Feinarbeit an den Fenstern beendet. Abends noch ne Dusche und ein Burger im Royal-James-Cafe danach zeitig nach hause und der Skipper in die Koje, waerend ich mich noch einige Zeit meinen literarischen Erguessen widmete. Schliesslich ist Dienstag auch ein Werktag.

So ich hab hunger. Vielleicht schreib ich nachher noch ein wenig.

Henning

Ostern, die Fortsetzung

06. April 2010

Beaufort, NC, 5.April 2010

0404 2.0

Ostern 2.0

Noch mal zurueck zur Kirche: Wer immer schoen aufmerksam die Simpsons gesehen hat, ist eigentlich recht gut vorbereitet auf das was einen in Amerika erwartet. Homer sass in der ersten Reihe. Ein Mann der so aussah als wuerde er die Woche ueber koerperlich arbeiten, wirkte leicht angetrunken und schlief den Gottesdienst ueber in Betposition. Zum Abendmahl liess er sich dreimal von der Kuesterin wecken. 1. Zum Brot nehmen. Gegessen hat er es dann selbststaendig. 2. Erweckung zum Wein nehmen, (der ist hier Traubensaft und wird in Einweg Schnapsglaesern verteilt- safety reasons wie ich vermute) und das 3. Wecken, um diesen dann zu trinken. Gefallen hat mir auch die duerre Organistin, die sich ein paar mal verspielte, was nicht so schlimm ist aber ich hatte das Gefuehl sie wuerde bei den laengeren und etwas rockigeren Liedern jeden Moment zusammenbrechen (Simpsons). Ansonsten alle Archetypen vertreten. Die braven Familien mit ihren kleinen blonden Toechtern, die Marinefamilien, bei denen Vater und Sohn in Uniform steckten und mein persoenlicher Liebling: Familie Speck. Vater, 2 Soehne Anfang 20 und eine Frau bei der ich nicht sicher bin ob sie die alt aussehende Tochter oder die jung aussehende Frau war. Wie auch immer, jedenfalls wogen die 4 jeweils zwischen 120 und 180kg. Die Pastorin sang gegen Ende des Gottesdienstes ein sehr langes und engagiertes Solo bei der sie scheinbar so etwas wie einen spirituellen Orgasmus erlebte. Ich hatte auf jeden Fall genug zum gucken.

Als der Gottesdienst dann beendet war, machten wir uns dann auf den Weg in die Handle-Bar. Wir wollten naehmlich ein wenig Kontakt zu den Einheimischen haben. Schliesslich waren wir ja eingeladen zu einem richtig Amerikanischen Hausmannskost Festessen. Carol die 60 Jahrige Altrocker-Wirtin hatte selbst gekocht und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir waren so ziemlich die ersten und vertrieben uns die Zeit bis zum Essen mit drei zuenftigen Osterpartien Poolbillard. Is klar wer gewann!?! Icke nartuerlich. ((mit viel glueck))
Da noch nicht so viel los war konnte Vaddern sich einen neuen Mitgliedsausweis ausstellen lassen und ich bin auch gleich Mitglied in diesem exklusiven Rauch- und Trinkverein geworden. Jetzt hab ich endlich n Laden wo ich nicht jedesmal den Ausweis zuecken muss wenn ich n Bier bestelle. Als Mitglied soll man angeben an was fuer Clubaktivitaeten man am meisten interessiert ist. Ich interessiere mich selbstverstaendlich fuer Nascarrennen, Golf- und Billardturniere.
(Kurzer Einschub zu den Alterskontrollen, die hier so eine Art Volkssport zu sein scheinen: Zigaretten sind ab Achtzehn und als wir am 1. Tag unseren Boxenstop einlegten, damit der Skipper sich neue Kippen kaufen konnte, wollte die Verkaeuferin natuerlich einen Altersnachweis von Jens sehen. Er sieht ja wirklich noch recht jugendlich aus. Charmant wie mein Vater ist hat er stattdessen ein Foto von seinem Enkelsohn gezeigt. Fand sie auch echt suess aber den ID wollte sie trotzdem. Als Vaddern das fuer einen Scherz hielt, drohte die Situation zu eskalieren. Aber nachdem er dann doch sein Geburtsdatum angab bekam er sie Zigaretten und rettete das Gespraech indem er ihr sagte er hoffe jetzt doch sehr, sie auf seiner naechsten Geburtstagsparty zu sehen. Also nicht nur ich leide darunter mit meinen 30 Jahren wie ein 15 Jaehriger behandelt zu werden.)
Zurueck zum Osterfest. Nach und nach trudelten die anderen Barbesucher ein und es ging ans Essen. Es gab ein undefinierbares Gemuese (suesskartoffeln oder so) das in in einer Sirup artigen Sosse schwamm und wirklich zuckersuess war. Ausserdem im Angebot der Easterham (dicke Scheiben Kochschinken mit Sauerkraut), ein echt lecker Erbsensalat mit Kaese, schwarz gefaerbtes Weissbrot, Nachos mit Kaesesosse, backed Beans, diverse Kuchen (unter anderem zuckerfreier Kaesekuchen), Soleier und gefaerbte Ostereier mit verschiedenen Dips. Insgesamt gewoehnungsbeduerftig, aber so ist es halt im Ausland.
Die Handle-Bar wird von recht unterschiedlichen Menschen frequentiert. Hier findet man viele weisse und schwarze Arbeiter, Segler, Farmer, Biker und Leute die ich eher der Trailerpark-Fraktion zurechnen wuerde. Also ne Menge zu beobachten.

Nicht viel zu sehen,...

...aber so sieht's drinnen aus.

Nach einiger Zeit wurde uns aber doch langweilig und da ich auf ja inzwischen auf Budweiser umgestiegen bin, beschloss ich, die Brauerei hat recht. „Responsibility Matters! I’m the designated driver.“ Soll heissen, ich darf hoechstens 24 Bier (oder so aehnlich) trinken bevor ich mich ans Steuer setze. Also mal langsam machen und bald nach Haus zum Mittagschlaf. Aber durch die Dauerberieselung aus der Glotze neugierig geworden wollten wir doch noch raus finden wo und wann man sich denn hier mal n Footballspiel angucken kann. Also hab ich die beiden Typen neben uns am Tresen angequatscht. Ein Segler und ein ein echter Redneck den man wirklich kaum verstehen konnte. Der Segler hatte keine Ahnung war aber sehr an uns und unserer Reise interessiert. Und so kamen wir ins Gespraech. Er will uns Freitag mal an Bord besuchen. Waehrend wir am palavern waren mischte sich dann ploetzlich ein weiterer Schnurbarttraeger ein, der wohl mit einem Ohr zugehoert hatte und unseren deutschen Akzent erkannte und sich als der legendaere und verschollen geglaubte Rusty vorstellte. (Rusty hat wohl damals sowohl Jens als auch Christian mit Rat und Tat zur Seite gestanden und war waerend unserer Abwesenheit mit allerlei Auftraegen betraut die sich um die Daddeldu drehen. Leider weiss weder er noch Jens so genau wie diese Verabredungen genau lauteten. Klar ist nur, dass er mindestens die Haelfte dieser Auftraege nicht erfuellt hat und so ist man sich an Bord nicht sicher ob man ihm dankbar sein soll oder sauer auf ihn ist.) Vaddern und Rusty hatten sich natuerlich einiges zu sagen und ich schnackte ganz nett mit dem anderen Segler und dem Farmer. Der Skipper gab noch einen aus und von irgendwoher wurde eine weitere Runde geschmissen und so blieben wir noch ein Stuendchen. Ich wurde ueber mein Leben in Deutschland ausgefragt und man war sich einig, dass ich ja mit einem Uni-Abschluss in social-works bestimmt viel Geld verdienen muesste. Einen echten Redneck-Spruch hab ich auch noch bekommen. Auf die Frage was ich denn gemacht habe in Deutschland, antwortete ich „I worked with drug addicted people.“ kam die Erwiederung: „Huh… and what do you do with them? Shoot them?“. Naja ihr wisst ja, ich bin Diplomat, und als ich dem Farmer, der schon leicht einen sitzen hatte, erklaerte das Alkohol auch eine Droge ist, war Ruhe im Karton. Wenig spaeter stellte ich dann die Frage die auf meinem Bierdeckel stand: „wanna go home with ME tonight? I’m the designated driver.“ und puenktlich um 1700 Uhr waren wir wohlbehalten zu Hause und begaben uns zum wohlverdienten Mittagsschlaf. Am Abend hatten wir beide keine rechte Lust mehr nochmal die 10 Meilen in den Ort zu fahren und so blieben wir an Bord um uns den Abend mit recht tief schuerfenden Maennergespraechen zu vertreiben und Briefe zu schreiben.

Das war mein Ostern 2010.

Henning

Tag 4.

05. April 2010

Beaufort, NC, 4.April 2010

Frohe Ostern, meine Lieben.

0403

So, es ist Ostern aber ihr wollt ja wissen was gestern los war.

Also wir sind mal wieder relativ zeitig aufgestanden und nach einem kleinen Fruehstueck ergab es sich irgendwie, dass wir trotz anderer Plaene beide anfingen ein wenig am Schiff zu werkeln. Ich habe mich der blinden Fenster angenommen und endlich die Folie abgeschrubbt die seit der Schiffstaufe die Aussicht behindern. Die vielen Jahre Sonneneinstrahlung haben den Scheiss endlich muerbe gemacht und so kann man jetzt von drinnen aus sehen was draussen los ist. Leider tat ich dies mit freiem Oberkoerper. Lichtschutzfaktor 8 ist selbst im Fruehling zu wenig und so hab ich jetzt nen verbrannten Ruecken und die Arme ziehen auch ein wenig. Naja, Luxusprobleme im April. Jens hat in der Zwischenzeit die Pinne demontiert und sich Gedanken ueber unser defektes Bordnetz gemacht. Die gut eingeschaeumte 45kg Bordbatterie muss ausgebaut werden, war das Ergebnis seiner Ueberpruefung. Also mit vereinten Kraeften ans Werk. Trotz der Pinne, die als guter Hebel fungierte eine anstrengende Arbeit bei Temperaturen von ueber 30 Grad unter Deck. Aber nach einigem Gefluche waren wir erfolgreich. Und nach ca. 4 Std. Arbeit hatten wir genug und sind zum duschen. Schliesslich wollte ich mir noch beim Friseur einen pflegeleichten Haarschnitt verpassen lassen. Leider hatten alles Friseure schon geschlossen und so musste ich mit meiner Hippiematte in die Kirche. Noch ein paar Einkaeufe fuers Osterfruehstueck und dann, nach einem Burgerabendbrot im Dockyard-Cafe, nochmal auf EIN Bier in den Backstreet-Pub. Danach ab nach Haus und der Skipper gleich in die Koje. Ich hingegen schrieb noch ein wenig um meine Leute auf dem Laufenden zu halten.

Nachtschicht.

0403

Heute morgen zwar kein Fruehgottesdienst, dafuer aber ein richtiges Osterfruehstueck. Ein Traum in Speck, sag ich euch. Spiegeleier mit Speck satt, dazu ein richtiger Grapefruitsaft, echtes Weissbrot (angeblich italienisch) und Schokoeier.

Mhhm... Speck...

Endlich mal was zu essen.

Anschliessend auf zur Presbytarian Church in den Ostergottesdienst. Eine recht nuechterne Angelegenheit. Ziemlich aehnlich zu dem was ich aus meiner Gemeinde gewohnt bin, nur das man zu Beginn des Gottesdienstes aufgefordert wurde sich in der Kirche zu bewegen und die Leute mit den bald Worten „The peace of god be with you.“ als Antwort „And also with you“ zu begruessen. Fand ich erst ein wenig albern, war dann aber doch ganz witzig. Jedenfalls eine rein weisse Veranstaltung und man hat sich ueber unsere Anwesenheit sehr gefreut.

Ich mag jetzt nicht mehr weiterschreiben aber ich werde euch bald ueber den sehr erfolgreichen Fortgang des Ostertages berichten.

Henning

Tag 2. Ankunft auf der Daddeldu

05. April 2010

Baufort,NC, 3. April 2010
0401 (04 steht fuer April und 01 eins natuerlich fuer den Tag)

So wie gings denn dann weiter?
Dem Jetlag sei dank standen wir in aller fruehe, d.h. Gegen 7 Uhr Ortszeit auf, um uns durch ein durchaus annehmbares Fruehstuecksbuffet zu fressen. Leider gibt es ja in Amerika nur Heissgetraenke mit Kaffee aehnlichen Geschmackszusaetzen. Aber immerhin.
Jedenfalls haben wir uns bei strahlendem Fruelingswetter wieder auf den Highway begeben und unseren Weg, vorbei an zahlreichen Fastfoodrestaurants und seltsamen christlichen Kirchen, in richtung Kueste fortgesetzt.
Gegen halb 12 erreichten wir dann endlich das Jarret Bay Boatworks Gelaende in Baufort, NC. Und siehe da, direkt hinter der Einfahrt auf dem Besucherparkplatz stand sie dann. Die Daddeldu. Bunt gesprenkelt mit silbernen Rostschutzfarbflecken die Christian letztes Jahr aufgetragen hatte. Leider weit weg von Wasser- und Stromanschluessen, aber sonst unversehrt. Auf dem Tisch noch der Brief von Chris an den Techniker mit der dazu gehoerigen Flasche Schnaps. Es sah alles so aus als waehren Christian und Anke die letzen Menschen, die das Schiffsinnere betreten haben und nach jetzigem Erkenntnissstand ist es wohl auch so. Naja, wenigsten hat keiner was mitgehen lassen. Wir also erstmal zum Lager-Service wo unsere 4 Paletten Ausruestung saeuberlich aufgereiht im Lager standen und noch immer auf Abholer warten. Dann weiter ins Werftbuero und uns angemeldet. Die Sache mit dem Strom ist kein Problem. Wir sollen wahrscheinlich morgen umgeparkt werden, an einen Platz wo wir Strom und Wasser Zugang haben. Ist wohl kein Problem. Die haben hier n Paar Portalkraene, fuer die unser 12t Schiff ein Leichtgewicht ist. Ausser 2/3 anderen Seglern stehen hier hauptsaechlich 20-30m lange Hochseesportangler Boote rum, die wohl um einiges mehr wiegen als wir. Ok, alles klar. Wir also zurueck an Bord und erst mal Grossreinemachen und Betten beziehen. Leider ist unsere Bordnetzbatterie im Arsch und wir haben folglich keinen Strom. Selbst mit Landstromanschluss funktioniert hier keine Lampe. Das ist nichts was man mal eben in einer viertel Std. beheben kann und wir beschliessen mit der ernsthaften Arbeit erst am Montag zu beginnen.
Lieber erstmal im Ort orientieren. Ich jetzt. Vaddern kennt das hier ja noch von seinem Aufenthalt von vor 3 Jahren. Baufort besteht aus den typischen, billig gebauten, amerikanischen Holzhaeusern mit riesigen Grundstuecken ,die sich Meile um Meile an der Landstrasse entlang erstrecken. Einigen Supermaerkten mit obligatorischen Megaparkplaetzen und dem Herzstueck der Stadt. Die Beaufort Waterfront. Eine hoelzerne Promenade mit Schiffsliegeplaetzen und dahinter Restaurants und Tourishops im Westernstadtstyle. Im Dockyard-Cafe an der Waterfront gab es dann den ersten richtigen Burger. Echt lecker. Sogar die Tomaten haben nach Tomaten geschmeckt.

Danach ein kurzer Besuch im Royal-James-Cafe. Der oertliche Billard Salon, wo man vor drei Jahren noch rauchen durfte. Jetzt leider nicht mehr. What ever. Nachdem ich mich wieder mal mit meinem deutschen ID ausweisen musste gab es dann auch ein Bier. Zum rauchen mussten wir dann raus aber selbst auf der Bank vor der Kneipe ist Alkoholverzehr verboten. Der Barkeeper meinte die Chance dabei erwischt zu werden sei relativ gering und so nahmen wir draussen Platz. Sofort waren die Blicke der Passanten weniger freundlich aber wir Quades haben ja manchmal Spass an sowas. Einige Zeit haben wir von unserem Plaetzchen aus das Treiben in und vor der Kneipe betrachtet und uns durchaus amuesiert. Die Sache mit dem Rauchen liess Jens dann aber doch keine Ruhe und so ging es dann weiter zur Handle-Bar, der letzten Bastion aufrechter Kneipenkultur in den Staaten. Von aussen eher Hippiekneipe aber von innen mehr Billardsalon fuer Biker und Arbeiter. Tapeziert mit Rauchverbotsschildern aber die Luft spricht eine andere Sprache. Jedenfalls ein Club in dem nur Mitglieder bedient werden. Jens wollte natuerlich, stolz wie Oskar, seine Mitgliedskarte vorzeigen. Leider ist die wohl in Hamburg geblieben und seine Beteuerungen wirklich ein Member zu sein wurden nicht so wirklich geglaubt. Aber nachdem das schlaue Buch befragt wurde war klar Dschens Cwaedie ist Mitglied und wir wurden sehr freundlich aufgenommen. Ich habe sogar mein bisher einziges Bier ohne ID bekommen und wir wurden zum Osteressen eingeladen.
Gegen 8 wird es hier recht ploetzlich dunkel und wir auch muede. Also ab nach Hause. Man kommt hier ohne Auto nirgendwo hin und die Jarrett-Bay liegt ca. 10 Meilen ausserhalb der Stadt. Aber das ist alles nicht so schlimm denn besoffen Autofahren ist in Amerika echt leichter als in Deutschland. Breite Strassen, die immer geradeaus gehen und Automatikschaltung erleichtern den Heimweg. 😉
Noch schnell am Supermarkt das Noetigste besorgt: Kaffee, Fruehstueck und Eis fuer den kaputten Kuehlschrank etc. und dann ab in die Koje.

0402

Am naechsten morgen dann festgestellt, dass der Herd wohl nicht so will wie wir und der Wasserkocher mangels Strom auch keine Hilfe ist. Was solls. Cornflakes mit Banane reichen auch. Danach noch ein bischen am Schiff rum gepuzzelt und uns danach erkundigt wann das Schiff verholt werden soll. After Lunch. So gegen 1. Wir also in die Stadt um noch rechtzeitig bei der Post zu sein. Ein kleiner Kaffee (ca. 0,4l) an der Waterfront und schoen Karten an unsere Maedels schreiben. Als Wir um halb 1 wieder in der Jarrett-Bay ankommen ist leider das Schiff weg. Zu spaet. Aber macht nichts die tun hier ja den ganzen Tag nichts anderes als Schiffe hin und her zu schieben und haben alles zu unserer Zufriedenheit erledigt. Bei der Suche nach etwas Essbarem zum Mittag dann die Entdeckung. In einer Proviantkiste liegt eine Plastiktuete mit einem undefinierbaren Inhalt. Schokobraun und ca. 1mm dick. Ungefaehr 10 mal 30cm gross. Durchsetzt mit mumifizierten Maden. Das bleibt uebrig wenn man amerikanisches Toastbrot zu lange liegen laesst. Sah ein bischen aus wie Packpapier. Egal die Dosen (seit 2-3 Jahren abgelaufen) waren noch gut und so sind wir nach einem deutschen Mittag guter Dinge aufgebrochen um uns mal den Atlantik anzusehen. Nach Beaufort und dann weiter durch Moorehead-City nach Atlantik-City an den Strand.

Da wollen wir hin!

Dort schon maechtig Osterwochenendbetrieb. Herrliche Sonne (wir haben ca. 22 Grad im Schatten) und feiner weisser Sand wie auf Sylt. Irgendwann hab ichs nicht mehr ausgehalten und bin dann doch ins Wasser. Die Badesaison ist eroeffnet. Am 2. April! Frisch aber angenehm.

Nach dem Bad dann noch ein bischen Kultur. Wir haben uns ein altes Fort angeguckt das wohl im Buergerkrieg hart umkaempft war.

Auf dem Rueckweg dann Abendbrot im Captains-Table wo Vaddern damals nach seinem Krankenhausaufenthalt gefruehstueckt hat und so begeistert war. Ein altes Dinner im klassischen Stil. Ich hatte Schrimps und Pommes mit Pepsi die allerdings wie so oft hier total verchlort war. (Die haben alle solche anlagen wo Leitungswasser mit Sirup und Kohlensaeure versetzt wird und das schmeckt dann halt je nach Wasserqualitaet mehr oder weniger gut). Der Skipper hatte einen Countryham, der total versalzen war, und Kaffee satt zum Essen. Auf jeden fall hatten wir beide ein paar Stunden Magengrimmen. Sind wohl noch nicht so dran gewoehnt uns ausschliesslich von Fritiertem zu ernaehren. Und immer nur Pepsi oder Yuengling-Bier haengt mir auch schon ein wenig zum Hals raus. Ich glaub morgen steig ich um auf Coke und Bud. Aber immerhin ein ganzer Tag ohne Kneipe. Zurueck an Bord haben wir uns dann ums Internet gekuemmert. Ja es laeuft! Leider nur mit 5,5MBit pro s und man fliegt dauernd raus. Egal zum mailen reichts aber irgendwie koennen wir uns noch nicht in den Blog einloggen. Kommt noch.

So es ist spaet. Der Skipper pennt seit ner Stunde und ich bin auch muede. Morgen geht’s in die Kirche zum Ostergottesdienst, danach Festessen in der Handle-Bar. Wenn Jens danach noch fit ist schreibt er euch bestimmt gerne was heute und morgen so passiert ist.

Gute Nacht. Henning

Der erste Tag 31.03.2010

05. April 2010

Beaufort NC, 2. April 2010

So das wichtigste vorweg.
Der Skipper und ich sind heil und sicher im Land der dicken Idioten angekommen. Ich weiss nicht ob sie wirklich so doof sind die Amis, aber sie behandeln sich so. Kaffe ist heiß! Also draufschreiben. Etc.

Das Schiff ist noch da, wenn auch nicht dort wo Christian es zurueckgelassen hat. Und sonst ist auch alles gut.

Aber von vorne:
Nachdem wir beide die letzte Nacht im eigenen Bett kaum schlafen konnten und uns ausgiebig von unseren geliebten Frauen verabschiedet hatten, flogen wir, nach wirklich ausgiebigen Sicherheitskontrollen, puenktlich nach New York wo wir ohne besondere Vorkommnisse landeten. In New York angekommen, dann auschecken und erste Zigarette in Amerika vor dem Flughafen. Leider hatten wir ca. 4 Std Zeit bis zum Weiterflug. D.h. Mit aus- und einchecken keine Zeit mehr in die Stadt zu fahren aber viel Zeit um einfach nur am Flughafen rumzuhaengen. Da wir nach dem schlechten essen auf dem Hinflug schon wieder Hunger hatten und alle Restaurationsbetriebe hinter der Sicherheitsschleuse lagen, sind wir kurzerhand wieder umgedreht und haben uns ein weiteres mal den Sicherheitsheits- (sehr wichtig in den Staaten) kontrollen gestellt. Im Abflugsbereich dann eine erste McDreck Mahlzeit. Danach die Info: unser Weiterflug verschiebt sich um 1,5 Std. Na Prima! Keine Postkarten zu kaufen und auch sonst sind Flughaefen ja nicht unbedingt die spannendsten Orte zum abhaengen. Also haben wir uns eine Bar gesucht und unser erstes amerikanisches Bier getrunken. Schwerer Fehler! Erstens war es nicht gerade billig mit 9$ pro Glas und zweitens steigert Bier bekanntlich den Wunsch zu rauchen. Rauchen darf man aber nicht im Flughafen. What ever. Irgendwie haben wir es doch ausgehalten und nach gefuehlten 2 Tagen Wartezeit ging es dann wirklich los in den Sueden.

In Raleigh angekommen schnell das Gepaeck gegriffen und ab nach draußen zum quarzen. Denkste! In Raleigh darf man nicht mal draußen rauchen. 50 Fuss um das Gebaeude herum Rauchverbot. Irgendwie haben wir es dann doch geschafft und sind in den Shuttlebus zu unserer Autovermietung gestiegen. Eine außerordentlich gut gelaunte, dicke, schwarze Busfahrerin hat uns dann waehrend der Fahrt allerhand Tips gegeben die wir nur sehr Bruchstueckhaft verstehen konnten. Z.B. wie man aus dem Flughafen raus kommt: rechts, links, links, rechts, links, oder so aehnlich. Hat uns alles eher verwirrt als geholfen.
Bei der Autovermietung war die Dame am Schalter ebenfalls ueberaus freundlich und hilfsbereit. Und wer haette das gedacht, ihre Schwester hat am gleichen Tag Geburtstag wie Jens. Um fahren zu duerfen mussten wir uns natuerlich ausweisen. Fuehrerschein ist klar, aber ich brauchte „a second form of identification“. Mein deutscher Perso kam leider nicht so gut an, da sei ne Kreditkarte schon besser geeignet meine Identitaet zu bestaetigen. Jaja die lieben Amis…
Lange Rede kurzer Sinn, wir haben schließlich einen kleinen aber bequemen Chevy mit minimal Ausstattung für einen Monat gemietet. Für deutsche Verhältnisse ein guter Mittelklasse Wagen, aber es war glaube ich der kleinste Wagen aus dem wirklich gigantischen Fuhrpark.
Nachdem wir dann auf eigene Faust (also den Schildern folgend) den Weg aus dem Flughafen fanden, ging es ueber Land in Richtung Küste. Es ist wirklich alles genauso wie im Fernsehen. Nach ein paar Std. Fahrt der erste halt an einem gigantischen Wal-Mart um das noetigste einzukaufen. Bananen (damit wir sagen koennen, dass wir nicht nur Junkfood in uns rein stopfen), ne Palette Yuengling Lager, ne Palette Pepsi, n paar Bonsche, Natchos, ne Pumpgun, ne kleine 9mm fuer den Guertel (safety-reasons) und reichlich Wasser, da das Leitungswasser hier sehr schlecht schmeckt. Das mit dem Wasser aeh Waffen ist natuerlich quatsch. Als wir wieder draussen waren ist es unterdessen leider dunkel geworden und da wir inzwischen schon 22Std auf den Beinen sind beschliessen wir: das naechste Motel ist unser. Economy-Inn ist genau nach unserem Geschmack. Ein kleines Flaches Gebaeude mit kleinen Zimmern vor denen alte, aber grosse Autos parken und sehr unterschiedliche teils zwielichtige Menschen vor den Tueren sitzen. Alles so wie in den Tarrantino Filmen. Hier wollen wir bleiben.
Der tätowierte und selber etwas zwielichtig wirkende Inhaber ist auch sehr freundlich. Leider aber kaum zu verstehen und zu unser aller bedauern hat er nur noch ein letztes Einzelzimmer frei. Also lassen wir uns von ihm beraten und folgen seinem Rat, eine Meile den Highway (zweispurige Landstrasse mit vielen Ampeln) runter soll ein nettes Inn sein. Es ist wohl dem langen Tag geschuldet, dass wir die Abbiegung des Highways verpassen und in die falsche Richtung weiterfahren. Egal ein paar Meilen hinter Goldsboro kommt ein Hollyday-Inn-Express wo wir fuer 79$ ein sehr geraumiges Doppelzimmer mit Badewanne, Glotze, Mikrowelle, Kaffemaschine und Fruehstueck bekommen. Nach dem verdienten Gute-Nacht-Bier geht’s dann gegen 2200 Ortszeit ins Bett.

Wie es weiter geht und was mit dem Internet bzw. Blog los ist, erzaehlen wir morgen.
Henning

Im Mai heißt es wieder „Leinen los,…“

29. März 2010

Nach nun drei Jahren Pause geht es endlich wieder los. Schon am kommenden Mittwoch fliegen Jens und Henning (HEiN Mueck alias „der Brecher“) in die Staaten, nach Beaufort NC, zur Daddeldu.

Was haben wir die ganze Zeit gemacht? Nachdem dann doch sehr plötzlichem Ende des Törns im Sommer 2007, hat Jens sich wieder auf die Familiengeschicke und sein Einkommen konzentriert. Lange Gespräche mit Freunden und Verwandten zeigten schnell, dass wir das Schiff sobald wie möglich zurückholen wollten. Allerdings mussten/müssen vorher dringende Reparaturen erfolgen und Zeit zum Segeln brauchen wir ja auch noch… Gut Ding will bekanntlich Weile haben.

Nachdem unsere Versuche vor Ort engagierte Locals mit einigen Aufgaben zu betrauen allesamt fehlschlugen, haben im Sommer 2009 meine Freundin Anke und ich uns ein Herz gefasst und haben unseren Urlaub auf der trockenliegenden Daddeldu verbracht. Anke hat geputzt, Messing poliert und sich gesonnt. Christan hat sich um die Elektrik gekümmert, geflext, korrosionsschutz aufgetragen und vieles mehr. Nachdem die Mängelliste erstellt, Gespräche mit dem örtlichen Segelmacher und diversen „angeblichen“ Maschinespezialisten geführt waren haben wir dann noch eine Woche die Gegend erkundet.

nach getaner Arbeit,...
Messing wieder blitzeblank, dann die wohlverdiente Pause

Daddeldu, wie ne bunte Kuh
Die „Daddeldu“ in geflecktem Gewand

Autogrammstunde
Autogrammstunde der Legende Richie Havens, beim Beaufort Music Festival

Lenn
Zu Besuch bei unserem Freund Lenn in Philadelphia

Jetzt war klar, wir schaffen das. Ein weiteres Jahr ist nun fast vorrüber. Eine neue Maschine, ein neuer Blister, diverse Tampen und anderes gelöt eingekauft, verschickt und „ganz wichtig“ inzwischen auch in der Jarrett Bay bei der Daddeldu angekommen. Um die ganze Logistik hat sich unser Freund Ralf v. Hafe gekümmert, ohne ihn wäre wohl einiges schwieriger gewesen. Darüber hinaus haben wir über Ralfs Kontakte einen nagelneuen Blister gesponsert bekommen. Fotos folgen.

Wie gehts jetzt weiter? Die Crew ist komplett, der Urlaub genehmigt, die Flüge gebucht. Jens und Henning fliegen also am 31. März nach North Carolina und werden dann ca. weitere 4-5 Wochen am Schiff arbeiten und aufklaren. Ralf v. Hafe (Sohn vom „Rammer“ Jürgen) und ich fliegen dann am 16. Mai hinterher direkt nach Philadelphia. In der Zwischenzeit sollten Jens und Henning dort schon auf uns warten. Ralf wird auf den Azoren aussteigen und seine Koje an Werner übergeben, welcher uns dann bis nach Hamburg begleiten wird. ETA Hamburg 25.07.2010.

Route
gepl. Route: Philadelphia – Bermudas – Azoren – Irland/GB – Helgoland – Hamburg

Wir würden uns freuen, wenn ihr wieder so begeistert an unserem Törn teilhabt. Schreibt Mails, Kommentare im Blog oder lest einfach unsere Geschichten.

Liebe Grüße
Christian

„Great Loop“ erstmal auf Eis gelegt

01. Juni 2007

this is Christian callin`

wie ihr schon auf der daddeldu.de Seite lesen konntet, haben wir am Montag letzter Woche die Daddeldu in der Jarret Bay, North Carolina aus dem Wasser geholt. Willi ist von New Bern mit dem Greyhoundbus abgereist, der Skipper und ich mit einem Mietwagen Richtung New York aufgebrochen. Unterwegs haben wir noch einige Zeit gehabt die Amis und ihr Land besser kennenzulernen. Alles zu erzaehlen wuerde wirklich den Rahmen sprengen, daher nur ein paar kurze Anhaltspunkte. Auf dem Weg nach Norden haben wir u.a in Jamestown und Williamsburg angehalten. Die Englaender waren schon 400 Jahre vorher dort und haben quasi die Grundsteine der ersten Siedlungen gelegt. Anschliessend Washington D.C. und Baltimore. In Philadelphia haben wir einwenig mehr Zeit verbracht, da dort einige Bekannte ansaessig sind. Die Zeit hat uns einmal mehr die Gegensaetze in der Lebensweise der Amis gezeigt. Von dort ging es weiter ueber die US 1 in Richtung „North“ bis nach New York. Diese wirklich erstaunlich grosse und abwechslungsreiche Stadt gefaellt uns beiden sehr gut. Von hier ist der Skipper nun gestern zurueck nach Hause geflogen, ich werde noch zwei Tage in Big Apple bleiben und das Wetter, sowie die Gastfreundschaft unserer Freunde und deren Hunde hier geniessen.

Gruss Christian

16. Mai 2007

Town Creek Marina, Beaufort, NC, 29. April 2007

Yeah, yeah, yeah, yaeh in America…

oder

Murphies Law – the full Monty

Am Samstag, den 21.April, habe ich endlich wieder den Anker aufgeholt und Nassau verlassen. Schlappe 40 Meilen nach Chub Cay auf der Kleinen Bahama Bank. Meine letzte Station im warmen, türkisfarbenen Wasser. Kurz vor 1800 h fällt nach einem wunderschönen Segeltag der Anker vor einer nicht so besonders einladenden Insel. Aber es geht mir gut. Endlich wieder unterwegs!

Der Sonntag vergeht mit einer Überholung der immer noch leckenden Wasserpumpe und dem Austausch des Impellers, Schnorcheln an einem wunderbaren Riff und anschließender Körperpflege. Ein kurzer Landgang zum Chub Cay Segelclub bestätigt meine Vorurteile: Total snobby, nur riesige Motoryachten, Liegegebühren von 3,50 $ pro foot, zzgl. Strom 25,- und Wasser -,40 / Gln.. So fällt mir der Abschied von den Bahamas nicht so schwer. Freue mich auf Amerika.

Um 0900 h bin ich unterwegs bei einer feinen Segelbrise aus NE; die Maschine läuft mit zum Batterieladen. Mittags habe ich die Bank überquert und bin im NW-Channel wieder im tiefen Wasser. Die Maschine ist aus, die Bugwelle rauscht, meine Windfahne hält Kurs. Nach einer Goulaschsuppe mache ich einen Mittagsschlaf. Am Abend legt der Wind zu, eine Schauerböe überzieht mich. Kurz vor Mitternacht dröhnt es wie ein Kanonenschlag. Eine Welle donnert breitseits in die Plicht und das Wasser strömt durch das Küchenluk und den Niedergang auf den Kartentisch. Aber der erste Eindruck ist schlimmer als die Wirklichkeit. Nach einer halben Stunde mit diversen Lappen ist wieder alles in „trockenen Tüchern“. Die Nacht wird anstrengend, doch das Segeln ist super. Der Golfstrom in der Strasse von Florida schiebt mit 3 Knoten mit. Entsprechend ist aber auch die See. In den nächsten 24 Stunden mache ich 152 sm nach Norden gut. Am Abend des Dienstags erreiche ich mit 27 Grad 44 Min. N und 79 Grad 42 Min. W meinen westlichsten Punkt (nachdem ja der eigentliche Great Loop ad Acta gelegt ist). In kurzen Intervallen schlafe ich trotz des Schiffsverkehrs ganz gut. Der Wind kommt inzwischen ziemlich achterlich aus SE und treibt mich ein wenig an den Rand des Golfstroms. Die Wellen sind trotz abnehmenden Windes immer noch beeindruckend. Am Abend muss ich mal wieder die Batterie nachladen. Ich drehe den Zündschlüssel, die Sonne geht gerade unter, der Anlasser röhrt, dann ein knackendes Geräusch und die Maschine bleibt stehen. Zweiter Versuch. Klack. Nichts geht mehr. Deckel zum Maschinenraum auf – und da tropft mir das Motoröl aus dem Luftfilter entgegen. Ich bin verzweifelt. Alles sieht nach einem kapitalen Zylinderschaden aus. Das war’s wohl. Wie soll das weitergehen? Erst einmal Strom sparen und segeln. Leichter gesagt als getan. Der Wind flaut immer mehr ab, ein Counter Current stoppt mich weiter. Etmal nur 106 sm.

Am Donnerstag Abend ziehen aus SW dunkle Schauerwolken auf. Ich binde das erste Reff ein, dann das zweite, dann nehme ich das Groß ganz weg. Um Mitternacht bläst es mit 8 Bft. aus SSW. Inzwischen bin ich auf der Höhe von Charleston, SC, bzw. auf der Höhe von Madeira. Komisch. Vor mir Wetterleuchten. Ich fahre direkt in ein Gewitter, wie ich es noch nicht erlebt habe. Die Blitze folgen in Sekundenabständen. Der Wind legt auf 8 bis 9 zu. Böen erreichen locker 10 Bft. Die Zweite Welle steigt ein und ersäuft den Kartentisch, obwohl ich das untere Schott eingesteckt hatte. Schöne Sauerei. Und noch 95 sm bis Beaufort.

Aber am Morgen hat sich alles erledigt; die Sonne scheint wieder; der Wind ist auf moderate 6 Bft. aus W zurückgegangen. Ich klare auf und mache mir eine dicke Portion Nudeln mit Tomatensoße und Parmesan zum Frühstück. Dann wird ausgerefft und gelüftet. Der Wind nimmt weiter ab und geht auf SW zurück. Am Samstag um 1200 h segel ich wieder mit allem was ich habe – und das ist wenig genug mit meinem Ersatzrigg. Es wird deutlich kühler. Das Wasser hat, nachdem ich den Golfstrom in der Onslow Bay verlassen habe, nur noch 18 Grad und auch die Luft wird entsprechend kühler. Ich ziehe meine Fließjacke über! Aber auch die Cola in der Bilge hat jetzt eine angenehmere Trinktemperatur. Hat eben alles seine zwei Seiten. Um 1800 Uhr am Samstagabend kommt endlich die amerikanische Küste in Sicht. Noch 12 sm bis zum Beaufort Inlet. Doch die ziehen sich. Noch knappe zwei Windstärken, und die immer weiter aus Nord. Der einsetzende Ebbstrom versetzt mich weiter nach Osten aus dem Tonnestrich heraus, so dass ich gegen 2200 h aufgebe und den Anker auf etwa 8m Wassertiefe vor der Küste von North Carolina versenke. Morgen ist auch noch ein Tag.

Dachte ich! Der Anker sitzt. Ich steige auf Deck um das Groß zu versorgen, als eine unerwartete Welle mich mit Gewalt von den Füßen holt und mich Kopfüber in die Plicht stürzen lässt – mit der Stirn auf die Steuerbordwinsch. Im Fallen denke ich noch: “Scheiße, das war es wohl endgültig!“ Benommen rappele ich mich auf und beobachte, als würde ich neben mir stehen, wie das Blut über mein Gesicht läuft. Ich setze mich auf. Scheinbar nichts gebrochen, immerhin. Doch was nun? Noch immer leicht verwirrt hangele ich mich den Niedergang hinunter, greife mir das gerade frisch herausgehängte Geschirrtuch und versuche, die Blutung zu stoppen. Nach zehn – oder zwanzig? – Minuten bin ich endlich in der Lage, meine Situation etwas nüchterner zu betrachten. Gottseidankhatte ich bereits am Nachmittag meine Reservebatterie angeklemmt (Maschine zum Batterieladen war ja nicht mehr), so dass ich mein UKW-Funkgerät betriebsbereit hatte. „US-Coast Guard, this ist the German sailing vessel Daddeldu. I need some assistance!” Ein freundlicher, schwer verständlicher Mensch antwortete auch sofort. Es dauerte einige Zeit, bis wir eine Verständigungsebene gefunden hatte. Die Story war ja auch etwas verworren: Maschinenschaden, kein Wind mehr, Ankern vor der Einfahrt, Unfall an Deck, Arzt notwendig. Aber er versprach, mich abholen zu lassen. Etwa alle zwei Minuten stellte er blöde Fragen: „ What Colour ist the Boat? Do you have an EPIRB? Do you have HF? Do you have an emergency Kit? What time did you drop anchor? How many…? Do you…? Have you…? Will you…?” Er musste wohl sicherstellen, dass ich nicht ins Koma verfallen war. Und ich dachte nur, was ist, wenn du das Schiff jetzt allein lässt? Segel noch nicht gesichert. Ankerkette noch nicht ausreichend. „Give me a break, please!“ sagte ich. Ging an Deck, steckte noch zehn Meter Kette, band die Segel fest und schaltete endlich das Ankerlicht ein. Unter quarkte die Funke. Alles auf Kanal 16. Die North Carolinas hatten ein interessantes Abendprogramm! Nach etwa eineinhalb Stunden, so gegen Mitternacht, ich war fix und fertig, kam endlich das Coast Guard Boot mit Blaulicht ( sie waren zuvor nach Westen abgerauscht, hatten meine Position falsch aufgenommen – oder hatte ich sie falsch durchgegeben?) längsseits, bzw. versuchten sie, längsseits zu kommen. Der Schwell war ziemlich stark, weil inzwischen der volle Ebbstrom lief gegen die vorherige Windrichtung. Aber insgesamt noch moderat. Was hätten die bloß bei schwerem Wetter gemacht??? Jedenfalls konnte ich im fünften oder sechstem Anlauf übersteigen, wurde von sehr netten jungen Leuten gegriffen und durch eine kleine Luke unter Deck in einen hydraulisch gedämpften Sitz geschnallt und ab ging es mit 40 Knoten zur Coast Guard Station nach Atlantik Beach. Unterwegs wurde ich von zwei (schwarz-weißen) Ersthelfern versorgt: Augenreflexe, Blutdruck, Puls. Am Anleger wartete der Ambulance Car (Gruß an Björn) und brachte mich in die Klinik. Dort wurde ich von Claudia aus München erstversorgt. War High-life in Tüten dort. Samstagabend ist Saison. Diverse Sherrifs brachten Leute mit ähnlichen Wunden, allerdings in der Regel wohl stark alkoholisiert, in den Emergency Room und nahmen sie anschließend in Handschellen wieder mit. Um 0500 hatte ich endlich eine saubere Naht mit ca. 30 Stichen auf meiner ja ohnehin schon attraktiven Stirn. „That was really a blow. Straight down to your skull!“ sagte der Doc. Na ja, hätte schlimmer sein können. Eine nette Taxifahrerin brachte mich in die Captains Cabin, das einzige offene Restaurant in der Region, wo ich mein erstes amerikanisches Frühstück genoss: Pfannkuchen, Eier und Speck und Kaffee bis zum Abwinken für 6 $. Gar nicht schlecht. Dann, ich war nämlich in Morehead City, mit einem weiteren Taxi nach Beaufort zu Tow Boat US. Die waren von der Coast Guard beauftragt, mein Boot einzuschleppen. Dafür war ich in meinem Zustand auch ganz dankbar. Es war inzwischen kurz vor sieben Uhr und die Leute waren noch nicht losgefahren. So konnte ich, nachdem ich vergeblich versucht hatte Angelika telefonisch zu erreichen, mitfahren.

Komisch, dachte ich, als wir uns meinem Ankerplatz näherten, ich hatte doch viel näher am Fahrwasser geankert! Aber mein Boot schwamm noch. Ich stieg über. Genug Strom für die Ankerwinsch war auch n och da. Also Schleppleine belegt und Anker auf! Die Überraschung war groß, als die Kette fast an Deck war und – kein Anker mehr dran hing!! Offensichtlich war am frühen Morgen der Kettenschäkel gebrochen. Der Anker lag auf Grund, die Kette an Deck. Noch ein paar Stunden später und Daddeldu hätte am Cape Lookout am Strand gelegen. Ich finde, das reicht jetzt aber.

Um 1000 Uhr war Daddeldu in Beaufort in der Town Creek Marina am Steg fest. Noch ein paar Formalitäten und ich fiel tot in die Koje.

This was my first step to America.

Wiedersehen auf Tobago

05. Februar 2007

Nun ist es schon zwei Wochen her, dass ich aus dem wunderschönen Urlaub zurückgekehrt bin. Inzwischen habe ich mich wieder an die Kälte gewöhnt und Papa und Jürgen sind mir mit der Aktualisierung der Homepage zuvor gekommen. Ich werde trotzdem versuchen noch einen kleinen Bericht über die Reise und unser Wiedersehen zu schreiben.

Bevor die Reise am 07.01.2007 endlich losgehen konnte gab es noch einige Aufträge zu erfüllen. Das neue Ruder für die Selbststeueranlage war ja bereits angekommen, aber das sollte es noch nicht gewesen sein. Spezialwerkzeuge, Ölfilter, Pumpen und was weiß ich noch alles mussten beschafft werden. Und dann sollte auch noch alles in die Tasche passen und durch die Sicherheitskontrollen kommen. Mit nur 2 kg Übergepäck ging es dann Samstag Abend endlich zum Flughafen. Die Sicherheitskontrollen waren einfacher als gedacht. Anscheinend ist es auch bei den heutigen Sicherheitskontrollen ganz normal, wenn kleine Mädchen mit Ölfiltern und schweren Werkzeugen durch die Gegend reisen! Aber wehe man hat Sonnencreme im Handgepäck…. Sonntag Morgen um kurz nach 6.00 Uhr ging der Flieger dann endlich los. Auch auf Tobago ging alles glatt und ab Montag setze dann die Entspannung ein. Das Haus war super, die Insel wunderschön und das Wetter gut. Nun stellte sich nur noch die Frage, wie die Teile dann zum Schiff kommen. Da der Mast noch nicht stand und die benötigten Ersatzteile für den Motor sich ja in meinem Gepäck befanden, musste eine Lösung her. Nach einigen sms und e-mails war dann klar, dass ein Flug von Barbados nach Tobago günstiger als ein Fed-Ex-Transport ist. Somit kam Papa dann am Freitag Nachmittag mit dem Flieger auf Tobago an und hat drei Tage mit uns in der Villa gehaust!

Am Samstag haben wir alle zusammen mit unseren Autos eine Tour über die Insel gemacht. Dabei haben wir dann bei unserem Mittagsstopp in der Castara Bay zwei Segler getroffen, die Papa bereits gut aus Barbados kannte. Wir haben bei der Tour dann schon mal Ausschau nach den besten Ankerbuchten gehalten und den Regenwald durchquert. Auf dem Rückweg sind wir bei einer Probe einer riesigen Schüler Steelband vorbeigekommen und haben angehalten. Nach freundlichem Nachfragen durften wir reinkommen und zuhören. Das war wirklich beeindruckend und ist so schwer zu beschreiben.

Samstag Abend sind Papa, Anja und ich auf Anraten unserer Haushälterin zu einem Calypso-Festival gefahren. Es sollte um 22.30 Uhr beginnen. Gegen halb 1 haben wir das Festival wieder verlassen und hatten immer noch keinen Calypso gehört. Das Verlassen des Festivals war im Übrigen auch einfacher gesagt als getan. Normaler weise werden die Ausgänge nämlich erst um 2 Uhr wieder geöffnet! Die Polizisten am Ausgang schickten uns zu den Sicherheitsleuten am Zaun. Die sagten sie dürften uns nicht rauslassen. (Only in an emergency!) Die Sicherheitsleute fragten wiederum einen anderen Polizisten der uns dann nach einigem Hin und Her zum Ausgang geleitete und wir dann schließlich gehen durften.

Am Sonntag haben wir noch einen Ausflug zu nicht so aufregenden Wasserfällen gemacht. Aber die Umgebung war trotzdem sehr schön und interessant. Abends ging es dann zu der berühmten „Sunday School“ Beachparty in Buccoo. Tja und Montag Mittag mussten wir Papa auch schon wieder zum Flughafen bringen. Anschließend haben wir dann noch eine Schnorchel-Tour zum Buccoo-Reef gemacht.

Den Rest der Woche haben wir weiter mit lesen, baden und Essen verbracht. Aber zwischendurch haben wir auch noch ein paar kleine Abenteuer erlebt. Z.B. eine Wanderung durch den Regenwald und eine Überfahrt mit einem kleinen Fischerboot zu einer unbewohnten Vogelinsel. Alles in allem kann ich die Insel sehr empfehlen. Die Leute sind nett, es gibt nicht viele Touristen und die Landschaft ist wunderschön.

Unsere Terasse

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 Sonnenaufgang von unserer Terasse aus gesehen

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„Alte Bekannte“ in der Castara Bay

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Englishman`s Bay

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Steelband Orchestra

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Jens und Mone beim Festival

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Blick auf die versteckte Pirates Bay

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Admin wieder online

07. Januar 2007

Liebe Leser,

wie ihr sicherlich  bemerkt habt, war ich in den letzten 3-4 Monaten nicht  präsent auf der Homepage und im Blog. Dies hatte verschiedenste Gründe, allen vorran mein Umzug und damit verbunden das fehlende Internet zu Hause. Dieses fehlt leider weiterhin. Der Zugang mit meinem privaten PC ins Internet ist zwingend erforderlich, da ich ohne meine gesicherten Passwörter überhaupt kein Zugang zum Blog und der Homepage etc. habe. Nun bin ich mit aller Hardware bei meiner Freundin online und werde das Tagesgeschäft auf See und in der Heimat wieder koordinieren können. Bitte dafür um Nachsicht und Entschuldige mich.
Nun aber zu den aktuellen Sachen. Wie ihr der Homepage schon entnehmen konntet, ist die Daddeldu mit gesunder Crew über den Atlantik gekommen und hat Barbados erreicht. Leider etwas „gerupft“ wie der Skipper die Situation beschreibt. Die sehr seetüchtige Daddeldu hat auf dem Atlantik Mastbruch erlitten, so dass die letzten 12 Tage mit einem provisorischen Rigg gesegelt wurde. Damit noch nicht genug, hat nach einiger Zeit auch die Maschine größeren Schaden genommen und Seewasser geschluckt. Schön schiet, nech…
Die letzte Crew ist mittlerweile schon eine gute Woche von Bord und der Skipper mit allerlei Reperaturen beschäftigt. Simone, Skippers Tochter, ist heute auf dem Weg nach Trinidad und bringt diverse Ersatzteile für die Maschine mit. Ein neuer Mast scheint ebenso schon gefunden, ist allerdings noch nicht aufgeriggt. Alles in allem sah es zwischendurch Böse aus, aber alle haben wieder neuen Mut und Kraft geschöpft für die zu bewältigenden Aufgaben.

Als nächstes wird Jürgen v. Hafe, welcher auch zur Startcrew gehörte, an Bord gehen und den Skipper einige Wochen begleiten.

Ich bitte euch bei wichtigen Fragen mir eine eMail an folgende Adresse zu schreiben: christian.quade at de.endress.com

Alles andere kann wie gewonht an meine private Adresse gehen, mit dem Unterschied dass ich diese jetzt zumindest 2-3 mal die Woche abrufe und auch beantworten kann.

Soviel erstmal dazu. Ich wünsche euch allen ein schönes, gesundes und erfolgreiches Jahr und freue mich weiterhin über reges Interesse und Teilnahme.

Schönen Gruß

Christian