0408 Wir sind auf Öl gestoßen!

Beaufort, NC, 9. April ’10

0408

Hallo liebe Leser, hier meldet sich wieder der Auslandskorrespondent Ihres Vertrauens.

Was war los in Carolina?
Nicht viel, verglichen mit der spektakulaeren Motormeldung vom Vortag. Wie angekuendigt machte Jens sich erst einmal ans Ausschoepfen der Motorbilge, waehrend ich die letzen Blaetter der Schraube polierte.

Das schwarze Gold

Leider musste ich dabei feststellen: Antifouling-Messingstaub-Gemisch ist eine fiese Sache. Denn meine Fingerabdruecke mit eben jener Substanz hatten sich wieder fest gesetzt und muessen jetzt noch einmal abgeschmirgelt werden. Egal, die letzten Blattseiten frisch gemacht und die fein Arbeit kommt dann dran, wenn wir so weit sind die Schraube auch gleich neu zu lackieren. Als ich damit fertig war hab‘ ich…
Geil! Ich hab‘ grad‘ durch Zufall ein paar Umlaute auf der portugiesischen Tastatur entdeckt. Guckt mal: Ää Üü. Vielleicht finde ich ja noch mehr.
…Jens abgeloest und …ö Hah! Da ist es. Also: …abgelöst und er machte sich daran, einzelne Maschinenteile vor zu bereiten. Zwischendurch brachte ich noch das Altöl weg. Bislang ca. 30 Liter aus der Bilge. Und da ist bestimmt nochmal so viel. Gut ist kein reines Öl sondern ein Gemisch aus Diesel, Öl und Seewasser aber das machts ja nicht besser. Auf dem Weg zum Öltank schaute ich noch bei Rich, dem Lagerchef der Werft vorbei, um zu gucken ob er uns neue Gummi gefederte Sockelschrauben fuer die Maschine besorgen kann. Rich ist echt nett und hat sich wirklich Mühe gegeben. Natürlich haben die hier so kleine Dinger, für ’ne 440 pound Maschine und dann noch mit metrischen Maßen, nicht auf Lager aber er versprach mal im Netz auf die Suche zu gehen. Ich also zurück in den Maschinenraum um mit dem Schwamm die leckere Flüssigkeit auf zu saugen. Ganz schöner Schweinkram. Aber wat mutt, dat mutt. Irgendwann hatten wir die MOTORbilge fast trocken und so konnte man sehen, dass immer wieder Öl aus der Hauptbilge nach lief. Wir wussten schon, irgendwo muss ein Leck in der Bilgeabdichtung sein. Desswegen hatten wir ja Jahrelang so einen erfrischenden Dieselgeruch im Schiff und die Konserven die in der Bilge gelagert waren hatten immer einen leichten Ölfilm. Jetzt wissen wir wo das Leck ist und können es endlich abdichten, wenn die Bilge denn endlich mal trocken ist. Inzwischen ist sie übrigens wieder voll gelaufen. Das bedeutet morgen das gleiche nochmal. Kann ja jetzt hoffentlich nicht mehr soviel kommen. Öl geht übrigens hervorragend von den Händen ab, wenn man Diesel zum Waschen nimmt. Ist aber nicht so schön für die Haut. Wieder was gelernt. Wie Christian sagt: Wenn das hier vorbei ist, ist aus seinem Sozialpädagogenbruder noch ein richtiger Schlosser geworden.

Gegen Mittag dann ein kleiner Snack und danach noch ein wenig Motorenteile säubern und abschleifen. Um 5 machen hier die meisten Spezialgeschäfte und Handwerksbetriebe zu, darum haben wir gegen 3 Schluss gemacht und sind nochmal zu Rich. Der hatte in der zwischenzeit unsere Sockelschrauben gefunden und nach kurzer Beratung beschlossen wir uns die Dinger von der Westküste schicken zu lassen. Alles nicht billig, aber das hatten wir ja schon. Anschließend setzten wir uns in den schönen weißen Chevy und sind, einem Tip von Rusty’s Bruder Bill folgend, aufgebrochen um eine kleine Werkstadt aufzusuchen. Dort sollte man uns helfen können eine abgebrochene Schraube aus der Dieselpumpe zu kriegen. Wir also, neue Pfade beschreitend, durchs Armenviertel von Beaufort. Vorbei an echt herunter gekommenen Häusern und Trailern, zwischen denen immer wieder überwucherte Spielplätze und kleine Privatfriedhöfe lagen, die Landstraße entlang auf der suche nach dieser Werkstadt. Und siehe da beim ersten Anlauf gefunden. Ist hier immer so eine Sache, da es keine Fußgänger gibt und man folglich auch niemanden fragen kann. Die Werkstatt sah ebenfalls ziemlich verkommen aus, aber schien gut ausgerüstet. Der Typ dem der Laden gehörte war relativ ruhig und für einen Ammi geradezu maulfaul aber freundlich. Er muss mal gucken ob er da ran kommt denn für unsere komischen Europäischen Maße hat er natürlich kein passendes Werkzeug, aber vielleicht kann er die Schraube einfach raus bohren und uns ein nächst größeres amerikanisches Gewinde rein fräsen. Morgen Mittag sollen wir wieder kommen. Ok, immer noch besser als für 300 $ ne neue Pumpe zu kaufen. Anschließend weiter nach Moorehead. Dort soll es ca. 3 Meilen hinter dem Krankenhaus den Laden „International-Batteries“ geben, wo man unsere defekte(?) Bordnetzbatterie durch checken kann. Wir haben ja immer noch kein Strom im Bordnetz. Nur der Laptop läuft über Landstrom. Wir also die Hauptstraße entlang und immer schön Schilder lesen. Ganz schön nervig, denn davon gibt’s hier viele und wenn man die ganzen Marken nicht kennt muss man echt jedes Schild lesen. Leider haben wir den Laden nicht gefunden und mussten unverichteter Dinge wieder umdrehen. Auf dem Rückweg noch ein Stopp bei Ace-Marines um Rostschutzfarbe etc. zu besorgen. Dann ’n Feierabendbier in der Handle-Bar

Die Handle-Bar...


...von außen und...


...bei Licht betrachtet.

und auf dem Rückweg noch ein Grosseinkauf bei Food-Lion und der Drogerie Family-Dollar. Dann ab nach haus. Dort noch ein kleines Kaltgetränk und eine nette Unterhaltung. Danach endgültig reif für die Koje.

Typisch Deutsch: Lager-Bier vom Oktoberfest auf St. Pauli. Das kann ja nur aus Bremen kommen.

Henning

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