Archiv für Mai 2010

Wir sind dann mal weg…

Donnerstag, 20. Mai 2010

Ich muss nochmal betonen, dass uns keine Schuld trifft an eurer Versorgungsluecke, was den Informationsfluss angeht. Es ist schlicht nicht moeglich ins Netz zu kommen. Jetzt gerade steh ich beim Hafenmeister im Buero und kann hier auch keine USB Sticks anschliessen. Deshalb nur kurz:

Uns geht es gut, wir haben ein wenig gefeiert und viel gearbeitet! Das Schiff ist jetzt soweit, dass wir unseren ersten Schlag wagen wollen. Morgen (Freitag) um halb 8 wollen wir an die Tanke und nochmal Diesel und Wasser bunkern. Direkt im Anschluss heisst es Leinen los Richtung Bermudas. Das sind ca. 650 Seemeilen und wenn der Wind guenstig ist, sieht momentan eher nach zuwenig aus, werden wir ca. 7 Tage unterwegs sein.

Also ETA St. George Freitag der 28. Mai.

!!!Ich moechte hier noch einmal ausdruecklich darauf hinweisen, dass das ein geschaetztes Datum ist und euch bitten nicht gleich in Panik aus zu brechen wenn wir uns um ein paar Tage verspaeten.!!!

Liebe Gruesse an euch alle und drueckt uns die Daumen, dass es ein guter Trip wird. Wir melden uns wenn wir da sind.

Im Auftrag der ganzen Crew, Henning

Vier.

Mittwoch, 19. Mai 2010

A. B. d. Daddeldu, Portsmouth, Va, 17. Mai ’10

Tscha,…nu sind wir vier…
Und es ist gut!

Jens und ich haben den Sonntag noch für letzte Arbeiten und das große Klarschiffmachen genutzt, uns nochmal Nudeln gekocht, nen Mittagsschlaf gehalten und dann sehr gespannt auf unsere neuen Crewmitglieder gewartet. Die Ansage war ja sie sind gegen halb elf an Bord. Das habe ich zwar nicht geglaubt aber als wir fertig waren und ich mir gerade mein neues Buch gegriffen hatte, der optimistische Skipper suchte gerade seine Jacke um zum Parkplatz zu gucken, hörten wir vertraute Laute von draußen. Man sprach Deutsch. 22:30. Das waren sie! Aufgeregt und müde aber gut drauf und satt. Das erste Übersteigen vom Steg an Bord gut gemeistert. Alle ein wenig, verlegen ist das falsche Wort, aber so ähnlich. Jedenfalls haben wir uns gefreut, dass die Verstärkung endlich da war und die beiden waren, so glaube ich, recht glücklich nach fast 24 Stunden Reisezeit endlich am Ziel zu sein.

Erst mal ein kleiner Begrüßungsschluck in der Plicht. Ankommen lassen hatten wir uns vorgenommen, aber als sie dann da waren, wollten wir doch erzählen was wir in den letzten Wochen so gefühlt und erlebt hatten. Die beiden Neuen waren ganz schön platt und hatten mehr Augen für die Skyline von Norfolk und das Schiff als ein Ohr für unsere Geschichten. Aber das wussten wir ja schon vorher. Wir hatten uns überlegt, wenn Christian und Ralf da sind, werden sie wohl fertig aber aufgeregt sein und um ihnen den Weg in die Koje zu erleichtern wollten wir ihnen ein paar schön langweilige Geschichten über unsere harte Arbeit erzählen. Der Plan ist aufgegangen. Trotz ernsthafter Bemühung zur Zurückhaltung kamen so Sachen wie „…und diese Hitze, und wieder Leiter rauf, Leiter runter, Leiter rauf, Leiter runter…“ auf den Tisch. Wir haben viel gelacht, vor allem über uns selber und um viertel vor zwei lag auch der letzte in der Koje.

Jens und ich hatten ja noch Bescherung. Es gab Post von unseren Liebsten und ich kann sagen, für mich war es besser als Weihnachten, aber das geht euch nichts an…

Als ich um neun vom Duschen kam hatte Ralf schon einen Ausflug zum Bäcker hinter sich und Jens hatte Kaffe gekocht. Ich habe Christian geweckt, der noch ganz im St. Pauli Fieber schwelgte und den Tag mit dem Gesang „Wir haben Hamburger Wetter, Hamburger Wetter…“ usw. usf. begrüßte. Er hatte recht und bis jetzt (20:41) hat sich nix geändert. Egal! Es gab erst mal Frühstück. Lecker Sandwiches und Kaffee. Dann die obligatorische Tagesplanung. Wir wollten die Segel nochmal prüfen und so hatten unsere „Neuen“ Gelegenheit mal „’n büschen Seeluft“ zu schnuppern. Erste Fock runter, zweite Fock hoch und wieder runter. Dann beide zusammenpacken. Schon mal üben. Nächstes mal ist mit Seegang und Wind. Dann sind Ralf und Jens mit der Karre in die Stadt, Besorgungen zu machen.

(Zwischenkommentar: Die neuen haben auch Nachrichten aus Europa mitgebracht, z. B. die Scheiße die BP im Golf von Mexico verzapft, außer den Anwohnern die direkt betroffen sind interessiert das in Amerika keine Sau. N heftiger Regenguss in Ohio gibt ’ne Sondersendung auf dem Weatherchannel und wenn irgendein Promi Koitus gehabt hat, wird drei Tage auf allen Kanälen mit mindesten fünf Betroffenheitsexperten darüber diskutiert. Das beschert mir gerade sehr ambivalente Gefühle, einerseits bin ich froh soviel nicht mitgekriegt zu haben, andererseits macht mich dieses Ungleichgewicht in der Berichterstattung wirklich zornig.) Nun gut, is‘ halt mein persönliches Problem… Am Salontisch neben mir wird gerade über Grundsätze in Bildungs- und Ausbildungsystemen diskutiert. 🙂

Weiter im Text:
Chris sortierte seine Sachen in die Stauräume und ich genoss den freien Vormittag mit lesen. Dann ein paar Tratschgeschichten aus Hamburg und schon kamen die beiden „Alten“ mit zwei riesen Pizzen wieder. Endlich was zu Essen. Nach dem Mittag hatten Christian und ich das Auto und ’nen langen Zettel mit Kaufaufträgen für unseren „Lieblingsladen“ Westmarine. Es war immer noch kalt, knappe 15 Grad und strömender Dauerregen. Trotz widriger Sicht und, für uns, verwirrender Straßenführung und Beschilderung fand Christian sicher den Weg zum Laden. Eine geradezu winzige West-Marine Niederlassung und das üblich ahnungslose Personal. Wir suchten uns ein paar Teile auf eigene Faust und als wir Hilfe brauchten um 150 Fuß Schwimmleine abgeschnitten zu bekommen, brach ich schon wieder innerlich zusammen. Die junge Frau die diesen Job für uns übernehmen sollte erfüllte auch prompt alle meine Vorurteile. Christian verdrückte sich sofort zu denn Navigationsgeräten und ich hatte schon nach fünfzehn Minuten die Leine. Ich erspare euch die Einzelheiten.

Als ich dann nach Seekarten fragte, war sie so ehrlich zuzugeben, dass sie keine Ahnung hat und der Mann der weiß wovon er redet gerade am Telefon ist. Aber siehe da, der Stellvertretende Geschäftsführer hatte wirklich Plan. Mit ihm haben wir die nächste Stunde am Telefon und am Rechner verbracht und er hat uns das benötigte Material aus Kalifornien bestellt oder uns zu Spezialgeschäften verwiesen. Diese Spezialgeschäfte waren dann auch ihren Namen wert und nach einem kleinen Stopp bei Food-Lion schafften wir es gerade noch rechtzeitig zur Happy-Hour ins Deck-House in der Marina.

Ich habe schon im Auto zu Christian gesagt „Ich krieg ’n Hals wen ich nur dran denke jetzt in dem Scheissladen ein schlechtes Bier trinken zu müssen“. Gute Voraussetzungen für einen schönen Abend…
Als wir den Raum betraten, saßen Ralf und Jens an einem Tisch am Fenster mit Blick über die Bucht. Vor ihnen ein Teller mit Austern und einer mit dicken Krebsen, beide ein Getränk und ein fettes Grinsen am Mann, der Skipper noch ’ne Kippe in der Hand. Das sieht gut aus… Wir setzen uns dazu, mein Misstrauen sinkt und zack! Da steht sie. Kathie die Kellnerin. Ungefragt und aufmerksam. Nicht besonders hübsch, aber rotzfrech und sehr sympathisch. Ja wir wollen ein Bier und diese Sorte schmeckt auch. (Irgendwas irisches). Wir kosten die Speisen unserer Vorhut und bestellen Calamari und Austern für jeweils vier Dollar. Boah ist das super! Happy hour! Kathie kommt ungefragt in den richtigen Momenten und drückt uns freche Sprüche. Die beste Servicekraft die ich seit langer Zeit gesehen habe. Egal wo. Wir fühlen uns pudelwohl und bestellen mehrfach nach. Sowohl Essen als auch Getränke. Die Crew wächst zusammen.

Kathie erkundigt sich nach unseren Segelgeschichten und der ältere, etwas angetrunkene Seemann von der Bar mischte sich ein. Er kam an unseren Tisch und erzählte uns stolz einige geschichtliche Anekdoten über den Sezessionskrieg und die Geschichte von Virginia. Schwer zu verstehen, besonders für die Neuankömmlinge, aber durchaus nicht dumm und auch interessant. Nach jeder kurzen Story dreht er ab und wir sind schon sicher uns auf deutsch weiter unterhalten zu können. Dann kommt er zurück und setzt noch einen drauf. Wir lachen schon drüber aber er erzählt auch keine Scheiße. Alter Navy Seal und Vietnam Veteran. Auch ein paar Storys über Segelerlebnisse und den zweiten Weltkrieg und Krieg allgemein aber alles durchaus in Ordnung und ohne Aufschneiderei und auch unsere Erfahrungen und Pläne behandelt er angemessen.

Als die Happy Hour um 1830 zu ende geht übersteigen die Getränkepreise wieder unsere Verhältnisse und wir verholen an Bord. Hier sitzen wir immer noch und fühlen uns wohl.

2200. Gute Nacht.

Henning

Norfolk

Sonntag, 16. Mai 2010

Portsmouth, VA, 15. Mai ’10

Jetzt hätte ich aus lauter Gewohnheit beinahe Beaufort geschrieben.
Es ist Samstag Abend und wie die meisten jungen Männer meiner Generation, verbringe ich das Wochenende gerne im Waschsalon. Ich habe gerade die fünfte und sechste Ladung Wäsche in den Trockner befördert, damit unseren neuen Crewmitglieder morgen auch eine frisch bezogene Kojen vorfinden.

Ich habe hier leider keinen Netzanschluß aber wenn die recht willkürliche Internetverbindung heute gnädig, ist kann ich gleich vom Steg aus noch diesen Text hochladen.

Wie ja schon berichtet liegen wir in Portsmouth. (In meiner Erinnerung verschwimmen die Tage ein wenig aber ich versuche mal zu rekonstruieren was so geschah.) Am Donnerstag haben wir uns erst mal orientiert und beschlossen die Einkäufe lieber mit Ralf und Christians Mietwagen zu tätigen als mit dem Taxi. Ein bisschen Sightseeing sollte aber dennoch sein. Also stiegen wir nach dem Mittag in die Fähre, die uns über den Elisabethriver ins Stadtzentrum von Norfolk bringen sollte. Nach dem obligatorischen Besuch beim Hafenmeister in der Downtown Marina und einem kurzen Schnack, schlenderten wir am Wasser entlang. Alles ziemlich steril. Hohe Glaskästen von irgendwelchen Banken oder anderen Firmen. Eine gepflasterte Uferpromenade und so weiter. Ganz nett aber nicht wirklich aufregend und wir wurden in unserer Entscheidung, lieber in Portsmouth festgemacht zu haben, bestätigt.

An der Uferpromenade lag aber auch das Nauticus, ein Marine und Schiffahrtsmuseum. Dort sind wir hinein. Eine Menge sehr anschaulich verdeutlichter Beispiele für die faszinierende Welt der Meere. So steht zum Beispiel in der Eingangshalle ein zwei Meter hoher Salzstreuer. Aus dem Salz ragt die Spitze des Empire State Buildings. Wenn man den Text darunter aufmerksam durchliest, erfährt man, dass in allen Weltmeeren zusammen, soviel Salz gelöst ist, dass es, wenn man es rekristalisieren und über dem amerikanischen Kontinent ausstreuen würde, ausreicht um einen so und so hohen Salzberg über der ganzen USA aufzutürmen. Solcher Art waren die meisten Informationen in dem Museum, also alles sehr kindgerecht. Wir hatten jedenfalls unseren Spaß. Es gab viel interaktives zu erleben und man konnte horseshoe crabs aus dem Wasser heben. Das sind Krebse die bis zu 50 cm breit werden und sich komplett unter unter ihrem Panzer verstecken, der wie ein großer Stein (oder eben Pferdehuf) mit einem langen Schwanz ausseiht.

Sturm im Wasserglas.

Das Herzstück der Ausstellung ist die USS Wisconsin, ein dickes Kriegsschiff (keine Ahnung was für eins, ich glaube ein Schlachtschiff). Die Wiscy, wie sie liebevoll genannt wird, war schon im Zweiten Weltkrieg im Einsatz, hat aber auch noch im Irak ’ne Menge zu Klummp geschossen. Im Museum selbst waren jede Menge Computer und Simulatoren aufgebaut an denen man selber, recht realistisch, auf U-Boot-Jagd gehen konnte oder mit Flugzeugen fliegen etc. Auf jeden Fall viel Spielzeug um kleine Jungs wie mich anzufixen, sich zur Marine zu melden. So ist es auch kein Zufall, dass sich im gleichen Gebäude ein Rekrutierungsbüro der Navy befindet. Aber ich habe ja schon eine Heuer für die nächsten zwei Monate.

Navy-Pilot

An Bord der...

...USS Wisconsin.

Nach unserem durchaus spaßigen Museumsbesuch schlenderten wir dann durch die Innenstadt. Kam alles ein wenig so rüber, wie die Straßen um die Mönkebergstraße herum. Restaurants die Mittagstische für Bänker anbieten und sonst tote Hose. Auffällig war, dass viele Läden einen recht umfassenden Dresscode haben. Wir wurden in einer Sportsbar trotz meines eigentlich verbotenen Kapuzenpullovers bedient. Ich vermute mal der Dresscode ist nur ein Vorwand um bestimmte Personen fernhalten zu können, ohne eine Diskriminierungsklage an den Hals zu bekommen. Nachdem wir uns gestärkt hatten, machten wir auf dem Nachhauseweg noch ein paar Umwege an historischen Gebäuden entlang bevor wir wieder auf die Fähre stiegen.

House rules.

Norfolk by night.

Am Freitag war wieder Arbeit angesagt und dazu passend war die Temperatur über Nacht um gute zwanzig Grad gestiegen. Wir hatten angenehme 35 Grad im Schatten und werkelten fröhlich vor uns hin. Jetzt läuft die Pinne wieder leichter (einer der Gründe warum wir noch nicht segeln konnten) und unzählige Kleinigkeiten mit denen ich euch hier nicht langweilen will sind erledigt.

Heute hatten wir in etwa das selbe Programm und morgen werden wir noch ein paar Stellen nach lackieren und den Backofen wieder einsatzbereit machen, damit Ralf uns auf dem Atlantik auch immer frische Brötchen zum Frühstück machen kann.

Morgen erwarten wir unsere neuen Rekruten so gegen Mitternacht an Bord. Die dürfen sich dann noch einen Tag eingewöhnen und Dienstag werden wir Vorräte bunkern. Wenn wir im nächsten Hafen sind (St. George, Bermudas) brauchen Jens und ich nur noch To-Do-Listen schreiben. Wir gehen dann schnorcheln und kontrollieren abends ob Ralf und Christian auch alles richtig gemacht haben. 😉

Wir melden uns sicher noch mal vor der Abreise. Bis dahin:

Be safe! Euer Henning

Join the Navy!

Donnerstag, 13. Mai 2010

A. B. d. Daddeldu, Portsmouth, VA, 13. Mai ’10

Das erste Etappenziel ist geschafft! Wir liegen sicher in der Tidewater Marina in Portsmouth, gegenüber von Norfolk mit einem recht netten Blick auf die Skiyline. Aber bis hierher waren es noch 48 Seemeilen von Coinjock. Über diesen Weg werde ich euch nun berichten.

Tidewater Marina mit der Norfolk Skyline.

Um sieben Uhr fünfzehn hieß es Leinen los und ich fuhr meinen erstes Ablegemanöver seit vier Jahren. Die Bedingungen waren denkbar günstig und so klappte auch alles reibungslos. Wir fuhren noch einige Meilen bei leichtem Wind und angenehmen Sonnenschein auf dem Kanal bevor sich vor uns der Currituck Sound öffnete. Hier färbte sich das Wasser allmählich ins gräuliche und eine sehr schmale Fahrrinne führte durch den breiten aber flachen Sund. Am Ufer Wiesen und Wälder, eine Atmosphäre wie im Wattenmeer. Es war wenig Wind angesagt aber als wir die Landabdeckung verließen frischte es buchstäblich aus heiterem Himmel auf. Eine nicht sehr hohe aber steile See baute sich auf. Obwohl wir ja kein einziges Segel gesetzt hatten schoben wir ganz schön Lage.

Wieder so'n Schrottfoto.

Nach ca. 10 Seemeilen auf dem offenen Sund kamen wir wieder in die Landabdeckung und fuhren, nun windgeschützt, in den North Landing River ein. Der N. L. River ist ein wenig breiter als die Kanäle, aber nicht viel, und schlängelt sich sehr hübsch durch die Landschaft. Da unsere schönen Fotos von gestern ja versehentlich gelöscht wurden, wollten wir heute ein paar neue machen um euch die schöne Natur zu zeigen. Leider ist der Fluss ein wenig breiter, folglich sind die Tiere auch weiter weg. Auch war das Licht nicht so schön wie Dienstag morgen aber wir haben trotzdem einige tolle Fotos machen können. Ich wollte auch mal die Kamera bedienen, hatte aber keine vernünftige Einweisung bekommen und alles macht die Automatik nun auch nicht. So sind traurigerweise ein paar wirklich starke Möglichkeiten durch mein Unvermögen versaut worden. Egal, dafür hab ich ’nen Weisskopfseeadler erwischt!

North Landing River.

Das Wappentier...

...landet!

Hightech vs. nature.

Nach einigen Stunden mündete der Fluss in den Albemarle and Chesapeake Canal und die ersten industriellen Vorbooten von Norfolk tauchten auf. Trotzdem gab es noch einiges am Ufer zu sehen und Virginia scheint vor Schildkröten nur so zu wimmeln. Im Fluss war auf fast jedem Seezeichen ein Adlerhorst gewesen aber auch unter der Autobahnbrücke vor Norfolk nisten diese mächtigen Tiere. Unter der Brücke durchzufahren war übrigens sehr unheimlich, denn der Strassenbelag bestand nur aus einem Gitterrost und so konnte man die Autos von unten sehen, die über einen hinwegbrausten. Eine Schleuse, das Great Bridge Lock, war noch zu passieren. Ich fuhr das Schleusenmanöver. Leider war ich beim Aufstoppen etwas zaghaft und so ist der Rumpf ein wenig an die Wand gerummst. Aber so was passiert eben. Vorbei an einer Abwrackwerft und vielen Schüttgutverladestellen kamen wir dann in den Industriehafen von Norfolk. Ein echt merkwürdiges Gefühl nach so vielen Tagen in der Natur wieder in eine Großstadt einzulaufen. Wie das wohl erst nach der Atlantikquerung in Hamburg wird? Kann ich mir noch gar nicht vorstellen.

Ne Schildi...

Ein Reiher.

Ein anderer Reiher.

Seltsame Schilder...

In der Schleuse.

Und noch so'n Schrottbild...

Der Hafen von Norfolk ist echt groß! Und hier ist ja der Hauptstützpunkt der Atlantikflotte. Wir fuhren an einigen Marinewerften vorbei. Hier lagen, teilweise uralte, Kriegsschiffe von denen einige so aussahen als wären sie schon im Vietnamkrieg im Einsatz gewesen. Sogar ein kleiner Flugzeugträger war da. Aber ich glaub die Ammis stehen nicht drauf wenn man ihre ihre Kriegsschiffe direkt fotografiert und so haben wir uns einige wirklich spektakuläre Perspektiven lieber so eingeprägt.

Marinewerften soweit das Auge reicht.

Reethe-Hubbrücke in Wilhelmsburg?

Dann kamen wir in den Stadthafen und hatten die Qual der Wahl, welche der Marinas wir anlaufen sollten. In unserem Atlantikhandbuch war nur die Downtown Marina in Norfolk näher beschrieben, aber die liegt direkt an der Hafenautobahn am Bankenviertel und schon im Vorbeifahren war es tierisch laut und dauernd fuhren Polizei und Feuerwehr mit Sirenen vorbei. So folgte der Skipper lieber seinem Instinkt und steuerte auf die andere Flussseite. Jetzt liegen wir an der Altstadt von Portsmouth und ich glaube hier ist es echt ganz nett. Nachdem wir sicher vertäut waren und die Formalitäten beim Hafenmeister erledigt hatten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg die Stadt zu erkunden.

Portsmouth wurde irgendwann im 18. Jahrhundert gegründet und wirkt wie eine Mischung aus Frankreich und England. Kleine alte Häuser und die Nebenstraßen sind echt hübsch. Sogar Bürgersteige gibt es hier noch. Wir kehrten in einem Chinesischen Restaurant ein, da es heute ja außer Pringels noch nichts vernünftiges zu beißen gab. Sehr billig und sehr lecker. Während wir aßen brach ein tierisches Gewitter los und Sturzbach artige Regenfälle brachen über die Stadt herein. Aber wir saßen ja im trockenen, die Daddeldu lag sicher vertäut im Hafen und so konnten wir uns auch das Deckschrubben sparen. Als der Regen aufhörte bummelten wir noch ein wenig die Highstreet hinunter. Hier gibt es viele Kneipen und Cafes im französischen Stil und man kann, prima geschützt, draußen sitzen. Nach zwei Bieren ging es wieder an Bord und ab ins Bett.

Heute ist ja Seemannssonntag und so schliefen wir aus. Bis acht. Nach einer Dusche machte ich mich ans Eierkochen und Jens bearbeitete derweilen die Fotos damit sie nachher auch schön in den Blog passen. Ich geh jetzt mal an Land und such mir ein Plätzchen mit Empfang. Heute Nachmittag geht’s in die Stadt um eine neue Funkantenne etc. zu kaufen. Ab morgen wird wieder geschuftet damit wir auch einsatzbereit sind wenn am Sonntag unsere Badegäste kommen.

Take care,

Henning

See you later alligator…

Mittwoch, 12. Mai 2010

A. B. d. Daddeldu, Coinjock, NC, ICW, 11. Mai ’10

So, Freunde der Berge, wir liegen wieder im Hafen und ich habe Netzanschluss. Ersteinmal musste ich ich natürlich meinen Posteingang prüfen. Der war überraschend voll und ich möchte mich hier bei allen bedanken, die mir so liebe Briefe geschrieben haben. Ich hoffe ihr habt Verständnis wenn ich nicht jedem einzeln antworte, aber ich würde auch gerne nach 3 Tagen auf dem Schiff mal wieder kurz an Land gehen.

Nachdem ich mir letzten Sonntag in Belhaven die Finger wund geschrieben habe, ging ich noch kurz alleine an Land und wollte mir vor dem Auslaufen noch schnell irgendwo einen Burger oder so besorgen. Ich vergaß dabei völlig das ja Muttertag war. Die Stadt wirkte wie eine Geisterstadt aus ’nem Western. Kein einziges Auto auf der Straße und Fußgänger gibt’s hier ja eh nicht. Bis auf ein Edelrestaurant waren alle Geschäfte geschlossen und so bin ich nach einem schönen Sonntagsspaziergang unverrichteter Dinge wieder an Bord gekommen. Beim Hafenmeister besorgte ich noch eine Tüte Eis für unseren kaputten Kühlschrank und dann haben wir klar zum auslaufen gemacht.

Gegen 1530 waren die Leinen los, entnehme ich gerade dem Logbuch, und nach zwei Stunden motoren und ca. 6 Seemeilen ließen wir den Anker auf dem Pungo-River fallen. Wir wollten uns ja heute die dringend notwendige Erholung gönnen. Der Pungo ist hier ca. 1 sm breit und wir ankerten ca. 300 vom Ufer entfernt vor einem lichten Nadelwald. Es war nur wenig Wind und das leichte Schaukeln störte uns nicht. Obwohl wir weit genug vom Fahrwasser entfernt lagen haben wir nach einer kleinen Pause unsere daily duty erledigt und die Mastverkabelung klar gemacht, so das wir ganz vorschriftsmäßig unser Ankerlicht über Nacht einschalten konnten. Da wir immer noch hundemüde waren und um Strom zu sparen, sind wir praktisch bei Sonnenuntergang in die Koje.

Wir wollten ein paar Meilen machen und so sind wir Montag morgen früh aufgestanden. Wir waren praktisch gleichzeitig wach (ohne Wecker). Kurz Zähne geputzt, Wasser ins gesicht, Kessel aufgesetzt und den Anker hochgeholt. Um zwanzig vor sieben waren wir wieder auf Kurs und der Kaffee im Becher. Die Sonne schien aber ein frischer Wind blies uns entgegen. Es war der bisher kälteste Tag in Amerika und wir trugen beide ’ne lange Hose und zwei Pullover. Ich sogar noch ne Mütze und Kapuze gegen die Ohrenschmerzen. Nach wenigen Meilen bogen wir in den Pungo-Alligator-Canal ein. Ein paar andere Segler mit schnelleren Schiffen, aber auch unter Maschine, überholten uns. Der Nadelwald an den Ufern dünnte immer mehr aus und die Landschaft wurde sumpfiger. Absolut unberührte Natur und selbst wenn man gewollt hätte, unmöglich irgendwo an Land zu kommen. Entweder Sumpf oder dichter Urwald. In Ufernähe trieben viele dead heads, Abgestorbene Baumstümpfe, die teilweise dicht unter der Wasseroberfläche auf unvorsichtige Schipper warten. Wir haben ja, Gott sei dank, einen Stahlrumpf, wollen so Teil aber trotzdem lieber nicht in der Schraube haben.

Wir fahren mit gemütlichen fünf Knoten in den jungen Tag, genießen die Aussicht und beobachten Adler, immer auf der Suche nach Alligatoren. Als ich gerade Frühstück mache sichtet Jens ein paar dicke Schildkröten. Leider bin ich zu spät am Fernglas um sie noch zu sehen. Trotz unserer relativ gemütlichen Geschwindigkeit kommen wir einem kleinen Schubverband immer näher und als wir hinter ihm sind nimmt der Steuermann sogar die fahrt weg, damit wir ihn überholen können ohne von seinem Schraubenwasser all zu sehr angesaugt zu werden. Sehr rücksichtsvoll diese Ammis. Der Kanal ist schnurgerade und sowohl die Segler als auch die Schute können wir noch Stundenlang sehen. Irgendwann hören die Bäume ganz auf und der Alligator-River, hier noch ein kleines Flüsschen durch den Sumpf, kreuzt mehrmals den Kanal. Wir halten immer noch Ausschau nach Krokodilen sehen aber leider keine. Gegen Mittag werden wir dann in regelmäßigen Abständen von Motorbooten überholt. Die schieben, je nach Größe, einen bis zu drei Meter hohen Wasserberg vor sich her, knallen mit unglaublicher Geschwindigkeit heran, stoppen hinter uns auf, überholen mit rücksichtsvollen 10 kn. und legen dann wieder den Hebel auf den Tisch. Wromm und weg sind sie. Könnte schlimmer sein aber mit Alligatoren ist vorbei wenn so ein Flitzer vor dir alle Tiere verjagt hat.

Am frühen Nachmittag endet der Kanal und wir stoßen wieder auf den Alligator-River, der inzwischen ein richtiger Fluß geworden ist und anfangs ein paar hundert Meter, später zwei Meilen breit ist. Wir motoren noch einige Meilen weiter und suchen uns dann eine Stelle wo das tiefe Wasser bis dicht unter die Küste reicht. Nach neuneinhalb Stunden und 41 sm fällt der Anker und als die Maschine endlich schweigt, ist die Stille fast ohrenbetäubend. Das Wasser ist spiegelglatt und wir haben beinahe Windstille. Nur ganz leise plätschert es an den Rumpf und man kann die Salonuhr im Cockpit ticken hören. Leider fliegt ab und an ein Jagdflugzeug der Navy vorbei. Glücklicherweise in großer Höhe, und man hört es nur als entferntes Grollen. Wir kommen der großen Navy Basis in Norfolk eben immer näher. Aber über so was soll man sich nicht ärgern. Wie ich in New Bern am Tor der Airbase gelesen habe: „Please excuse the noise. It’s the sound of freedom.“ Für mich klingen Wellen und Wind schon eher nach Freiheit als so eine milliardenschwere Tötungsmaschine aber das sehen die Ammis wohl anders. Beim Stichwort Tötungsmaschine fällt mir ein, ich habe völlig vergessen in Beaufort noch in den richtigen Waffenladen zu gehen. Die warben nämlich auf einer großen Reklametafel: „Special offer: AK 47 sale!“ Da wollte ich mir noch ’ne Kalaschnikow besorgen, damit ich Steffis pinker Wal-Mart-Pump-Gun was entgegen zu setzen habe, falls es mal ’ne Krise gibt. Mist, hab‘ ich vergessen. Egal, in Deutschland ist die Munition für ’ne AK 47 wohl eh schwierig zu besorgen, seit die scheiß Waffengegner-Lobby so ’ne Panik verbreitet. Ein Mann muss doch in der Lage sein seine Familie zu verteidigen oder auch über den Haufen zu schießen wenn er besoffen ist!

Nun gut. Schluss mit Müll! Ich hab jetzt was gegessen und weiter im Text:
An diesem Ankerplatz war das Ufer ebenfalls nicht erreichbar. Kompletter Urwald und eine undurchdringliche Barriere aus totem Holz und Gestrüpp so weit das Auge reicht. Wir überlegten kurz noch ob wir das Dingy klar machen sollten um auf Alligatorenjagd zu gehen. Da bis auf zweihundert Meter vom Ufer entfernt überall dead heads aus dem Wasser ragten verzichteten wir lieber darauf. Wäre wohl nicht so cool gewesen unser Schlauchboot auf so ’nem toten Baum auf zu spießen. Man kennt das ja aus dem Fernsehen, die Krokodile kommen immer dann wenn das Boot sinkt. What ever, nennt mich ruhig einen Schisser, ich hab mich jedenfalls nicht getraut im Alligator-River zu schwimmen. Wir haben den Nachmittag stattdessen anders verbracht. Nach einem Mittagschläfchen bereitete ich uns leckere Spagetti mit Gorgonzolasauce und Jens hat den Bootshaken zurecht geschnitzt. Nach dem Essen noch ein wenig lesen und dann ab ins Bett. Ich lese übrigens gerade „Die Bucht“ von James A. Michener. Ein historischer Roman der zwischen 15hundert und 19hundert rund um die Chesapeake Bay, unserem nächsten Revier, spielt und von der Besiedlung und Entwicklung Amerikas handelt. So ’ne Art Familiensaga und sehr zu empfehlen.

Am Di morgen verschliefen wir total. So ist das ohne Wecker. Wir kamen erst um sieben aus den Kojen und sind nachdem wir die Maschine nochmal geprüft hatten Anker auf gegangen. Nach wenigen Meilen kamen wir an die Drehbrücke über den Alligator-River. Wir hatten schon sorge ob sie wohl öffnen würde, denn weder unser Funkgerät noch das Horn sind einsatzbereit und so ist die Kommunikation mit dem Brückenwärter etwas schwierig. (Beim Korrekturlesen merkt der Skipper an, wir haben noch ’ne Mundtröte und ein Presslufthorn. Also doch Kollisionswarn- und Kommunikationssysteme vorhanden. Keine Sorge.) Kurz vor der Brücke überholte uns aber ein Motorboot in einem Affenzahn und der würde ja wohl kommunikationsfähig sein. Seine Geschwindigkeit hat ihm nichts genützt, denn es war Berufsverkehr auf der Brücke und er musste natürlich ’ne viertel Stunde auf uns warten, da der Brückenwärter nicht zweimal hintereinander öffnet.

Als wir die Brücke passiert hatten öffnete sich vor uns der Albemarle Sound. Zwölf Seemeilen breit. Unser erstes größeres Wasser das es zu queren gilt. Es ist immer noch bedeckt und frisch und ich ziehe mir sogar noch eine Jacke über meine zwei Pullis. Wir fahren raus auf den Sund und das Schiff fängt in der ca. einen Meter hohen See leicht zu rollen an. Als ich Freiwache habe setze ich mich mit meinem Buch unter die Sprayhood und lese. Nicht so schlau, denn ich bin doch so anfällig für Seekrankheit. Nach einer halben Stunde wird mir leicht blümerant. Aber als ich mich im Cockpit aufrichte und meinen Blick auf dem Horizont halte geht es wieder. Als dann meine Wache beginnt, der Skipper sich zum Mittagsschlaf unter Deck verzieht und ich alleine an der Pinne stehe, mit dem Fernglas nach dem nächsten Seezeichen Ausschau halte und den Wind genieße ist von Seekrankheit keine Spur mehr. Am Horizont das andere Ufer und links und rechts nichts als Wasser. So langsam kommt wieder das Gefühl auf, auf dem Meer zu sein und ich freue mich auf die Schläge die noch vor uns liegen.

Kurz vor Mittag erreichen wir die Ansteuerung des North-River und das Flussbett verjüngt sich wieder. Links und rechts ein paar Wäldchen und Marschwiesen. Fast wie auf der Eider nur der Fluss ist ca. zehnmal so breit. Als ich abgelöst werde gehe unter Deck um mich kurz auf zu wärmen. Ich schlafe aber sofort im sitzen ein. Jens lässt mich gnädig schlafen aber nach einer Stunde werde ich vom grellen Fiepen des Echolots geweckt. Der Tiefenalarm (eigentlich warnt er vor Flachwasser) meldet sich. Ich rapple mich hoch um dem Steuermann die aktuellen Wasserstandsmeldungen durch zu geben und bald haben wir wieder ausreichend tiefes Fahrwasser gefunden. Wir haben haben beide Hunger und Jens will lieber weiter steuern als zu kochen. Also Ãœbernehme ich das und brate uns die Nudeln von gestern. Nachdem ich gegessen habe löse ich ihn ab und er hat Zeit sein Mittag zu sich zu nehmen und ein wenig zu entspannen. Der North-River mündet in einen Kanal und nach einigen Meilen erreichen wir Coinjock, die letzte Möglichkeit vor Norfolk nochmal unsere Batterien zu laden (noch immer Probleme mit der Lichtmaschine) und da wir heute schon ’ne gute Strecke hinter uns gebracht haben beschließen wir zu bleiben.

Coinjock besteht aus ein paar wenigen Häusern am Kanal. Links und rechts liegen sich zwei Stege gegenüber die sich Marina nennen. Wir wählen die, die billiger aussieht und machen fest. Es sieht hier aus wie die Schrebergartenkolonien an der Bille, vom Wasser aus gesehen. Aber wir haben Duschen, Strom und Internet. Das reicht. 35sm.

So es ist schon fast neun und morgen wollen wir früh hoch um die letzten 50 amerikanischen Meilen nach Norfolk zu schaffen. Und ihr wisst ja ich brauch noch Zeit für’s Hochladen, die Bilder, bla, bla, jammer, heul, gute Nacht.

Henning

PS
Es gab einen Unfall mit unserer Speicherkarte vom Fotoaparat. Wenn ihr also die Bilder von den Adlern und so weiter sehen wollt müsst ihr uns entweder ein Daten Rettungsprogramm schicken ode 20$ überweisen damit wir damit die Bilder freikaufen können.

Gute Nacht.
Henning und Jens um 22:30

Heading up north…

Sonntag, 09. Mai 2010

A. B. d. Daddeldu, ICW, Belhaven, NC, 8. Mai ’10

Vorab ein Gruß an alle Mütter die heute ihren Ehrentag haben. Deutschland ist euch dankbar! 😉 Ne, im Ernst, das ist in Amiland einer der wichtigsten Feiertage überhaupt, und wir gratulieren auf diesem Wege recht herzlich.

Aber es geht hier nicht um Frauen, sondern um die tapfere Crew eines kleinen Schiffes fern ab der heimatlichen Küste. Also was geschah?

Am Freitag morgen war der Start unserer Reise geplant. Soweit so gut. Wir luden Roy und Bill noch auf einen letzten Morgenkaffee zu uns an Bord ein. Sie haben die Daddeldu ja bisher nur von außen gesehen. Ich bin nach der Morgentoilette noch auf die Veranda vor dem Shipshop um dort meine E-Mails zu checken. Und siehe da, mein verzweifelter Hilferuf trug Früchte, ich hatte tatsächlich ein Paar persönliche Nachrichten erhalten. Das hat meine Laune sofort um ca. 2-300% gebessert und ich beschloss: egal was noch kommt, ich lass mich nicht unterkriegen!

Abschiedsbesuch.

Der Skipper ganz oben.

Nachdem wir von unserem Besuch viele Komplimente und dumme Sprüche bekommen hatten ging es an die Arbeit. Die letzten Ausrüstungsgegenstände sicher und ordentlich verstauen und das Schiff klar zum auslaufen machen. Um halb 11 waren wir soweit. Die Tide leider noch nicht. Wir hatten immer noch ablaufend Wasser und recht ordentliche Strömung. Nach unserem Crash beim letzten Manöver wollten wir lieber wenig Strom. Na gut, das gehört auch zum Segeln, auf die richtige Tide warten, und ne Pause kam uns auch nicht ungelegen. Aber irgendwie dauerte das alles ein bisschen zu lange. Irgendwann stellten wir fest, dass das Wasser schon wieder Stieg, aber Strömung immer noch nach Süden lief. Der, pünktlich zur Abfahrt einsetzende, Nordwind hatte uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und die regulären Strömungsrichtungen ausgehebelt. Egal dann eben ohne Stauwasser ablegen.

Stärker als die Jarrettbay.

Kurze Manöverbesprechung, dann bin ich auf’s Vorschiff und der Skipper an die Pinne. Die ersten Leinen weg genommen und dann sollte es richtig los gehen. Die Maschine läuft langsam rückwärts und wir sind schon fast los. Dann passiert mal wieder Scheiße…
Die Achterleine bleibt an dem Drillingsdalben (mit dem wir schon mal Ärger hatten) hängen und fällt jemandem (ich nenne keine Namen, aber ich war’s nicht) ins Wasser… Der rückwärts laufende Propeller greift sich gierig den Tampen und die Maschine wird abgewürgt. Wir treiben, halb aus der Box, in der Strömung und Hektik kommt auf. Gott sei dank haben wir noch eine Leine an Land und ziehen uns wieder in Position. Schiff vertäuen und Maschinenraum öffnen. Der erfahrene Leser kann sich wohl denken was jetzt kommt? Richtig! Die Welle wurde wieder gezogen. Diesmal nur ein Stück, aber uns reicht es. Uns ist eigentlich zum Heulen zu Mute, aber ich hatte mir ja was vorgenommen und Heulen und Lachen liegen dicht beieinander. Jens ist echt fertig, aber ich bin ja heute gut drauf und gebe ihm keine Zeit zum Verzweifeln, sondern mache einen dummen Spruch, drücke ihm unser Fischmesser und den Schleifstein in die Hand und hole meine Taucherbrille. Zack, dann bin ich schon im trüben Wasser. (27 Grad Celsius, selber gemessen.) Ich tauche und denke noch wo ist denn endlich die Schraube da taucht sie ca. 30cm vor meiner Brille auf. Keine große Sichtweite, doch es reicht. Ich klariere erst mal die losen Enden und denke, so schlimm sieht es doch gar nicht aus. Aber lieber nichts sagen um keine falschen Hoffnungen zu wecken. Ich brauche zwar einige Tauchgänge, habe aber Glück, dass wir uns den dicken Festmacher aus Naturfasern und keine dünne Plastikleine rein gefahren haben. Nach einigen Minuten schaffe ich es tatsächlich die Leine ohne einen einzigen Schnitt von der Welle zu bekommen. So stark und geschickt bin ich! 🙂

Bei Schritt zwei ist wieder unser Skipper dran, schließlich ist er Navigator, Schlosser, Tischler, Maler, Psychologe, Rigger, Segelmacher, Koch, Klempner, Logistiker, Mechaniker, Fotograf und noch einiges mehr in einer Person. Inzwischen weiß er auch auswendig welches Werkzeug in welcher Größe man braucht um die Welle wieder zu richten. Begeistert ist er nicht, aber ich bin ja heute für die Laune zuständig. Wir haben ca. 30 Grad im Schatten und im Maschinenraum ist es noch heißer. Der Schweiß rinnt ihm in Sturzbächen in die Augen und muss regelmäßig per Handtuch entfernt werden. Nach ’ner viertel Stunde ist es dann so weit und wir sind wieder startklar.

Also neuer Anlauf. Ablegen rückwärts mit Strom von Backbord. Wir haben gleich mal getestet ob die frische Farbe auf der Scheuerleiste hält, aber dafür ist sie ja da und ja, der Lack hält ganz gut. Einige Kringel auf dem Kanal und dann Anleger an der Tanke. Ich bin noch etwas ungeschickt mit den Leinen und wir haben beide ’ne Menge Lampenfieber obwohl kein Publikum zu sehen ist. Nachdem ich meine Leinen klar habe und wir wir das Manöver ausgiebig geplant haben geht’s an den Steg. Mit Steuerbord Seite an einen ausreichend langen Liegeplatz mit vielen Dalben, die alle eine Klampe tragen. Sollte wohl zu schaffen sein aber wir haben immer noch Strom und sind nach den Erfahrungen etwas nervös. Jens fährt mit der kaum zu bewegenden Pinne (noch nicht gefettet) einen perfekten Anleger und ich steige mit Spring und Vorleine über. Spring belegt. Jens dampft in die Leine ein, ich belege die Vorleine und gehe zügig aber nicht hektisch nach hinten um die Achterleine in Empfang zu nehmen und zu belegen. Perfekt! Motor aus, wir können es doch noch.

Wir tanken einiges an Diesel, 200 l Jarrettbay Stinkewasser (welches inzwischen übrigens nicht mehr stinkt und besser schmeckt als das gechlorte Standardleitungswasser) und einen Kanister Benzin für unser Dingy, kaufen noch einen Beutel Eis für den Kühlschrank. Dann noch kurz das Deck gewaschen, wobei ich es mir nicht nehmen lasse, noch meine Sandalen mit dem Schlauch vom Steg zu ziehen. Noch ein kurzer Rettungsschwimmereinsatz zur Rückgewinnung meines modischen Schuhwerks und dann endlich los…?

Ja, genau, dann endlich weg von dieser bad luck bay!!!

Der Ableger läuft genauso perfekt wie der Anleger, ich klariere das Deck und löse Jens an der Pinne ab. Der ist nämlich verständlicherweise besorgt um die einwandfreie Funktion unseres Dieselaggregats. Die Geräusche lassen erst mal nichts nichts schlimmes vermuten. Hört sich eigentlich gut und rund an. Jens öffnet den Maschinenraum vom Salon aus und entdeckt: der Motorblock raucht! Wir vermuten es liegt an diversen Flüssigkeiten die bei der Montage ausgetreten sind und nun verdampfen. Aber nach den Erfahrungen? Man bleibt misstrauisch…
Der Maschinenraum ist offen und folglich ist es recht laut an Bord. Aber andererseits, wir haben 30 Grad, ein lauer Wind weht uns entgegen, die Maschine macht gleichmäßige fünf Knoten Marschgeschwindigkeit, der Himmel ist blau, Jarrettbay verschwindet langsam in unserem Kielwasser, wir passieren noch eine Werft dann kommen ein paar Villen und dazwischen Natur, die vorbeifahrenden Boote grüßen ehrfürchtig die deutschen Segler, die von soweit weg kommen, und was wollen wir eigentlich mehr!?! FUCK YOU! WE ARE ON OUR WAY!!!

Leaving Jarrettbay.

Ein Seemann darf nicht zurück schauen.

Amerika wir kommen… Die Maschine scheint zu halten, das Geräusch und die Temperatur sind konstant und wir genehmigen uns ein eisgekühltes Bier. Wir sehen die ersten Delphine, die uns entgegenkommen, lassen die letzten Villen hinter uns. Am Ufer des Kanals beginnt ein Urwald aus Nadelbäumen, wir sehen zehnköpfige Adlerfamilien, der Bootsverkehr hört auf und so langsam entspannt sich auch der Skipper. Nach einigen Meilen endet der Kanal und wir kommen in den Adams Creek. Hier weitet sich das Flussbett ein wenig und weite Schilflandschaften erstrecken sich links und rechts vom Fahrwasser. Auf den Baken, die unsere Route bezeichnen, sitzen Kormorane oder Adlerhorste mit Küken drin. Verschiedene Möwenarten fliegen vorbei und Hummerkörbe liegen auf der Zweimeterlinie. Wir fahren weiter nach Norden und kommen in den Neuse-River. Bill und Roy hatten geunkt, der hieße so, weil man da immer auf die nose kriegt. Und richtig: es wird frisch und ich muss mir ein T-shirt überziehen. Wir haben schwache vier Windstärken und es beginnt nach Meer zu riechen. Wir kreuzen den Fluss, der eher so wie die Ostsee im Sommer wirkt und sehen Graureiher und Gänse, die dicht über der Wasseroberfläche dahinfliegen. Wir lassen Oriental an Backbord liegen und steuern Nordost-Kurs in den Abend hinein.

Einer...

Viele...

Baby im Horst.

Wir sind beide müde und entscheiden uns angesichts der ungeschützten Flussmündung und der nicht ganz klaren Wetterentwicklung (unsere Antenne läuft noch nicht) lieber ein wenig weiter zu fahren und dafür einen geschützten Platz im Broad Creek zu suchen. Der Name täuscht. Es ist ein recht enger und verwinkelter Minifluss der in den Neuse-River mündet. Angeblich soll das Fahrwasser 2m Tiefe haben. Leider sind unsere Karten etwas veraltet und die Betonnung ist recht spärlich. Wir werden aber nach der etwas haarigen Ansteuerung mit einem sehr geschützten Ankerplatz belohnt. Am Ufer stehen zwei Ferienhäuser und ein Segler liegt schon hier vor Anker. Wir packen uns dazu und ankern auf zwei Metern tiefe. Nachdem wir den Motor aus haben, ist der Platz absolut ruhig und nur zwei kleine Motorboote kommen noch spät abends vom Fischen nach Hause. An den Ufern stehen Nadelwälder und das Ganze hat etwas von einem schwedischen See.

Kormorane.

Es gibt einen Campari-O als Anleger und da wir am Dienstag das letzte mal ein Auto zum Einkaufen hatten (von Dan), unsere berühmten Rühreier mit Speck zum Abendbrot. Wir hatten ja kein Mittag. Um neun liegen wir beide in der Koje. 23 Seemeilen gemacht. Trotz des verzögerten Starts.

Feierabend...

Zum Frühstück ein Stück Schokolade und Kaffee, dann hieß es Anker auf. Leider gestaltete sich die Ausfahrt aus dem Creek noch etwas tückisch. Wir sind dreimal aufgelaufen. Zu unserer großen Zufriedenheit bringt die Schraube jetzt aber auch rückwärts richtig Kraft ins Wasser. Also alles kein Problem. Zurück im Neuse-River hatte das Wetter etwas aufgefrischt und ich musste schon morgens ein T-shirt tragen. Wir hatten schon so etwas ähnliches wie Wellen (ca. ’nen halben Meter) und ab und an ist sogar etwas Wasser übers Deck gegangen. Wir sind bestens zurecht gekommen und nach einigen Meilen auf verschiedenen Flüssen ging’s wieder in den Kanal. Alle zwei Stunden wurde der Steuermann abgelöst und nach meinem Mittagsschlaf bei dem ich fast an Dehydration verreckt wäre, so heiß war es auf dem Kanal, erreichten wir den Goose-River der in den Pamlico-River mündet. Ihr stellt euch jetzt vielleicht so kleine Flüsschen vor, aber der Neuse-, Pamlico- und Pungo-River sind schon ein paar Meilen breit und haben eher Ostseekarakter. Jedenfalls war es sehr angenehm, ein paar Vögel zu beobachten, ab und zu weht der Wind ein Nase voll Kiefernduft aus den Wäldern und es war richtig schönes Segelwetter. Nur das wir leider nicht segeln konnten, da unsere Vorsegel (noch) nicht passen und die Pinne so schwergängig ist, dass man überhaupt kein Gefühl hat. Aber hey, die Maschine läuft rund!

Er grübelt wieder...

Im Pungo-River liegt das schöne Städchen Belhaven. Dort wollten wir die Nacht verbringen um zu Duschen, Einzukaufen, was zu Essen (gab’s heute noch gar nicht) und vielleicht diese frohe Nachricht hier los zu werden. Als wir hinter die Mole kamen, lag eine kleine, etwas marode Marina Steuerbord quer ab. Aus unserem einzigen Führer für die Gegend wussten wir, dass sie wohl kommerziell genutzt wird und es noch eine öffentliche für lau gibt. Da unsere Bordkasse nicht mehrt all zu prall ist wollten wir an die städtische und fuhren weiter. Leider hatten wir wieder recht ungünstige Seitenwinde und fühlen uns noch nicht so souverän wir wir es vor drei Jahren waren. Egal, das kommt alles wieder. Die städtischen docks waren gespickt mit vergammelten Pfählen die knapp aus dem Wasser ragen und mit Sicherheit auch ein paar die nicht zu sehen sind. Fällt also flach. Es gab noch einen neuen Anleger der vor einer Apartmentanlage stand und ganz gut aus sah.
Leider liefen wir trotz unseres geringen Tiefgangs von nur 1,4m kurz vor dem Steg auf. Zum vierten mal an diesem Tag.

Zurück zur kommerziellen River Forest Marina. Verdammt enge Einfahrt und nicht ersichtlich wie tief das Wasser vor den Stegen ist. Dazu der Seitenwind und unser Lampenfieber. Als wir schon beschlossen hatten uns an den Stegkopf zulegen kam der Hafenmeister angelaufen und lotste uns in eine Box näher am Ufer. Jens wollte ihm nicht so recht trauen, wegen der Tiefe. Doch letztlich hat er auf den Hafenmeister gehört und sich in die Enge Boxengasse gewagt. Hatte ich schon erwähnt das wir Seitenwind hatten? Egal jedenfalls war es (für uns) recht aufregend, aber der Skipper hat seine Sache sehr gut gemacht und uns ohne Berührung in die Box gebracht. Der Hafenmeister war übrigens eine echte Hilfe mit den Leinen. 35 Seemeilen geschafft.

Als das Schiff ordentlich geparkt war und wir unsere erste Zigarette nach dem Anleger rauchten erschien ein Schwede am Steg und sprach uns auf Deutsch an. Ein bisschen smalltalk und es stellte sich heraus der gute Mann war sternhagelvoll, aber wollte uns unbedingt sein Auto zum Einkaufen leihen. Na gut, da kann man nicht nein sagen. Er verschwand wieder und wir gingen ins Hafenmeisterbüro und zum Duschen.

Der Skipper ist gerade wieder aufgewacht und weist mich darauf hin, dass es halb zwei ist und ich mal schlafen sollte. Ich glaub er hat recht. Mal sehen vielleicht schaffe ich es ja morgen noch weiter zu schreiben. Obwohl eher nicht. Denn es dauert wohl noch ne Stunde diesen Text mit Bildern zu versehen und hoch zu laden. Ihr macht euch ja keine Vorstellungen… Ich hab auch noch Privatkorrespondenz zu erledigen.

Inzwischen ist es sechs Uhr morgens und der Skipper sitzt an den Tasten, bereitet die Fotos zum Hochladen vor.

Henning ist wieder wach. Ich hab so lange wie schon ewig nicht mehr geschlafen, nämlich bis neun. Beim Morgenkaffee erfuhr ich die frohe Nachricht, dass auch Jens jetzt merkt wie tiefenerschöpft wir eigentlich sind. Wir wollen uns heute erholen. Sprich bis mittags bleiben und dann nur ein paar Meilen weiter ankern. Dieser Liegeplatz kostet nämlich 65$ die Nacht.

Weiter im Text: Als wir aus der Dusche kamen, saß der Schwede mit einem neuen Drink vor der Daddeldu auf dem Steg. Jens verschwindet unter Deck aber ich lasse mich leichtsinnigerweise in ein Gespräch verwickeln. Eric heißt der Gute und ist seit seinem 1. Lebensjahr Amerikaner. Er erzählt mir seine gesamte Lebensgeschichte inklusive beruflicher Laufbahn in drei Minuten und erklärt, dass er sich als Botschafter der Völkerverständigung sieht. Irgendwie ist er mir nicht geheuer und so richtig symphatisch ist er auch nicht. Dann fängt er an von seiner Ex-Frau und seinem Sohn zu faseln und er heult beinahe. Anstrengend… Irgendwie schaffen wir es ihn vom Schiff weg zu lotsen, denn wir befürchten ihn nicht mehr los zu werden wenn er erst mal an Bord ist. Er lässt es sich nicht nehmen uns sein Auto aufzuschwatzen, welches er übrigens geholt hat als wir duschen waren. Er gibt uns eine Einweisung in die für uns neue Automatikschaltung, die mit einem Hebel hinter dem Lenkrad bedient wird. Er erklärt uns den Weg zum Supermarkt und als wir in die Landstraße einbiegen, an der die Geschäfte liegen, bin ich entsetzt. Es ist eine eins zu eins Kopie von Beaufort. Die Ähnlichkeit ist so verblüffend das man nicht glauben will. Wir also zu Food Lion und Gemüse etc. eingekauft.

Auf dem Rückweg überlegen wir schon wie wir es wohl schaffen Eric wieder los zu werden, denn eigentlich müssten wir ihm ja jetzt mindestens ein Bier ausgeben. Und als wir auf den Steg zufahren kommt er auch schon mit einem neuen Drink angewankt. Wir bedanken uns artig aber er scheint uns gar nicht richtig war zu nehmen. Wir bringen die Einkäufe an Bord und als ich mich nochmal umdrehe sehe ich wie er mit seinem Dodge davon fährt. Scheiße, wenn das mal gut geht…

Wir legen noch eine Achterspring, denn am Horizont sieht es nach Gewitter aus, und Verstauen die Vorräte. Dann machen wir uns zu Fuß auf den Weg in den Ort. Es ist halb acht und wir haben den ganzen Tag noch nichts gegessen und wollen jetzt nicht auch noch kochen. Endlich mal einige Schritte laufen, das tut gut. Nicht weit vom Hafen entfernt finden wir einen Imbiss der von schwarz und weiß gut besucht ist und ganz nett aussieht. Man kann draußen sitzen und die Kellnerin scheint sehr geschäftstüchtig. Sie bricht mit einem Redeschwall über uns herein und wir haben schon angst hier doch nicht in Ruhe essen zu können. Sie berät uns sehr freundlich und ist aufmerksam und schnell ohne zu nerven wie wir befürchteten. Wir teilen uns fish and chips aus Wahoo(?) und eine Portion pork chops. Der Fisch ist OK aber das Schweinefleisch ist roh. Wir reklamieren das und unsere Kellnerin überschlägt sich vor Entschuldigungen. Nach einer weile kommt sie schamesrot zurück an unseren Tisch. Leider war es das letzte Stück Schweinefleisch und sie könnte uns höchstens noch ein Steak anbieten. Na gut, nehmen wir. Wir kriegen den Rest von unserem Schwein zurück, diesmal durch und dazu ein well done Rindersteak. Sie entschuldigt sich tausendmal aber wir sind ganz locker, da unser Hunger schon einigermaßen gestillt ist. Als wir unser Bier ausgetrunken haben und die Rechnung beglichen ist wollen wir los denn wir sind ausnahmsweise mal total müde. Aber wir müssen noch ein weiteres Bier aufs Haus trinken. Als das auch geschafft ist sind wir froh an Bord zu dürfen. Ich will nämlich noch unbedingt einen kurzen Bericht schreiben um meine Liebsten wissen zu lassen, dass sich unsere Stimmung gebessert hat und wir ohne größere Probleme losgekommen sind.

Nachtschicht.

Um kurz vor zehn sind wir an Bord und stellen fest, unser teures Internet funktioniert unter Deck nicht. Also muss der Laptop auf die Sprayhood gestellt werden. Es dauert einige Zeit bis die Mails abgerufen sind. Aber immerhin habe zumindest ich welche bekommen. Ich mache mich erst mal an den Blog, da haben schließlich alle was von, stelle dann aber fest, dass der Bericht wohl länger werden wird wenn er vernünftig sein soll. Um viertel nach elf legt Jens sich in die Koje und ich schreibe zügig weiter. Wenn wir unterwegs sind geht ja nicht mal das offline schreiben, da der Akku vom Laptop nur ’ne knappe Stunde hält und nicht über das 12V Bordnetz zu betreiben ist. Also kann man nur mit Landstromanschluss tippen. Den Rest der Nacht kennt ihr schon aus den Zwischenanmerkungen. Es ist jetzt viertel vor elf am Sonntag morgen und wir haben gerade kurz mit unseren Frauen telefoniert. Jetzt werde ich mal sehen ob ich den Kram auch hochgeladen und mit Bildern bestückt kriege. Puh, draußen ist es kalt geworden über Nacht wir haben eisige 17 Grad und es ist windig. Ich werd‘ mir wohl ’nen Pulli anziehen.

Schönen Sonntag noch und take care of yourselves.

Es grüßt die „Krew“ von der Daddeldu.

Ach ja, was mir noch einfällt: Wir sind endlich unterwegs und „I’m on a boat!“

Ist vielleicht nicht jedermanns Humor, aber ich kann mich darüber königlich amüsieren.

PS
Wir sind echt ausgelaugt und haben keinen Bock mehr auf Stress. Außerdem ist noch ’ne Menge Kleinkram und die eine oder andere größere Sachen zu erledigen. Wir brauchen also noch ein paar Hafentage zum Arbeiten und werden es wohl nicht rechtzeitig bis Philly schaffen. Wahrscheinlich müssen Ralf und Christian wohl nach Norfolk kommen.

H.

Abfahrt…

Freitag, 07. Mai 2010

An Bord der Daddeldu, ICW, Jarrett Bay Docks, Beaufort, NC, 6. Mai ’10

So, ihr habt Glück! Eigentlich wollte ich nicht mehr schreiben, oder nur das alles Scheiße ist und wir morgen trotzdem auslaufen. Ihr schreibt mir ja auch kaum!
Egal, inzwischen habe ich seit ner Std. Feierabend und meine Laune hat sich ein wenig gebessert. Also werde ich mal kurz zusammenfassen:

Gestern haben wir, so glaube ich mich zu erinnern die Maschine wieder fit gemacht und Klebestreifen entfernt und und und und und, keine Ahnung… auf jeden Fall ’ne Menge. Zum Feierabend bin ich noch ins trübe Brackwasser gesprungen um die Schraube zu inspizieren. Wir hatten nämlich angst, sie könnte Schaden genommen haben als sie sich bei unserem Anlegemanöver mit der Welle selbständig gemacht hat. Gott sei dank ist sie in Ordnung! Als ich grade aus dem Wasser kam zogen unsere Dauergäste, die Flussdelphine wieder ihre Runden. Die müssen schon in der Nähe gewesen sein als ich noch im Wasser war. Aber es so trübe, dass man sie eh nicht sehen kann beim Tauchen. Nicht schlimm, wir kommen bestimmt noch in klarere Gewässer und dann pack‘ ich mir so’n Viech!

Heute morgen gings wieder um acht los und um 21 Uhr war endlich Feierabend. Um Acht wird’s dunkel. Wir haben noch den Rest aus dem shipping and receiving service abgeholt und zu Fuß an Bord geschleppt. Wäre ja blöd wenn wir unseren neuen Blister und Ralfs Klamotten hier vergessen würden. Dann ging’s weiter mit nervtötender aber notwendiger Kleinarbeit. Ich hab‘ Jens in den Mast gehievt und er hat versucht unsere Festbeleuchtung und die Funkanlage wieder zum Laufen zu bringen.Mehrere Auf- und Abstiege mit leider nur mäßigem Erfolg. Nachmittags machten wir uns daran die neue Rollanlage zu montieren. Es hat Stunden gedauert und als wir endlich fertig waren, sowohl mit der Anlage als auch den Nerven, kam das Fall nicht mehr aus eigener Kraft runter. Also durfte ich auch nochmal ins Masttop. Die Sonne ging gerade unter und wir waren beide total angepisst. Als ich oben an kam, war lautes Platschen und Prusten im Wasser zu hören. Die Delphine veranstalteten einigen Rummel. Wir denken, dass sie sich gepaart haben. Ich hatte eine ausgezeichnete Sicht auf das Geschehen und meine Laune besserte sich. Jens ist, nach dem ersten Staunen unter Deck gesprungen um sein Teleobjektiv zu holen aber als er soweit war, waren die Delphine fertig und es gab nicht mehr viel zu knipsen.

Ich wurde wieder abgeseilt und dann schlugen wir das neue Segel an. Zu lang für das gekürzte Stag mit der Rollanlage. Alle Laune wieder dahin und als Bonus hat der Skipper sich noch in die Hand geschnitten. Egal! Es gab noch viel zu tun. Mit total beschissener Laune weiter arbeiten. Es ist zwar etwas besser seit wir im Wasser sind, aber wir leben immer noch total beengt zwischen Werkzeug und Müll, das zehrt echt an den Nerven. Um acht wurde es dunkel und um neun haben wir Schluss gemacht. Es ist jetzt halb 11 und wir haben uns wieder beruhigt, aber ich muss gleich noch duschen, was essen und an Land gehen um diesen Text hoch zu laden. Um acht kommen die Jungs vorbei um Kaffee zu trinken und diesen unaufgeräumten Haufen von Schiff zu besichtigen. Danach noch an die Tanke, Diesel bunkern und dann wollen wir los. Aber wir werden auch an unseren nächsten Ankerplätzen noch genug arbeiten müssen bevor wir das Werkzeug vorläufig, endgültig weg stauen können. Ich denke trotzdem, dass es uns besser gehen wird wenn wir erst mal unterwegs sind.

Vielleicht habe ich dann auch mehr Lust zu schreiben und bekomme sogar eine Mail von irgendjemand. Vielleicht ’ne Mahnung von der Uni-Bücherei oder ein Angebot zur Penisverlängerung, das würde mich freuen…

Henning

Crash back…

Mittwoch, 05. Mai 2010

ICW, Jarrett Bay Docks, Beaufort, NC, 4. Mai ’10

Es ist viel, sehr viel passiert, in den letzten Tagen. Dies wird also ein längerer Artikel. Aber das wichtigste vorweg:

Wir sind im Wasser und das Schiff schwimmt!

ICW steht übrigens für Intra Coastal Waterway. Aber der Reihe nach:

Am Sonntag sind wir nach einer kurzen Nacht sehr früh aufgestanden und haben uns um acht ans Werk gemacht. Leider kommen wir grade beim besten Willen nicht drauf was wir taten außer, dass der Skipper den Wasserpass nachgebessert hat wo das Malerkrepp die frische Farbe wieder zerstört hatte. What ever, wir hatten jedenfalls viel zu tun. Um eins sind wir dann das letzte Mal in unseren Chevy gestiegen und nach New Bern gefahren um ihn dort abzugeben.

(Nachtrag: Wir installierten die Sprayhood und befestigten die Grätings in der Plicht und stellten fest, dass das Pink doch recht extrem war, also nochmal schnell in saphire blue nachgebessert.)

In New Bern dann, gab es endlich Frühstück. Es war der heißeste Tag bisher und wir suchten uns ein schattiges Plätzchen am Hafen. Direkt neben einem Hotelpool mit gutem Blick über die Bucht. Kühle Getränke und ein recht gutes Essen. Nachdem unser Hunger gestillt war ging es dann zu Fuß zum sight seeing im historischen New Bern. Nicht ganz ohne bei der Hitze aber schließlich galt es so besondere Sehenswürdigkeiten wie die Geburtsstätte von Pepsi Cola zu besichtigen. Nach ca. eineinhalb Stunden hatten wir genug und unser Rückgabe Termin rückte näher. Auf dem Weg zum Flughafen noch schnell ein Halt beim örtlichen Food Lion um das Essen für unsere Abschiedsparty zu besorgen.

Ne Kirche,...aus richtigen Steinen!

Home of Pepsi Cola.

Pünktlich um fünf vor vier parkten wir unseren Wagen auf dem Hertz Parkplatz und während wir noch das Fahrtenbuch ausfüllten hielt schon Big John (der bestellte Taxifahrer) neben uns. Big John ist ein tätowierter Altrocker in den sechzigern und sieht genauso aus wie sein Name vermuten lässt. Ein Handle-Bar Kontakt übrigens. 😉
Er fuhr uns, mit Hilfe seines Radarwarngerätes, recht zügig nach hause…

Wieder an Bord ging es gleich weiter mit der Arbeit: Rettungsinsel und Aussenborder montiert, Ankerkette an Bord geholt und gestaut, Großsegel angeschlagen und das neue Segelkleid drüber usw. usf. Bis zum Dunkelwerden.
Montag morgen um acht Arbeitsbeginn, wie es sich gehört. Unsere Schraube musste noch montiert und unsere neuen „Hanburg“-Schriftzüge sollten aufgeklebt werden, dann galt es die Festmacher und so einiges mehr wieder an Bord zu schleppen und das Schiff klar zum Slippen zu machen. Um zwei Minuten vor elf waren wir dann startklar und ich hatte Zeit uns eine kleine Stulle zu schmieren, die sollte noch dringend gebraucht werden…

Punkt elf kam der Mann von der Werft und fragte ob wir soweit wären. Na klar! OK, dann schickt er jetzt den Portalkran. Wir noch schnell die Klebereste vom Malerkrepp am Wasserpass entfernt. Dabei half uns ein Reinigungsmittel von Bill sehr. Und als wir einmal ‚rum waren stand auch schon der Kran hinter dem Schiff. Mit dabei ein Kranführer und Sebastian der brasilianische Assi. Im null Komma nichts stand der Travellift über dem Schiff, Sebastian hatte die Gurte unterm Rumpf durch und aufwärts ging’s. In wenigen Minuten hing die Daddeldu dann über dem Wasser und wir durften wieder an Bord.

Los geht's...

Ob sie wohl schwimmt?

Ab jetzt waren wieder boating skills gefragt und wir beide hatten ja seit 3 Jahren kein Schiff mehr gesehen, waren folglich ein wenig aus der Ãœbung. Na ja, wird schon schief gehen. Zwei Knoten Strom und fünf Windstärken (in Böhen mehr) aus der gleichen Richtung, direkt von der Seite…
Der Skipper startet die Maschine, die auch sofort anspringt und ich stehe mit dem Kugelfender bewaffnet auf dem Vorschiff. Sebastian und sein Kollege ziehen das Schiff aus den Krangurten und dann gibt der Skipper Gas…
Trotz Seitenwind etc., der Ableger läuft fehlerfrei. Wir schwimmen!!!

Wir drehen ein paar Kringel auf dem Fluss, legen die Leinen klar und beobachten die Maschine. Sie arbeitet zwar ein wenig stark auf den neuen Motorfundamenten, die ja angeblich für viel schwerere Maschinen gedacht sind, läuft aber ansonsten rund. Wir drehen unsere Kringel und suchen uns eine geeignete Box zum anlegen. Beim ersten Anlauf stellen wir fest, dass der Strom- und Windversatz noch wesentlich heftiger ist als wir gedacht haben. Aber gar kein Problem. Wir drehen wieder ab und starten einen neuen Anlauf. Leider ist der untere Relingsdraht nicht durch gesetzt und ich Idiot habe den Kugelfender einfach an Deck liegen lassen ohne ihn zu sichern. Der macht den Abflug und geht baden. Gute Gelegenheit ein Boje über Bord Manöver zu fahren. Leider wird der Fender viel zu schnell ins Flachwasser getrieben und wir müssen abbrechen bevor wir auflaufen. Egal, da kann man sich später noch drum kümmern und außerdem haben wir schon zweimal Fender von anderen Schiffen geborgen und so ist es nur ausgleichende Gerechtigkeit wenn wir auch mal einen verlieren.

Wir wollen endlich an den Steg. Also neuer Anlauf auf die Box. Die ist für wesentlich größere Schiffe gedacht. Von daher leicht zu treffen aber die Pfähle stehen weit auseinander, sind hoch und die äußeren bestehen aus drei dicken Dalben. Nicht so leicht da ’ne Leine drum zu kriegen. Der Plan ist: als erstes soll ich die Heckleine auf der Luvseite belegen und dann schnell mit der Vorleine übersteigen. Leider kriege ich die Heckleine nicht beim ersten Versuch um Pfahl und dann ist er auch schon vorbei. Der Skipper ist mit ziemlich hoher Geschwindigkeit in die Box gefahren um gegen die Strömung eine Chance zu haben. Ich schnell auf’s Vorschiff an die Vorleine. Ich sehe den Steg verdammt schnell näher kommen und höre wie Jens Vollgas zurück gibt um das Schiff aufzustoppen. Wir haben ja keine Heckleine. Der Motor heult aber das Schiff wird nicht langsamer. Und dann kracht es… Der Bugkorb bohrt sich ’n guten halben Meter in den Steg, das Schiff steht und ich kann bequem mit der Vorleine an Land. Schnell die Leine belegt und die Heckleine gegriffen. Mit ihr dann über das zwanzig Meter Angelboot das neben uns liegt geturnt, um an unseren Luvpfahl ran zu kommen. In der Zwischenzeit ist die Daddeldu natürlich längst vertrieben und hängt jetzt quer in der viel zu großen Box. Schnell die Achterleine belegt und mit vereinten Kräften schaffen wir es dann das Schiff gegen den Wind und die Strömung in eine halbwegs vernünftige Position zu ziehen.

Der Skipper öffnet den Maschinenraumdeckel und flucht…
Die Schraubenwelle ist gebrochen! Ich stehe noch Deck des Nachbarschiffes und denke: Scheiße, Scheiße und Doppelscheiße! Das war’s dann wohl mit den Bermudas…
Während uns noch der Schweiss läuft und wir es gar nicht fassen können tönt es vom Steg her: What are you doing in this slip?! Der Hafenmeister. Wir sind beide total sprachlos und können nicht antworten. Also nochmal: What are you doing in this slip?! Wonach sieht’s denn aus? Ich wäre ihm am liebsten an die Gurgel gesprungen. Der Skipper reißt sich zusammen und antwortet ihm irgendwas von serious engine Problems. Das scheint ihn nicht sonderlich zu interessieren die Box sei reserviert und wir dürfen hier nicht liegen. Wir beide, immer noch voll auf Adrenalin faseln irgendwas von serious engine Problems und we broke your dock. Versuchen auf englisch zu erklären was passiert ist. Er fragt nur What are you doing in this slip?! Und wo wir herkommen und was das alles soll? Irgendwie schaffen es ihm zu erklären, dass wir grade erst aus der Werft, zu der sein Steg gehört, gekommen sind und hier zwei Tage liegen wollen aber jetzt echt keinen Bock auf ihn haben und erst mal sehen wollen was mit dem Schiff ist und wir seinen Steg kaputt gemacht haben und das er uns bitte einfach ’ne Minute in Ruhe lassen soll.
Das mit dem Steg sei kein Problem und wir sollen einfach zu ihm ins Büro kommen wenn wir soweit sind, antwortet er.

Wir vertäuen erst einmal die Daddeldu anständig und sehen dann nochmal richtig nach der Schraubenwelle und der Maschine. Es stinkt nämlich ziemlich verbrannt.
Die Welle ist doch nicht gebrochen, sondern die Schraube hat beim Rückwärtslaufen lediglich die Welle aus dem Motor raus gezogen. Kein Wunder also, dass wir nicht aufstoppen konnten und den Steg gerammt haben. Aber das ist ja der Vorteil von Stahlschiffen, es geht nur der Steg kaputt, das Schiff bleibt heil.
Der komische Geruch kam von der übergekochten Kühlflüssigkeit. Das neue Schnüffelstück an der Kühlwasserleitung war nicht richtig zu gedreht, und so wurde nicht genügend Kühlwasser angesaugt und die Maschine ist heiß gelaufen.
Wir müssen halt Mittwoch nochmal tauchen gehen und nachsehen ob die Schraube noch OK ist. Wir sind aber ganz zuversichtlich das mit Bordmitteln beheben zu können. Na gut, vielleicht müssen wir noch ein paar Tage länger hier bleiben aber noch können wir es rechtzeitig nach Philly schaffen.

Jetzt hieß es erst mal die Gastlandsflagge setzen und anschließend zog ich meine Badehose und die Sandalen an, um dem verloren gegangenen Fender hinterher zu schwimmen. Der war ca. 300 m weiter ans Ufer getrieben worden und über Land kommt man da nicht hin. Das ist ein Moor. Den Hinweg bin ich mit der Strömung geschwommen und den Rückweg über schlickige Austernbänke gewatet. Da waren die Sandalen ganz gut.

Baywatch.

Puh! Jetzt erst mal ein Bier auf den Schreck. Jens ist dann zum Hafenmeister und hat nochmal in Ruhe mit ihm gesprochen. Alles überhaupt kein Problem. Er heißt auch Bill (ich glaube unser fünfter Bill) und wir können so lange bleiben wie wir wollen.
Dann ab in die Koje zum Mittagsschlaf, wir wollen ja auf der Party heute Nachmittag nicht gleich zusammenbrechen. Dann eine kleine Dusche und ’nen Kaffee.

Um Punkt vier, waren wir dann frisch und gut gelaunt mit einem Topf voll marinierter Rindersteaks, einem Eimer sehr leckerem Kartoffelsalat und ein paar Maiskolben bei Bill und Roy (Jesus) vor der Werkstatt. Wir hatten schon morgens zwei Sixpacks Becks, ein Sixpack Pilsener Urquell und ’ne Palette Yuengling bei denen im Kühlschrank eingelagert. Der Grill stand bereit und Bill, Roy und Wilson warteten schon ganz ungeduldig auf uns. Wenig später trudelten dann noch Sebastian der Weftarbeiter, Dan der Einhand-Weltumsegler und Rusty ein. Ich stand am Grill und bereitete die Steaks und Maiskolben und alle waren gut drauf. Es war eine sehr nette Runde und die Grüppchen haben sich prima gemischt und es wurde nicht nur Seemannsgarn gesponnen.

The Becks experience. (Von re: Bill, Roy, Rusty, Dan, Wilson.)

Grillmaster.

Am kalten Buffet. (von re: Roy, Wilson, Sebastian.)

Nach zwei, drei Stunden verabschiedeten sich so nach und nach die Ersten aber Dan blieb noch bis zum Dunkelwerden. Dann räumten wir kurz zusammen und nahmen noch einen Absacker an Bord, fielen uns sehr bewegt in die Arme und um zehn schliefen wir den Schlaf der Gerechten.

Wir haben echt viel geschafft in den letzten Wochen und diese schöne Abschiedsparty haben wir uns redlich verdient.

Wir werden morgen sehen wie es um unseren Antrieb bestellt ist und noch die letzten Arbeiten abschließen aber das kriegen wir auch noch gebacken…

Wir haben wieder ein schwimmendes Schiff!!!

Endlich zu Hause...

Henning und Jens

Daddeldu schwimmt wieder

Dienstag, 04. Mai 2010

Uns erreichte heute morgen (01:55h UTC+2h) die Nachricht, dass die Daddeldu nun endlich wieder im Wasser ist. Ein paar kleinere Reparaturen sind wohl noch fällig, werden aber in den nächsten Tagen durchgeführt.

Jens und Henning scheinen glücklich, wir sind es auch.

Gruß
Christian

Feiertag…(Schleifen 2.0 Neu! Jetzt noch giftiger.)

Sonntag, 02. Mai 2010

Beaufort; NC; 2. Mai ’10 (schon über einen Monat zu zweit auf 16m²)

Aus unerklärlichen Gründen scheint unser Netz immer noch zu laufen… Na ja, mir soll’s recht sein.

Bevor hier Missverständnisse aufkommen: Wir sind nicht mehr sauer und der Beginn des gestrigen Artikels war lediglich eine schlechte Anspielung auf die Vorkommnisse am ersten Mai in Hamburg.

Wir haben den Tag der Arbeit selbstverständlich zur Arbeit genutzt und von acht bis achtzehn Uhr durch gebuckelt. Jens strich die letzten Stellen an Deck mit der zweiten Schicht Lack (Anti-Rutsch-Belag) und gemeinsam haben wir der Bordwand den letzten Anstrich verpasst. Schön nicht?
Ich habe mich derweil aufgemacht um noch mehr Farbe zu besorgen. Da ich es schon so gewohnt bin, unverrichteter Dinge aus der Stadt zurück zu kehren, ließ ich vorsorglich meinen Geldbeutel an Bord so das ich zweimal fahren konnte obwohl das passende Pink vorrätig war. Am Nachmittag bin ich mit dem Schwingschleifer unters Schiff um das alte Antifouling anzuschleifen. Dumm wie ich bin, mit nacktem Oberkörper. Ich habe eine volle Stunde unter der Dusche verbracht um das Zeug wieder ab zu kriegen. Mit Seife und Bürste war da überhaupt nix zu holen. Hat das Zeug nur verschmiert… Lediglich unser „agent-orange“ (Fast orange, heavy duty handcleaner mit Scheuersand und Lösungsmitteln) hat ein wenig geholfen. Ich sah vor der Dusche aus wie ein schlechter Otello-Darsteller und die drei schwarzen Werftarbeiter vom Nachbarschiff sind vor lachen fast vom Schiff gefallen als sie mich sahen. Aber jetzt bin ich fast wieder sauber.

1. Mai in Beaufort: der schwarze Block.

Ohne Worte...

Abends noch ne neue Schicht Antifouling aufgetragen und dann zur Feier der fast abgeschlossenen Arbeiten ein Besuch im Steakhouse. Das ist wahrlich ein Festmahl gewesen. Nach dem Essen haben wir uns auf das bequemste Ledersofa auf dem ich jemals sitzen durfte gelümmelt und uns das Halbfinale der Eastern-Conferenz-Play-Offs auf der Großbildglotze in der angeschlossenen Bar reingezogen. (Basketball) Cleveland hat, recht knapp, ein wirklich spannendes Spiel gegen Boston gewonnen. Danach noch ein kurzer Abstecher zur open air Livemusik im Dockhouse. Leider waren wir zur Abwechslung mal wieder total KO. Um 11 dann Licht aus.

Heute werden wir noch ein paar Kleinigkeiten erledigen und dann unseren Mietwagen, mit dem schönen Kennzeichen XTC 5107, wieder abgeben.

Morgen früh geht’s dann ins Wasser und abends veranstalten wir eine Abschiedsparty für unsere Freunde. Wir haben ein paar deutsche Biere besorgt und wollen grillen. Mi soll’s dann losgehen Richtung Philly…

Auf bald, und: Be safe out there…

Henning