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Donnerstag, 29. April 2010Beaufort, NC, 29. April ’10
Liebes Internet,
wie geht es Dir? Uns geht es ganz gut. Wir sind froh gestern endlich die Schleifarbeiten beendet zu haben. Es war ein langer Tag aber am Ende war die Daddeldu, zumindest außen, komplett geschliffen. Anschließend wurde sie noch mit dem Schlauch geduscht um den Farbstaub los zu werden. Um halb acht dann der schwer verdiente Feierabend.
Zwischendurch habe ich meinen vierten Ausflug zum Drucker gemacht und nun haben wir auch wieder einen (richtig geschriebenen) Namensschriftzug für unser Schiff. Der kommt aber erst drauf wenn wir mindestens zwei komplette Anstriche mit dem neuen Lack beendet haben und dieser ausreichend getrocknet ist.
Heute morgen um Punkt neun waren wir dann, halbwegs erholt und in Arbeitsklamotten, wieder am Start. Es galt den Zeitpunkt ab zupassen, wenn der Morgentau verdunstet ist, aber die Sonne noch nicht allzu heiß brennt. Leider gab es diesen Zeitpunkt nicht. Als das Deck trocken war hatten wir schon wieder weit über zwanzig Grad im Schatten und die Farbe zog im null Komma nichts an. Entsprechend schwierig gestaltet sich das Malen. Als erstes war der Wasserpass dran. Das haben wir gemeinsam erledigt. Ich mit der Farbrolle und der Skipper mit dem Schaumpinsel hinterher. Zum verschlichten (glatt Streichen). Im Anschluss daran habe ich mich auf’s Deck verzogen um dort mit Malerkrepp alles ab zu kleben. Derweil hat unser allseits beliebter Skipper die ausgebauten Backskistendeckel mit der ersten Schicht Farbe versehen. Als er damit durch war, begann er mit dem Streichen des Vordecks. Für uns beide eine lustige Krabbellei auf den Knien. Aber wir sind frohen Mutes.
Gegen Mittag dann ein kleiner Imbiss, aus amerikanischen Hot-Dogs bestehend. (Ich kann die Scheiße nicht mehr sehen!) Nach unserem kleinen Mahl war ich auch schon fast fertig mit Kleben und machte mich auf die Socken um unserem guten Freund und Kupferstecher Omar, dem Segelmacher, meine Aufwartung zu machen.(In Wirklichkeit heißt er Paul und hat den Laden nur nach seiner Katze benannt. Die Katze heißt wohl „Omar-Sailmaker“) Mein Bruder Christian erteilte ihm ja vor Jahr und Tag den Auftrag das Vorsegel zu ändern und uns ein flottes Segelkleid zu schneidern. Um diesem Auftrag gerecht werden zu können, nahm er damals die notwendigen Maße bei uns an Bord. Leider war die Jahresfrist zu knapp bemessen und so gaben wir ihm zwei weitere Wochen Aufschub, maßen selber nochmal nach und übertrugen die Messergebnisse in jene seltsamen Einheiten, die man diesseits des großen Wassers zu benutzen pflegt. Omar, seines Zeichens angehöriger des allseits hoch gerühmten Standes der amerikanischen Handwerker, gelobte nun die promte Erfüllung unseres Begehrs. Gar schon am letzten Montag wollte er das Werk vollendet haben. Um die Enge an Bord unserer stolzen Daddeldu wissend, gaben wir bis Mittwoch Frist. „No problem“, seine Antwort. Als ich am Mittwoch unsere bestellte Ware in Empfang zu nehmen gedachte, ward unser tapferes Schneiderlein nicht anzutreffen. 🙁 Solche Dinge inzwischen schon gewohnt blieb ich auch äußerlich ruhig, um heute einen weiteren Versuch zu starten unsere Ausrüstung zu vervollständigen. Gut gelaunt und braun gebrannt begrüßte Omar mich und fragte, scheinbar keiner Schuld bewusst, nach dem Grund für meinen Besuch. Nicht ohne Stolz berichtete er mir, die Segelpersenning sei bereits in Arbeit und das Vorsegel hat er auch bis morgen fertig. Nun gut denk ich mir, wenn er schon langsam und unzuverlässig ist, dann ist er ja vielleicht wenigstens teuer? Und ja richtig, er ist teuer. Na wenigstens etwas… Ich wette übrigens, dass er nicht bis morgen Nachmittag fertig ist wie er mir heute zweimal versprochen hat.
Egal, wir haben anderes zu tun als uns über solche Handwerker zu ärgern. Wenn er bis Di nicht fertig ist, dann bleiben wir eben noch ein paar Wochen hier. Arbeit genug haben jedenfalls noch. Und vielleicht hat Omar ja im Winter mehr Zeit und kümmert sich dann endlich um die Aufträge vom letzten Jahr.
Es ist übrigens viertel nach 5 und der Skipper malt immer noch.
Aufgrund meiner mangelden Erfahrung und der widrigen Umstände (es ist knalleheiß und ein kräftiger Wind weht) traut er mir die sensible Arbeit des Deckstreichens nicht zu. Wer mich kennt weiß, ich klage selten über zu wenig Arbeit. Und so blieb mir Zeit unter Deck den Abwasch der letzten drei Tage zu tätigen und ein wenig Farbstaub zu entfernen. Ferner plane ich unser Abendessen und schreibe an Dich, Liebes Internet.
Liebe Grüße, auch an die Anderen,
Dein Henning