Archiv für April 2010

Lazy sunday afternoon

Montag, 19. April 2010

Beaufort, NC, 18. April ’10

… and then direct your feet, to the sunny side of the street. Unser Bordnetz ist ja leider immer noch out of order (das soll für heute der einzige Technikbeitrag bleiben), deshalb geht die Musik meist nur im Kopf ab, wenn wir nicht gerade 97,9 (the bear) im Autoradio hören, North Carolinas Country Sender # 1. Der Sonntag begann für uns gegen 9 Uhr mit bedecktem Himmel und 15 Grad C. Aber mit Auflösung der Wolken stiegen die Temperaturen schnell auf angenehme 22 bis 23 Grad und in der beginnenden Thermik zogen die Adler ihre ersten Kreise über uns.

Bei einer Tasse Kaffee mit evapurated milk, ein paar brownies und doghnuts begann für mich der Tag mit Erledigung von Korrespondenzen. Henning folgte nur wenig später freiwillig und guter Laune. Mit Schreiben, Lesen und Schnacken verdaddelten wir den Vormittag, um uns gegen viertel vor eins auf den Weg in den Backstreet pub zu machen, wo wir mit Manny und Rusty zum Bbq verabredet waren. Allein, wir waren allein. Mit meiner beginnenden Demenz hatte ich da wohl etwas nicht richtig behalten. Heute ist zwar „customers appreciation day“, aber die eins bezog sich auf den Preis für alle Getränke, die heute nur einen Dollar kosten sollten. Das Bbq war erst um fünf. Also appretiateten wir ein Getränk für einen Dollar (waren in Wirklichkeit zwei $, weil die Deutschen immer gleich eine doppelte Portion eingeschenkt bekommen, nämlich vom Fass) und setzten uns auf die Terrasse. Unsere Unterhaltung wurde durch einen Gecko an der Wand und ein sehr zutrauliches graues Eichhörnchen bereichert.

Um zwei, vernünftig wie wir nun einmal sind, waren wir zurück an Bord. Henning hat sich dann mit meinem Briefpapier an den ICW (den Intra Coastal Waterway, der praktisch vor unserer Haustür vorbei führt) abgesetzt um Briefe zu schreiben, so dass mir nur der Computer blieb. Davon konntet ihr heute schon profitieren.

Kurz vor fünf machten wir uns dann zum zweiten Mal auf nach Beaufort in den Backstreet pub, der wirklich sehr urig ist. Ursprünglich war es eine Bäckerei aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Noch heute wird der Kamin mit echtem Holz angeheizt. Wir dachten bei unserem Eintreffen, dies sei wieder einmal der Fall, aber denkste, es waren die Hühnchenteile, die auf dem Holzkohlegrill vor der Pubtür verkohlten. Beim betreten des Inneren wurden wir sofort von Rusty begrüßt, der uns dann seine Frau Maria vorstellte, eine Brasilianerin, deren einen Sohn Sergio wir bereits in Jarrett Bay kennen gelernt hatten. Daneben stand Manny mit seiner Partnerin Elisabeth. Ein, zwei Bier später lernten wir dann noch Dan kennen, dessen Bohrmaschine wir schon über Rusty ausgeliehen hatten. Dan ist ein Einhandweltumsegler aus Philly, der hier eine Motoryacht gekauft hat und für Luxuscharter herrichtet. Bei dem sind wir für morgen Abend an Bord eingeladen. Nachdem wir bereits einige Hühnerschenkel direkt vom Grill vernascht hatten, stellten wir fest, dass drinnen angerichtet war: Baked beans und eine Art Waldorfsalat. Also mussten wir noch einmal ran. Das Leben in der Fremde ist nicht immer einfach!

Rusty

Als wir im Auto zurück zum Boot saßen zeigte die Uhr gerade mal 7 pm. Die vergangenen zwei Stunden kamen uns deutlich länger vor. Es ist eben einfach anstrengend, sich in einer fremden Sprache mit fremden Menschen längere Zeit zu unterhalten, so anregend, nett und ergiebig es auch sein mag. Nun sitzen wir wieder an Bord. Henning hat ein paar Schnittchen bereitet (Hühnerbeine halten ja nicht ewig vor) und liest, und ich versuche mit letzter Kraft, euch von der Sinnlosigkeit unseres Tuns zu berichten.

Herzlichst

Euer Jens

p.s.: seit drei Tagen kein Feedback, bald stellen wir den Blog ein!!!

… nur ein Samstag

Sonntag, 18. April 2010

Beaufort, NC, 17. April ’10

… das war der Samstag, für uns ein Arbeitstag. Nach dem Frühstück musste unser Henning endlich die Reinigung des Motorraumes abschließen. Eine Arbeit, die e r mit immer weniger Begeisterung aber immerhin Sorgfalt macht. Er hat inzwischen die hervorragenden Kriecheigenschaften des Rostschutzmittels übernommen!

Der Skipper trainiert währenddessen im Schatten der Bordwand weiter an seiner Karriere als Automechaniker. Alle Teile der alten Maschine, die zur Wiederverwendung anstehen, müssen entrostet, entfettet und gereinigt werden. Viel Diesel, WD40, Öl und Degreaser. Da war noch einiges nach. Dann die alte Stevenbuchse – sprich: das Lager der Schraubenwelle (für David) – aus dem Stevenrohr pulen, die alte Schraube zum fixieren der Buchse ausbohren, Gewinde nachschneiden. Schon war der Vormittag vorbei.

Ohne wirkliche Mittagspause dann das ausrichten des Motors. Der sitzt auf verschiebbaren und höhenverstellbaren Lagern. Zum einwandfreien Betrieb muss die Achse von Motor und Getriebe genau in einer Flucht (Linie – wieder für David) mit der durch das Stevenrohr führenden Schraubenwelle liegen. Ein bisschen rechts, ein bisschen links, ein wenig rauf, ein wenig runter, und schon stimmte die Peilung. Um 2 waren die Lagerschrauben angezogen und die Welle drehte ohne zu Schlagen in ihrem neuen Lager. Und Henning hatte die Schnauze voll. „Ich gehe jetzt Wäsche waschen!“ Sprach’s, verschwand zum Duschen und anschließend mit dem Auto und zwei Säcken voll stinkender Männerklamotten nach Beaufort.

Als er gegen sieben Uhr zurückkam, war ich gerade am Zusammenpacken. Ich hatte während seiner Abwesenheit ein neues Seeventil eingebaut, Wellendichtung, Seewasserfilter, Schnüffelventil, Ölkühler, Gaszug, Schaltung und diverse Schläuche angebaut, sowie unter dem Schiff – wo wir die ganzen Teile lagern – aufgeräumt. Es wird langsam wieder übersichtlicher.

Nach ein wenig abhängen und Duschen bereiteten wir uns eine Männerportion Spaghetti „alio e olio“ mit – man höre und staune – fast echtem Parmesan. Das tat gut! Noch etwas Lesen und ein paar spärliche Wortwechsel zwischen heftigem Gegähne, und um 10 sind wir reif für die Koje (lieber David, so nennt man die Betten auf einem Schiff!).

Bis dann

Skipper Jens



0416 Friday

Sonntag, 18. April 2010

Beaufort, NC, 18. April ’10

Lange ist es her, seit wir das letzte Mal Muße hatten unsere Berichte zu schreiben. Irgendwie bin ich immer noch ziemlich KO nach Feierabend und wenn man dann aufgrund mangelnder Verbindung sogar Schwierigkeiten hat seine Mails zu checken, motiviert das nicht gerade zum Schreiben. Aber ich werde mal einen Nachtrag verfassen.

0416

Am Freitagmorgen hat der Skipper ein paar weitere Maschinenteile überholt, während ich im Maschinenraum noch die letzten rostigen Spannten mit der Drahtbürste bearbeitet habe. Bill, unser Schrauberkumpel, hätte Jens beinahe nicht wieder erkannt. „He is clean! Must be a different man!“ Anschließend ein gemeinsamer Kraftakt zur Teambildung und Motivationsstärkung. Die neue Maschine war ja schon am Vortag mit dem Stapler ins Cockpit und dann mit dem Baum in den Rumpf abgelassen worden. Jetzt musste sie nur noch um ca. ’nen guten Meter nach vorne auf’s Fundament gesetzt werden, mit einigen Balken und Pallhölzern eine Rutsche gebaut und dann mit Unterstützung der Großschot nach vorne gehievt werden. Inzwischen ein Witz für so routinierte Jungs wie uns. Um 14 Uhr saß das Ding auf den Sockeln. Echt gut mal so eine Arbeit zu machen und nicht immer nur das frustrierende Geschrubbe.

what a pretty engine!

Anschließend dann, zur Belohnung eine gemeinsame Einkaufstour. Wir wollten ja sehen ob der Batterie-“Spezialist“ bei Interstate-Batteries unseren AGM Klotz wieder fit gekriegt hat und Vaddern wusste nicht wo der Laden ist und ich hab mir nicht zugetraut, im Zweifelsfall alleine entscheiden zu müssen was für eine Neue wir kaufen. Leider war an unserer Alten nichts mehr zu machen und ’ne neue Wartungsfreie mit vergleichbarer Kapazität hatte er auch nicht. Also weiter zu West-Marine. Dort hatten die Verkäufer außer einem Maßband auch keine Hilfestellung anzubieten. Wir haben uns dann für drei Kleine entschieden die wir nun miteinander verbinden wollen. Als Rache für die nicht vorhandene Beratung haben wir Ihnen dann unser altes Schwergewicht, locker lächelnd, in den Laden getragen und sie im Austausch (bei solchen Batterien gibt es Pfand) dagelassen. Die Freude des kleinen Mannes. Zuzusehen, wie sie versuchten das Teil zu bewegen und nicht anheben konnten. Wir sind halt die Stärksten.

Dann noch zu Wal-Mart um ein Kabel und Schleifgerät zu kaufen. Diesmal keinen Plunder. Und so ging unsere Freitagsshoppingtour 3 Stunden und 1000$ später dann zu Ende. Aber mit Chance haben wir Anfang der Woche wieder Strom an Bord und sparen ’ne Menge Nerven und Zeit bei den anstehenden Schleifarbeiten.

Inzwischen ist es früher Abend und es ist schließlich Wochenende. Also auf in die Handle-Bar zu einer gemütlichen Party Billard. Ich gewinne sehr knapp mit 2 zu 1 gegen den Skipper. Aber wir spielen beide über weite Strecken grottenschlecht. Als wir grade mit dem Entscheidungsspiel anfangen, kommen die Oberchecker herein. Zwei Schwarze mit eigenen Ceuques in Krokodilledertaschen. Wir kennen die beiden schon und wissen, dass die echt gut sind. Beide legen ihre Quarters auf den Tisch und fordern den Gewinner. Also spiele ich gegen den Alten, der glaube ich Charles heißt und echt nett ist. Wir einigen uns auf deutsche Regeln. Er geht haushoch in Führung, versenkt dann aber die schwarze Kugel im falschen Loch (zu dem Zeitpunkt hab ich aber schon meine Kugeln abgeräumt) und so gewinne ich durch seinen Fehler. Irgendwie peinlich, so scheiße zu spielen, aber als Gewinner am Tisch bleiben zu müssen, zumal wir mittlerweile Publikum haben. Die eins-zu-eins-Kopie von diesem dummen Pro-7-Jumbo unterhält sich inzwischen mit Vaddern über seine deutsche Abstammung und der Laden ist voll. Egal, als Sieger spiele ich gegen den Jungen Billardprofi. Obwohl Billard darf ich nicht mehr sagen. „Don’t talk like a british. It’s pool, man.“ Der Junge jedenfalls ist ein Poser wie er im Buche steht. Aber manchmal kriegt er von den anderen ’nen Spruch gedrückt und dann muss auch er über seine eigene Ãœberheblichkeit lachen. Ich hatte eigentlich schon beim letzten Spiel gegen Jens keine Lust mehr und so schlage ich vor nach amerikanischen Regeln zu spielen, sonst gewinne ich nochmal aus versehen. Ich habe als Geforderter den Anstoß und versenke auch ’ne volle Kugel. Leider geht die Weiße hinterher und somit ist der Tisch noch offen. Mein Gegner meint er spiele trotzdem lieber auf die Halben. Ist halt ’n Gangster. Er räumt den ganzen Tisch, bis auf eine Kugel ab, bevor ich das nächste mal dran bin. Hab sogar ’ne 100%ige Chance, die ich aber glorreich vergebe. Er locht die letzte Kugel lässig ein, schiebt die Schwarze hinterher und ich bin endlich erlöst. Jetzt dürfen die großen Jungs spielen.

Wir verziehen uns an die Bar und werden dort von Charles und seiner Frau Mary angesprochen. Als sie erfahren wo wir herkommen und was wir vorhaben sind sie sehr angetan. Charles ist ein bärtiger Bulle von einem Seemann in den 50ern. Er hat eine Ketch hier in der Gegend ankern und wohnt seit 4 Jahren in Beaufort. Er arbeitet auf einem Tug-Boat, das die Ostküste rauf und runter fährt, ist also ein richtiger Seemann und Segler. Er und Jens tauschen sich aus und er gibt uns einige gute Tips für den Weg nach Philadelphia und er hat einen Freund, dem ein Drittel von Jarrett-Bay-Boatworks (unserem jetzigen Liegeplatz) gehört. Er will sicherstellen, dass wir hier ordentlich behandelt werden und die nötige Unterstützung bekommen. Mal sehen, was das heisst. Aber schaden kann es wohl nicht und wir werden Charles und Mary wohl noch öfter sehen.

Auf dem Heimweg ist uns ein Waschbär vors Auto gelaufen. Echt faszinierend, was diese Viecher für eine totale Ignoranz gegenüber Autos an den Tag legen. Kein wunder, dass die alle platt gefahren werden. Aber es war noch im Ort und folglich fuhr ich sehr langsam und habe ihm sein leben noch einmal lassen können.

So es ist gleich 11 und ich will jetzt mal das Sonntagsfrühstück bereiten.

Henning

Neue Maschine an Bord!!!

Freitag, 16. April 2010

Beaufort, NC, 15. April ’10

Es ist Freitagmorgen halb sieben, die Sonne geht gerade auf, Tau liegt auf dem Deck und wir haben bereits 58 Grad (Fahrenheit natürlich, das sind etwa 14 Grad C). Solange der Junior noch schläft, will ich kurz vom gestrigen Tag berichten. Ich hoffe, ihr mögt so was auch am Abend lesen.

Der Morgen begann mit einem frustrierenden Versuch per Skype mit der Skipperfrau zu kommunizieren. Mit einem fliegenden Morgenkaffee musste ich dann zu meiner Verabredung mit Manny, um endlich ein neues Ladegerät für das Bordstromnetz zu bekommen. Treffpunkt Town Creek Marina (das ist mein erster Liegeplatz in Beaufort in 2007 gewesen). Manny war auch pünktlich da, hatte das bestellte Teil und ich die Kohle (per EC-Karte von der First Citizen Bank kein Problem). Ein bisschen Chitty-Chatty, eine Verabredung für Sonntagnachmittag im Backstreet Pub zum Bbq. Und weiter zu Williams, unserem inzwischen vertrauten Eisenkrämer in Morehead; dann Advance Autoparts, West Marine und Kittrell Auto Quest. Alles (mit Details will ich euch nicht langweilen) was ich auf dem Zettel hatte bekommen – oh Wunder. Aber mittlerweile wissen wir auch schon ziemlich gut Bescheid!

Auf dem Rückweg noch ein paar Lebensmittelreserven aufgefrischt (unter Anderem lokale frische Erdbeeren vom Hof an der Route 101, unserer Hausstrecke nach Beaufort) und einen Sack Eis für die Kühlbox besorgt. Um zwölf war ich wieder an Bord, wo Henning inzwischen weiter an der Renovierung der Bilge gearbeitet hatte. Ich hatte noch nicht mal alles an Bord getragen, da kam schon Rusty vorbei. Der sollte unsere marinisierte Austauschmaschine mit dem großen Stapler an Bord hieven. „I’ll be back in a quarter of an hour!“ Gesagt, getan! Eine Viertelstunde später stand der Gabelstapler bereit und wir waren vorbereitet. Angefasst, angehoben und um ein Uhr stand der Motor in der Plicht und Rusty war wieder weg. Noch dieses und jenes im Maschinenraum vorbereitet, u. A. Holzbalken verkeilt, auf denen der Motor dann auf seine Sockel weiter innen im Rumpf geschoben werden muss. Dann mit Hilfe unsere Großschot den Motor in den Maschinenraum abgefiert, und um vier Uhr war das teure Stück ohne Unfall unten angekommen. Wir waren erleichtert!!

Henning hatte für heute genug. Nach einem Feierabendbier und der verdienten Dusche gab es die ersten Erdbeeren aus NC – noch nicht so dolles Aroma, aber immerhin nicht schlecht. Wir freuen uns auf die kommenden Wochen. Dann wollte der Fockaffe nach Atlantic Beach in ein kleines Kino: „Clash of the Titans“. Darüber muss er allerdings selbst berichten. Ich blieb an Bord, um noch ein wenig auf- und umzuräumen sowie ein paar technische Anleitungen zu studieren. Meine Ausbildung als Elektromonteur und Automechaniker und Segelmacher und Zimmermann und …. ist ja durchaus lückenhaft.

Jedenfalls war ich mit dem Tag  zufrieden und wir sind im Zeitplan.

Leider hat der Skipper scheinbar ein paar Kabel in HH vergessen, so daß wir im Moment die Bilder von meiner anderen Kamera nicht auf den Computer laden können. Aber das holen wir die nächsten Tage nach.

Bis dann

Euer Jens

0414 Mittwoch

Donnerstag, 15. April 2010

Beaufort, NC, 14. April ’10

0414

Nicht viel passiert heute.
Das Wetter hat sich verschlechtert. Es ist kalt geworden, wir haben jetzt nur noch 16 Grad unter Deck. Geradezu arktisch. Der Himmel ist bedeckt und es ist windig. So wie ein Sommer an der Nordsee.

Aber die Arbeit geht weiter. Der Skipper werkelte draußen an den Maschinen ‚rum und hat ein Erfolgserlebnis nach dem anderen. Inzwischen ist von der alten nicht mehr viel übrig da er alles abschraubt, überholt und an der Neuen montiert. Ich hatte wieder viel Spaß in der Bilge. Jetzt achtern. Da ist zwar verhältnismäßig viel Platz, aber eng und scheiße find‘ ich’s da trotzdem. Eigentlich dachte ich ich wisch‘ da kurz aus und geh‘ dann nochmal mit dem Grease-Destroyer drüber. Leider musste ich feststellen, dass an den meisten Spanten einiges an Rost entstanden ist. Also die Drahtbürste raus geholt und schrubben bis der Arzt kommt. Meine Laune war eh nicht so richtig super und das mir bei der Arbeit die ganze Zeit die Glaswollisolierung vom Heizungsauspuff im Nacken hing hat’s nicht besser gemacht.

Ich weiß, ich weiß, immer nur ‚rum heulen und jammern wird auf Dauer langweilig. Aber ich hab echt keinen Bock mehr in engen Räumen herum zu kriechen und irgendwelche Scheiße weg zu machen. Sei es nun Öl oder Rost.
Ich will endlich segeln und nackt baden, auf Haien reiten und Delphine fangen. Oder zumindest meine neuen weißen Shorts tragen, Rum trinken und vor schönen Stränden ankern, die farblich zu meinen Klamotten passen. Das dauert wohl noch…

Nach dem Mittagsimbiss hat sich Jens dann die neue Maschine von unserem Schrauberkumpel mit den langen Haaren, dessen Namen wir uns einfach nicht merken können, mit dem Stapler anheben lassen. Da baumelte das gute, Blitz saubere Stück dann ein paar Stunden und Jens hatte Gelegenheit für einen Ölwechsel und ein Paar Arbeiten von unten. Ich bin wieder in meinen Keller zurück und hab mich selbst bemitleidet. Um halb sechs hatte ich dann die Schnauze voll und hab mir unter der Dusche die Glaswolle abgewaschen. Vaddern hat noch ’ne Stunde weiter gearbeitet. Nach der Dusche ging’s mir dann besser und die Laune stieg wieder. Einen kurzen Brief geschrieben, den Abwasch gemacht und ein wenig Facebookgedaddel. Jetzt gibt’s Abendbrot und ich bin guter Dinge morgen nur noch wenige Stunden in der Bilge verbringen zu müssen. Vielleicht schaffen wir es sogar morgen die neue Maschine morgen an Bord zu holen. Das wäre doch mal ’ne Abwechslung.

Gute Nacht Deutschland.

Henning

Chef spezial

Mittwoch, 14. April 2010

Beaufort, NC, 13. April ’10

Für den Bericht zum Dienstag „möt de Chef ran! De Jung is rott!!“ Henning hat aber auch wirklich Einsatz gezeigt. Ganz selbständig hat er mit seinem Freund Atze weiter an der Reinigung der Bilge gearbeitet, die nun – bis auf ein paar Spaßabteilungen – fertig ist. Währenddessen hat der Skipper an den Maschinen gebastelt. Die Alte und die ‚Neue‘ stehen an Backbord neben dem Schiff auf jeweils einer Palette. Was nicht schon abmontiert ist von der Alten wird abgebaut (sofern noch zu gebrauchen) und an der neuen Maschine muß alles anschraubt werden, was eine Schiffsmaschine braucht. Das sind hauptsächlich die Teile für die Seewasserkühlung und natürlich das Getriebe. Vor dem Anbauen müssen die Teile natürlich gereinigt, entfettet und gefettet werden. Aber es geht ganz gut voran. Leider werde ich kurz nach zwölf Uhr schon wieder unterbrochen, weil Henning seine Fressattacke bekommt. Doch eigentlich bin ich ganz dankbar. Der Junior breitet uns mit den gestern erstandenen Beef Franks wunderbare Hot Dogs mit frischen Zwiebeln, Tomaten und Gurken vom Farm Shop aus der Nähe, dazu Dijon Senf und natürlich Ketchup und Remoulade. Hmmmmm!

Nachdem Henning ganz allein seinen ersten Dieselfilter gewechselt hat, drückt er sich (in Abstimmung mit mir) vor der weiteren Bilgenarbeit, geht Post von der Rezeption holen (Steffi hat geschrieben – hallelujah), holt ein paar Teile aus unseren Kisten im Lager und kajolt dann mit unserem Chevvi nach Morehead, um endlich unsere große Bordnetzbatterie zum Testen zu bringen. Nach einigem hin und her und vergeblichem Suchen in den vorigen Tagen sind wir nach erneuter Rücksprache mit Rusty nun sicher „Interstate Batteries“ zu finden. Ich schaffe es währenddessen, das Getriebe und die Wasserpumpe an den neuen Motor zu montieren, der damit schon ganz vertrauenswürdig aussieht.

was gehört denn nun wo ran???

Als Henning um vier Uhr mit Erfolgsmeldungen zurück ist, habe ich bereits geduscht um die Wagenschlüssel zu übernehmen und zu meiner Verabredung mit Manny zu fahren. Der wartet tatsächlich bereits am Tresen des Backstreet Pubs auf mich und verspricht, mir morgen den Preis für ein neues Ladegrät zu nennen, welches ich mir bei West Marine angeguckt hatte. West Marine ist hier als Apotheke verschrien, scheint aber für bestimmte Sachen durchaus günstige Preise zu haben. Jedenfalls ist Manny ein ganz netter Typ im Vorruhestand, der noch ein account bei seinem früheren Arbeitgeber hat und seinen Personalrabatt (zumindest teilweise – nehme ich an) an mich weitergeben will. Nach einem Bier für mich und einem Chardonnay für Manny kratze ich wieder die Kurve, besorge uns auf dem Rückweg noch eine Pizza von Domino’s für das Abendessen, um Henning glücklich zu machen. Kurz nach sechs Uhr bin ich wieder an Bord und finde Henning frisch gesäubert am Laptop vor. Wir sind beide unheimlich müde, müder als es eigentlich sein kann. Aber wahrscheinlich liegt es an unserem rasanten Muskelwachstum in den letzten Tagen, sinnieren wir. Nach der Thin Crust Pizza – wirklich ganz lecker, fast wie richtige Pizza – mit einem Bier (gehört zur Pizza, sagt Angelika) überlegen wir, ob es nicht eigentlich schon die Koje sein sollte. Aber das geht ja nun wirklich nicht bei Sonnenlicht! Also macht Henning sich tapfer an die ausstehenden Berichte und ich studiere Kataloge von Schiffsausrüstern, um ein Gefühl für die hiesigen Preise zu bekommen und um die amerikanische Fachterminologie zu erlernen. Um zehn war dann aber tatsächlich Daddeldu.

Der Chief



0412 Ganz unten! oder Je tiefer desto scheißer.

Mittwoch, 14. April 2010

Beaufort, NC, 13. April ’10
(was bin froh, wenn hier endlich mal ’n anderer Hafen steht.)

0412

Montag war ja noch mein Lieblingstag, aber dieser hier hatte es echt in sich:

Wie ja bereits angekündigt, war heute die Steuerbordbilge dran. Aber erst mussten wir zu Omar, dem Segelmacher. Dass er unsere Segel nicht, wie mit Christian verabredet, fertig hatte, ist zwar scheiße aber verständlich. Woher soll er denn wissen, ob wir überhaupt jemals wiederkommen. Leider hat er auch die Verabredung von letzter Woche nicht eingehalten, zumindest mal die Dinger anzugucken und zu sehen ob und wo er sie kürzen kann. Wir beschließen das Groß so zu lassen und halt mit eingebundenem Reff zurück zu segeln. Die Genua soll kaputt bleiben. Die alte Fock bekommt ein neues Vorliek für die Rollanlage und wird statt der Genua gesegelt. Außerdem haben wir ja noch den neuen Blister. Aber ’n neues Segelkleid für’s Groß soll er uns noch machen. Hoffentlich schafft er das bis Ende April. Anschließend noch schnell die nötigsten Einkäufe getätigt und zuhause ein kleiner Mittagsimbiss. Truthahnsandwiches. Vorher haben wir noch den Stauraum unter den Bänken leergeräumt und ne Inventarliste der Vorräte angelegt, die Dosen beschriftet etc.

Ein wenig Essen ist noch da...

Scheiße, schon wieder ’n halber Tag im Arsch. Wir müssen echt mal aufhören immer zu zweit durch die Gegend zu heizen. Sonst wird es nix mit Philly am 15.5. (Doch! Der Skipper)
Nach dem Lunch hieß es dann aber wirklich: Steuerbordbilge. Wie gesagt, die ist schwer zugänglich. Unter den Sitzpolstern (Ebene 0) liegt ne Platte auf der normalerweise Kisten mit Konserven gestaut werden (Ebene -1). Darunter das Gleiche nochmal (Ebene -2) Da drunter öffnet sich ölverschmiert die Bilge. Ebene -3. Durch die Querschotten, die sich leider nicht entfernen lassen, sind die Ebenen -2 und 3 in kleine Rechtecke unterteilt. Da muss man schlank sein und lange Arme haben um daran zu kommen. Ist klar, wer das also machen muss. Ich also runter und mich in der Ebene -1 hingelegt. Wenn ich ganz auf die scharfe Kante gerutscht bin und Schulter und Arm in die Ebene 2 gesteckt hatte, konnte ich gerade so eben die Bilge erreichen. Dabei schneidet die Kante in die Brust und das Blut läuft in den Kopf. Das ist bei über 30 Grad unter Deck fast angenehm berauschend. Vaddern hat mir dabei die Schüssel gehalten bis ich den Ölschlamm aus den einzelnen Kammern geschöpft hatte.

Eng, aber OK.

Die letzte Kammer mitschiffs ist leider tiefer als die anderen und daher nur zu erreichen wenn man mit dem Oberkörper auf Ebene 2 abgetaucht ist. Schön mit der Stirn abstützen und die Arme runter auf Ebene 3. Aber das Sonnencreme-Schweiß-Gemisch das einem dabei in die Augen läuft, hält einen wach. Jens nimmt dreckige Küchenrolle ab und reicht saubere nach. Als das Öl einigermaßen beseitigt ist, geht’s weiter mit der gleichen Prozedur, nun mit Grease-Destroyer. Keine Ahnung was genau da drin ist, aber Aceton ist auf jeden Fall dabei.

Immer tiefer...

Noch bin ich relativ gut drauf und mit viel Gestöhne und Gejammer (das hilft mir wirklich) mache ich sogar noch schlechte Witze bei der Arbeit. Kopfüber in nem winzigen Loch mit Lösungsmitteln arbeiten (ja, ja, nur in gut belüfteten Räumen mit Atemschutz anwenden. Pustekuchen, gut gelüftete Räume kann man jede Woche sauber machen und braucht so’n Zeug nicht und mit Atemschutz kriegst du deinen Kopf da nicht rein.) schockt aber auf Dauer doch nicht. Also kurz mal an die frische Luft und eine rauchen. Ne kalte Cola, (Bier traue ich mich nicht) und wieder ab in den Keller. Diesmal mit dem Kopf nach achtern, was angenehm ist, weil diesmal die andere Brustseite abgeschnürt wird. Leider gibt es zwei Fächer für die meine Arme einfach zu kurz sind. Aber ganz achtern ist die Ebene -1 zu ende und ich zwänge mich auf Ebene -2. Was jetzt kommt ist schwer zu beschreiben, aber ich versuch’s mal. Also, Füße voran in die Ebene -3 (ein sauberes Fach natürlich), dann den Rücken so doll es geht gebogen und auf Ebene 2 den Oberkörper mit einem Arm voran ins Nachbarabteil gequetscht. Ich noch stolz wie Oskar: „Das kannst Du nicht!“ zum Skipper. Der „Das stimmt. Das kann ich wirklich nicht. Ich bin Dir auch sehr dankbar.“ Dann den zweiten Arm mit viel Gewürge hinterher. Die Beine lassen sich keinen mm mehr bewegen und der Kopf auch nicht. Oberkörper steckt eh fest. Irgendwie kriege ich den zweiten Arm hinterher und denke noch: „Mhm, bisher gar keine Platzangst gekriegt.“ Dann stecke ich ich fest. Ich kann kein einziges Körperteil mehr in irgendeine Richtung bewegen. Ich merke wie mein Puls hoch schießt und die Atmung sich beschleunigt. Oh Scheiße! Jetzt keine Panik. Und dann kommt sie…
Das Gefühl hatte ich erst einmal in meinem Leben, beim Nackttauchen im Oktober in der Bille. Da wollte ich ’nen Schlüssel auf 4m Wassertiefe im Schlick suchen und man konnte NICHTS sehen. Aber da konnte ich mich abstoßen und auftauchen. Drei Mal hab ich’s probiert. Leider ohne Erfolg. Damals hat Vaddern dann den Schlüssel geholt und sein Bauchspeck war hilfreich gegen die Kälte. Heute war’s umgekehrt. Man liest immer in Büchern von Panik und so. Ja, ja, denk ich dann, keine Panik aber wenn einen die Panik packt dann ist das so. Ganz, ganz beschissenes Gefühl. Ich hab jedenfalls all meine Selbstbeherrschung zusammen genommen um nicht los zu strampeln, was eh nicht geklappt hätte da ich keinen Platz hatte. Dann hab ich laut mit mir selber gesprochen: „Scheiße ich krieg Panik. Ganz ruhig! Nicht bewegen! Erstmal ruhig atmen. Ruhig atmen! Atmen.“ Vaddern hat mir die Hand auf den Rücken gelegt: „Ganz ruhig. Ich bin bei Dir.“ „Toll“ hab ich gedacht „bis du mich hier raus gesägt hast bin an ’nem Herzkasper gestorben.“ Ich hab mich dann zusammen gerissen und mit ganz viel Selbstbeherrschung und Ãœberlegung bin ich dann wieder raus gekommen. Erstmal kurz Luft schnappen bis das Hyperventilieren aufhört und nach 2 Minuten wieder rein, sonst setzt sich so ein Platzangstgefühl fest und ich kann nie wieder in enge Räume. Diesmal aber nur auf Ebene -1 und von da aus gemacht was zu erreichen war. Dann noch ’ne richtige Pause und anschließend mit ’nem langen Schraubenzieher als Armverlängerung die Ecken ausgewischt. Nächstes Jahr, wenn das Schiff wieder in Hamburg ist, werde ich Marlo da runter schicken. Der hat die richtige Größe.
Hinterher noch auf der Backbordseite zwei gut zu erreichende Fächer mit meinem Kumpel Atze klar gemacht. (Kennt ihr Atze? Atze-Ton?) Dann wurden die Kopfschmerzen stärker und wir haben gegen halb 5 Feierabend gemacht.

Johann das Gespenst.


Saubere Arbeit!

Ab unter die Dusche und in den Back-Street-Pub. Dort wollten wir Manny, einen Kumpel von Rusty treffen. Manny kriegt nämlich 20 % bei nem Marine-Supply-Versand und wir hätten gerne ein Ladegerät von ihm. Leider war Manny schon weg, denn die Ammis gehen immer zwischen 4 und 6 ihr Feierabendbier trinken und gehen dann nach Haus. Wir haben ihm ’ne Nachricht hinterlassen und wollen ihn morgen treffen. Auf dem Rückweg noch ein Gyros zum mitnehmen. Wir waren alle beide total KO und ich bin fast im Sitzen eingeschlafen. Na. ja, so’n Drogenrausch ist eben anstrengend. Vaddern hat noch seinen Brief zu ende geschrieben und ich hab versucht zu lesen. Leider sind mir dauernd die Augen zu gefallen und so hab ich um viertel vor neun in die Koje verholt…

Euer Henning Wallraff

0411 Sonntag

Dienstag, 13. April 2010

Beaufort, NC, 13. April ’10

0411

Sonntag waren wir lange unterwegs und gestern war einfach zu anstrengend. Von daher musstet ihr ein wenig Geduld aufbringen. Aber hier sind wieder die neusten News aus den Staaten:

Am Sonntag soll man ruhen und das wollen wir auch tun. So richtig mit ausschlafen etc. Ich bin inzwischen so an den Arbeitsrhythmus gewöhnt, dass ich ganz von alleine um 9 aufgewacht bin! Wer mich kennt wird es möglicherweise nicht glauben, aber so war es. Jens war natürlich schon früher hoch und gerade dabei einen Brief an seine Liebste zu schreiben. Durch mein frühes Erwachen wurde er leider dabei unterbrochen. Nach einem gemeinsamen Kaffee sind wir dann zu unserem Sonntagsausflug aufgebrochen. Ab in den „Glory-Hole-Theme-Park“ fun and exitement for the whole family. 😉 Ne natürlich nicht. Wir wollten mit der Fähre auf die outer banks. Also ab ins Auto und die Landstrasse entlang. Meistens durch moorige Nadelwälder die hin und wieder von kleinen Dörfern unterbrochen waren. Ãœber Flüsse, und vorbei an großen Buchten und Salzwiesen. Dabei das Radio an und natürlich unsern (2.) Lieblingssender an. 97,9 „The Bear“ classic country music. Aber wir mögen nicht nur country sondern auch western. Irgendwann fing dann das Naturschutzgebiet an. Hier ging die Strasse auf einem Damm immer geradeaus durch ein riesiges Moor. Bestimmt 20 Meilen NICHTS zu sehen außer Moor. An der Küste angekommen, lagen ein paar Häuser und ein Hotel am Fähranleger. Eigentlich wollte ich hier, also an der Küste nen Laden suchen wo ich meinen Vater zu einem schönen Sonntagsfrühstück einladen kann. Eine sehr freundliche alte Dame an der Rezeption erklärte uns dann, dass es leider kein Frühstück gäbe und das Restaurant erst um 12 aufmacht. Die morgen Fähre auf die Inseln sei übrigens gestrichen. Sie hat sofort gecheckt das wir Deutsche sind und hat uns ausgefragt. Sie war sehr interessiert an unserer Reise, hat uns aber, glaube ich, für total bescheuert gehalten den Atlantik überqueren zu wollen. Und dann auch noch auf einem Segelboot. Naja, wenn Leute fragen müssen ob man überhaupt über’n Teich muss um nach Deutschland zu kommen dann haben sie wohl nicht die größte Ahnung vom transkontinentalen Wassersport. Egal, das nur am Rande. Wir also zum Strand und ein Bisschen spazieren gehen. Tut echt gut barfuss im Sand. Vögel beobachten und so… Vaddern hat sich noch entschuldigt bei mir, dass er nicht Steffi ist, aber da kann er ja auch nichts für. Nach unserem Strandspaziergang sind wir dann zurück zum Hotel. Das Restaurant war inzwischen voll und so mussten wir noch einige Zeit warten bis wir einen Platz bekamen. Wir nahmen beide das grilled chicken special offer, waren aber nur mäßig begeistert von unserem Sonntagsfrühstück. Da die Fähre über 2 Std. auf die Insel braucht entschieden wir uns den Plan zu verschieben und lieber in Moorehead die Abbiegung nach Atlantic Beach zu nehmen um dort noch einmal zu baden. Auf dem Rückweg hielten wir im Moor noch einmal an um nach Wasserschildkröten oder Aligatoren Ausschau zu halten. Die haben wir zwar nicht gefunden aber dafür eine ziemlich große schwarze Wasserschlange.

Am Badestrand war es, wegen des Windes, ziemlich frisch aber wir sind trotzdem beide ins Wasser. Weil wir unsere wertvolle Arbeitszeit unter der Woche nicht verplempern wollten und weil wir gerade in der Nähe waren hielten wir noch mal bei Wall-Mart. Ich habe mir 4 Markenjeans, ne Shorts, n paar Schuhe und ne menge Kleinscheiss für den Preis von 1,5 Hosen in Deutschland gekauft und Vaddern hat sich ähnlich ausgerüstet. Danach noch Partie Billard in der Handle-Bar und dann nach haus.

Und das war das Ende des Sonntags…

Henning

0410 Die Jungs von der Shietgang…

Montag, 12. April 2010

Beaufort, NC, 11. April ’10

0410

Ich fische hier zwar dauernd nach Komplimenten, aber das ist auch nötig! Ich meine diese Texte schreiben, dauert schon lange genug und auch wenn es sich für manche vielleicht so anhört, aber wir sind nicht den ganzen Tag nur am saufen, sondern haben echt anstrengende Arbeitstage. Trotz Burgern und Bier rutschen bei uns beiden die Hosen schon. Und abends noch am Rechner sitzen macht zwar spaß, kostet aber echt Zeit, die ich auch gut schlafen könnte. Da die Internetverbindung recht langsam ist und mich dauernd raus schmeißt hab ich z. B. Nur für das Hochladen der 5 Bilder für die letzten 2 Artikel über ne Std. gebraucht. Nur das ihr euch das mal klar macht. Und ich gehe davon aus, die Verbindungen zum Netz werden immer schlechter werden sobald wir erst mal die Jarrett Bay verlassen haben. Aber ich tue es ja für euch. (und um mich selbst zu profilieren) 😉

Also weiter im Text:

Es ist Samstag und unser Date mit dem Marokaner vom Elektronic-Repair-Shop steht an. Also nach dem Frühstück ab ins Auto. Der Junge Mann zeigt uns das geöffnete Ladegerät und selbst ich sehe auf den ersten Blick, dass da nicht nur die internen Sicherungen raus geflogen sind, sondern mindestens 4 Chips total verkohlt sind und einige Funken da drinnen hin und her geflogen sind. Er tippt auf Blitzschlag aber das kann nicht sein, denn dann wäre an Bord noch einiges Andere durch gebrannt und man würde Spuren sehen. Das Teil ist jedenfalls unrettbar dahin. Wo man jetzt hier in der Nähe Ersatz kriegen kann weiß er auch nicht so genau. Aber er würde es mal bei Wal-Mart in Moorehead versuchen. Ja sicher, denken wir und gehen. Wal-Mart hat auf keine Fall so ein dickes Schiffsladegerät mit mit 30 Ampere Leistung. Egal, wo wir schon mal unterwegs sind, gleich weiter zum Schraubenhöker den uns Fred empfohlen hat. Der ist tatsächlich sehr gut sortiert und hat nicht nur unsere Schrauben mit den europäischen Maßen, sondern auch sehr kompetente(!) Beratung. Aber leider keine so großen Ladegeäte „for a marine envorement“. Sein Tip ist, entweder n Autoteilehandel der auch mit marine supply handelt oder West-Marine, der aber Schweine teuer sein soll. Der Auto Laden hat tatsächlich marine chargers aber nicht in unserer Größe dafür aber eine große Auswahl an Schläuchen usw. die wir für die Maschine brauchen. West-Marine feiert heute gerade Eröffnung des neuen Shops und es stehen einige Powerboats etc. auf dem Parkplatz und das Ganze kommt rüber wie ein Jahrmarkt oder so. West-Marine ist so was wie Niemeyer in Deutschland und riesengroß. Die sind spezialisiert auf Millionäre mit Megayachten. Zum Beispiel kann man hier spezielles Schiffsklopapier für 5$ a 8 Rollen kaufen. Gute Beratung und gutes Sortiment aber nicht unsere Preisliga. Ein geeignetes Ladegerät haben sie auch. 450$. Ich kaufe mir ein paar Bootsschuhe für 40$ im Eröffnungsangebot. Die sind echt gut und das ist n sehr guter Preis für die Qualität. Wir nehmen uns n Katalog mit und gehen wieder. Wenn wir nichts Anderes finden, müssen wir noch mal wieder kommen.
Eigentlich nur aus Scheiß und weil wir grade in der Nähe sind gehen wir doch noch zu Wall-Mart. Und siehe da, sie haben echt billige Schiffsladegeräte. Leider nicht mit der von uns benötigten Leistung. Aber viele andere tolle Sachen. Ne richtig fette Pumpgun kostet beispielsweise nur 250$. Ich überlege kurz ob ich Steffi n Jagdgewehr in pink mitbringen soll, denke mir dann aber das kann ich ja später noch holen, wenn noch Geld über ist. Wir kaufen ne Solardusche und für 7$ Dollar ne Angelrute, aus der wir uns ne Mann über Bord Boje basteln wollen. Unsere alte ist durch UV-Strahlung kaputt gegangen. Die hat damals, glaube ich knapp 200€ gekostet und da die Schwimmer etc. noch gut sind, können wir mit ner neuen Lampe und Flagge echt nen preiswerten Ersatz bauen.
Auf dem Rückweg ein günstiges Burger King Mittagessen und dann ran an die Arbeit. Die Bilge wartet…
Mit der Ölpumpe, die wir aus der alten Maschine abmontiert haben, geht es etwas besser das Altöl-Diesel-Seewasser-Gemisch unter den Bodenbrettern raus zu holen. Trotzdem bleibt der Ölschlamm drinnen. (Ölschlamm entsteht wenn Öl mit Seewasser reagiert und hat in etwa die Konsistenz von der Haut auf gekochter Milch. Nur etwas zäher und natürlich in rauen Mengen.) Wenn hier jemand über die Motorbilge gejammert haben sollte, dann hat er sich wahrscheinlich nicht klar gemacht, dass Teile der Hauptbilge sehr viel schlechter zu erreichen sind. Jedenfalls sind wir ca. 5 Std. lang auf dem Bauch liegend im Schiff Rum gekrochen und haben mit Pumpe, Ösfass, Japanspachtel, Küchenrolle und bloßen Händen Öl und Ölschlamm unter den Bodenbrettern raus gepult. Dabei wurden Bereiche gesäubert, die seit Einbau der Inneneinrichtung nicht mehr geputzt oder sonst wie erreicht wurden. Wir haben insgesamt 80l Flüssigkeit zu Tage gefördert. Und das war erst der Anfang. Ich meine Flüssigkeit ist keine mehr in der Bilge aber wir waren nur mit der Backbordseite beschäftigt. Die Steuerbordseite kommt Montag dran. Da kommt man noch schlechter dran weil der ganze Salon- und Nasszellen-Aufbau drauf steht. Da ist dann aber nur noch Schlamm ohne Flüssigkeit… Anschließend, wenn alles trocken ist und nicht mehr hin und her laufen kann machen wir das ganze nochmal. Dann aber mit grease-destroyer. Und schon ist die Bilge sauber.
Wir sahen echt aus wie Schweine und haben einiges an blauen Flecken. Egal was mutt, das mutt und die Jungs in den Schietgangs, die sowas beruflich machen, haben’s echt nicht besser.
Um halb 7 war dann Feierabend und wir sind auf zur Körperpflege. So richtig mit duschen, Nägel schneiden und Rasieren. Schließlich ist morgen Sonntag. Kleine Pause auf der Veranda am Wasser und dann die Nudeln von gestern gebraten. Wir haben jetzt elektrisches Licht! Beim Autohöker gabs ne billige Lampe.
Nach dem Essen noch der Abwasch und dann hatte ich echt keinen Bock mehr auf Blog schreiben sondern hab mich in die Koje verholt. Erstmal ausschlafen…

Henning

0409 Irgendwas is‘ immer…

Samstag, 10. April 2010

Beaufort, NC, 9. April ’10

0409

Heut‘ Nacht hat’s hier mächtig gewittert. Aber besser jetzt als auf See. Kam ’ne ganze Menge Regen runter und heut‘ Vormittag hielt der Regen immer noch an, so schliefen wir, oder zumindest ich ein wenig länger. Gegen 10 hörte dann der Regen auf und das ganze Werftgelände stand unter Wasser. Schon komisch, der ganze Platz fast eine einzige Pfütze und das hier, wo sonst täglich ein Feuerwehrwagen rum fährt und sprengt damit es nicht ganz so sehr staubt. Aber ganz erfrischend mal ein wenig Staubfreie Luft zu atmen. Jedenfalls wollte keine rechte Arbeitslaune aufkommen. Wir also zu Rich ins Lager und unsere Seefrachtpaletten durchgesehen die dort stehen. Ein paar Kartons mit Ersatzteilen haben wir dann mit an Bord gebracht und verstaut. Gegen 11 ließen wir uns dann die neue Maschine mit dem Stapler liefern und neben’s Schiff stellen. Jetzt können wir Teile von der alten ab montieren, frisch machen und gleich an der neuen anbringen. Im Anschluss dann wieder ins Auto und los zur Werkstatt wo ja noch unsere Seewasserpumpe (gestern fälschlicherweise als Dieselpumpe bezeichnet) in Reparatur lag. Diesmal war der Werkstattheini etwas gesprächiger. Fred heißt er und kommt aus Michigan, ist aber deutscher Abstammung und steht auf deutsche Würstchen. Ein bischen Chity-Chaty und Fachgesimpel, ein 10 $ Schein wechselt den Besitzer und wir haben unsere Seewasserpumpe wieder. Er hat die Schraube raus bekommen ohne das Gewinde zu zerstören. Jetzt brauchen wir nur noch ’n Laden der europäische Messingschrauben führt. Aber auch da konnte Fred uns einen Tip geben. Wir wieder ins Auto und nach Beaufort zum Elektronic-Repair-Shop. Auch so ’ne bessere Garagenwerkstatt. Fast ein wenig jamaicanstyle. Ein sehr freundlicher und interessierter Marokaner führt den Laden, der voller Grossbildglotzen und Computer steht. Unsere Batterieladegerät ist durchgebrannt und die internen Sicherungen alleine sind es nicht. Der Shopbesitzer hat offensichtlich noch nie ein solches Teil gesehen, ist aber zuversichtlich das hin zu kriegen. Nach einigem Palaver überlässt der Skipper dem Elektriker, etwas widerstrebend, das teure Gerät. Er will bis morgen sehen ob er es zum Laufen bringt. Jens meint wenn er das schafft will er all seine Vorurteile über Bord werfen. Mal sehen…

Langsam ist Mittagszeit und so halten wir auf dem Rückweg noch bei Andy’s Farmshop. Das ist ’ne Bretterbude (kein Haus) am Highway wo der Farmer selbst seine Produkte anbietet. Wir kaufen ein wenig Gemüse und selbst eingelegte Peperoni und machen uns an Bord sehr leckere Truthahnbrust-Sandwiches zum Mittag. Es ist mittlerweile 3 Uhr und die Ammis sind schon alle im Wochenende. Da wir einige Verletzungen zu beklagen haben (kleine entzündete Hautabschürfungen an den Händen) sehen wir uns leider außer Stande heute noch weiter zu arbeiten. Also lesen wir ein wenig in unseren Büchern (Tageslicht ausnutzen) und dann begibt sich der Herr Vater zum wohlverdienten Mittagsschlaf und ich hocke mich wieder mal vor den Rechner um Mails zu schreiben und mich meiner Facebook Mafia zu widmen. Zwischendurch beobachte ich draußen noch ein paar Vögel, die heute sehr aktiv und fröhlich sind. Scheinbar hat ihnen der Regen sehr gefallen und die Luft ist prima. Die Sonne scheint und alles ist gut. Gegen frühen Abend laufen wir ein paar Schritte zum Wasser um die Delphine beim Abendbrot zu beobachten. Wir haben zwar beide schon öfter Delphine und Schweinswale etc. gesehen aber ich finde das trotzdem immer wieder schön.

Abend am North River.

Mittlerweile ist es dunkel geworden und so füllen wir unsere Petroleum Lampe mit dem neuen amerikanischen Petroleum damit wir Licht zum kochen haben. Ich will nämlich endlich mal wieder Nudeln. Nun gut, die Lampe brennt wie sie soll. Aber plötzlich gibt es ein Zischen und die Flamme schlägt hoch. Es gibt eine Serie von kleineren Verpuffungen und eine sich haltende Stichflamme schlägt bis an die Decke. Während ich überlege ob man mit dem Feuerlöscher wohl lieber in Richtung der Sitzpolster oder in Richtung Pantry sprüht oder doch das Schiff verläßt bevor die Scheiße explodiert, greift Jens sich die Lampe und trägt sie raus ins Cockpit. So weit so gut, leider brennt das Teil immer noch ziemlich wild. Aber gottseidank haben wir gestern unseren Sack mit Putzlappen im Regen stehen lassen und die liegen jetzt noch halb nass im Cockpit zum trocknen. Also zwei Lappen oben drauf und ein paar außen drum gewickelt um die Luftzufuhr zu unterbrechen und die Flammen zu ersticken. Klappt auch ganz gut aber als wir Lappen wieder weg nehmen entzündet sich der vergaste Brennstoff durch die Hitze wieder von alleine. Das ganze nochmal und das Feuer ist aus. Wir denken erst es liegt an dem Rest Lampenöl der noch in der Lampe war. Dieser hat wohl eine ungünstige Mischung mit dem gebildet, was wir für Petroleum hielten. Nach ein paar Minuten versuchen wir es noch einmal. Diesmal aber draußen und ohne Lampengestell. Es brennt alles wunderbar und friedlich wie es soll. Also holen wir die Lampe nach zehn Minuten wieder rein. Das Teil steht keine 5 Minuten auf dem Tisch da geht der Spuk von vorne los. Diesmal sitze ich am Niedergang und so ist es an mir den Feuerteufel zu entfernen und zu löschen. Heute sitzen wir im Dunkeln. Aber Nudeln will ich trotzdem!
Deswegen mag meine Mama auch nicht so gerne Segeln. Denn wenn man mal fünf Minuten in Ruhe sitzt, muss man gleich wieder irgendwo dran rum fummeln oder es geht was kaputt und muss repariert werden.
Das Problem ist wohl das wir kein Petroleum gekauft haben sondern irgendwas anderes. Fuel, also Brennstoff. Der laut Beschriftung für Kocher wie unseren Petroleumherd und Öllampen geeignet ist. Aber die Ammis sind trotz ihres Sicherheitswahns leider nicht davon überzeugt ihre Produkte mit vernünftigen Inhaltsangaben zu versehen und die Verkäufer wissen, auch in Fachgeschäften, nicht was sie da verkaufen. Auch bei alkoholischen Getränken steht nicht drauf wieviel Prozent zum Beispiel ein Bier (mein Lieblingsthema) hat.

Egal alles ist gut und wir haben noch eine Kerze und Taschenlampen. Morgen kauf ich ’ne billige Baulampe, die man direkt ans 110V Netz anschließen kann.
So das war’s von mir. Jens hat gleich die Nudeln fertig…

Schönes Wochenende.
Henning