Archiv für April 2010

0408 Wir sind auf Öl gestoßen!

Freitag, 09. April 2010

Beaufort, NC, 9. April ’10

0408

Hallo liebe Leser, hier meldet sich wieder der Auslandskorrespondent Ihres Vertrauens.

Was war los in Carolina?
Nicht viel, verglichen mit der spektakulaeren Motormeldung vom Vortag. Wie angekuendigt machte Jens sich erst einmal ans Ausschoepfen der Motorbilge, waehrend ich die letzen Blaetter der Schraube polierte.

Das schwarze Gold

Leider musste ich dabei feststellen: Antifouling-Messingstaub-Gemisch ist eine fiese Sache. Denn meine Fingerabdruecke mit eben jener Substanz hatten sich wieder fest gesetzt und muessen jetzt noch einmal abgeschmirgelt werden. Egal, die letzten Blattseiten frisch gemacht und die fein Arbeit kommt dann dran, wenn wir so weit sind die Schraube auch gleich neu zu lackieren. Als ich damit fertig war hab‘ ich…
Geil! Ich hab‘ grad‘ durch Zufall ein paar Umlaute auf der portugiesischen Tastatur entdeckt. Guckt mal: Ää Üü. Vielleicht finde ich ja noch mehr.
…Jens abgeloest und …ö Hah! Da ist es. Also: …abgelöst und er machte sich daran, einzelne Maschinenteile vor zu bereiten. Zwischendurch brachte ich noch das Altöl weg. Bislang ca. 30 Liter aus der Bilge. Und da ist bestimmt nochmal so viel. Gut ist kein reines Öl sondern ein Gemisch aus Diesel, Öl und Seewasser aber das machts ja nicht besser. Auf dem Weg zum Öltank schaute ich noch bei Rich, dem Lagerchef der Werft vorbei, um zu gucken ob er uns neue Gummi gefederte Sockelschrauben fuer die Maschine besorgen kann. Rich ist echt nett und hat sich wirklich Mühe gegeben. Natürlich haben die hier so kleine Dinger, für ’ne 440 pound Maschine und dann noch mit metrischen Maßen, nicht auf Lager aber er versprach mal im Netz auf die Suche zu gehen. Ich also zurück in den Maschinenraum um mit dem Schwamm die leckere Flüssigkeit auf zu saugen. Ganz schöner Schweinkram. Aber wat mutt, dat mutt. Irgendwann hatten wir die MOTORbilge fast trocken und so konnte man sehen, dass immer wieder Öl aus der Hauptbilge nach lief. Wir wussten schon, irgendwo muss ein Leck in der Bilgeabdichtung sein. Desswegen hatten wir ja Jahrelang so einen erfrischenden Dieselgeruch im Schiff und die Konserven die in der Bilge gelagert waren hatten immer einen leichten Ölfilm. Jetzt wissen wir wo das Leck ist und können es endlich abdichten, wenn die Bilge denn endlich mal trocken ist. Inzwischen ist sie übrigens wieder voll gelaufen. Das bedeutet morgen das gleiche nochmal. Kann ja jetzt hoffentlich nicht mehr soviel kommen. Öl geht übrigens hervorragend von den Händen ab, wenn man Diesel zum Waschen nimmt. Ist aber nicht so schön für die Haut. Wieder was gelernt. Wie Christian sagt: Wenn das hier vorbei ist, ist aus seinem Sozialpädagogenbruder noch ein richtiger Schlosser geworden.

Gegen Mittag dann ein kleiner Snack und danach noch ein wenig Motorenteile säubern und abschleifen. Um 5 machen hier die meisten Spezialgeschäfte und Handwerksbetriebe zu, darum haben wir gegen 3 Schluss gemacht und sind nochmal zu Rich. Der hatte in der zwischenzeit unsere Sockelschrauben gefunden und nach kurzer Beratung beschlossen wir uns die Dinger von der Westküste schicken zu lassen. Alles nicht billig, aber das hatten wir ja schon. Anschließend setzten wir uns in den schönen weißen Chevy und sind, einem Tip von Rusty’s Bruder Bill folgend, aufgebrochen um eine kleine Werkstadt aufzusuchen. Dort sollte man uns helfen können eine abgebrochene Schraube aus der Dieselpumpe zu kriegen. Wir also, neue Pfade beschreitend, durchs Armenviertel von Beaufort. Vorbei an echt herunter gekommenen Häusern und Trailern, zwischen denen immer wieder überwucherte Spielplätze und kleine Privatfriedhöfe lagen, die Landstraße entlang auf der suche nach dieser Werkstadt. Und siehe da beim ersten Anlauf gefunden. Ist hier immer so eine Sache, da es keine Fußgänger gibt und man folglich auch niemanden fragen kann. Die Werkstatt sah ebenfalls ziemlich verkommen aus, aber schien gut ausgerüstet. Der Typ dem der Laden gehörte war relativ ruhig und für einen Ammi geradezu maulfaul aber freundlich. Er muss mal gucken ob er da ran kommt denn für unsere komischen Europäischen Maße hat er natürlich kein passendes Werkzeug, aber vielleicht kann er die Schraube einfach raus bohren und uns ein nächst größeres amerikanisches Gewinde rein fräsen. Morgen Mittag sollen wir wieder kommen. Ok, immer noch besser als für 300 $ ne neue Pumpe zu kaufen. Anschließend weiter nach Moorehead. Dort soll es ca. 3 Meilen hinter dem Krankenhaus den Laden „International-Batteries“ geben, wo man unsere defekte(?) Bordnetzbatterie durch checken kann. Wir haben ja immer noch kein Strom im Bordnetz. Nur der Laptop läuft über Landstrom. Wir also die Hauptstraße entlang und immer schön Schilder lesen. Ganz schön nervig, denn davon gibt’s hier viele und wenn man die ganzen Marken nicht kennt muss man echt jedes Schild lesen. Leider haben wir den Laden nicht gefunden und mussten unverichteter Dinge wieder umdrehen. Auf dem Rückweg noch ein Stopp bei Ace-Marines um Rostschutzfarbe etc. zu besorgen. Dann ’n Feierabendbier in der Handle-Bar

Die Handle-Bar...


...von außen und...


...bei Licht betrachtet.

und auf dem Rückweg noch ein Grosseinkauf bei Food-Lion und der Drogerie Family-Dollar. Dann ab nach haus. Dort noch ein kleines Kaltgetränk und eine nette Unterhaltung. Danach endgültig reif für die Koje.

Typisch Deutsch: Lager-Bier vom Oktoberfest auf St. Pauli. Das kann ja nur aus Bremen kommen.

Henning

0407 Archimedes vs Benz

Donnerstag, 08. April 2010

Beaufort, NC, 7.April ’10

0407

Bei euch ist schon ein Tag weiter, denn es ist spaet.
Also hat unser Moses heute Geburtstag! Alles Liebe und Gute von deinen Jungs auf der anderen Seite des großen Wassers. Wir denken an dich und freuen uns schon auf dich und Ralf. Wenn Du kommst koennen wir erst mal ne Runde Radio hoeren.

Unser Lieblingssender

Heute ist Mittwoch und ein Etappenziel ist es bis Mittwochabend die alte Maschine „an Land“ zu haben. Mal sehen ob wir’s geschafft haben.

Also sind wir mal wieder frueh hoch und haben uns gleich nach dem morgen Kaffee ans Werk gemacht. Jens hat ja schon die letzten zwei Tage alles moegliche abgeschraubt was ab zuschrauben ging. Leider ging einiges nicht ab zu schrauben und das Vieh wiegt ungefaehr 37 Tonnen. Nicht ganz, aber fuehlt sich so an. Zuerst mal die Basics. Die Schrauben am Motorfundament loesen und dann anheben. So die Theorie. Von Hand anheben geht natuerlich nicht, is‘ klar. Also ist Kopfarbeit gefragt. Hier gibt’s zwar Gabelstapler ohne Ende aber der von unseren Schrauberkumpels nebenan ist zu klein. Der Motorblock muss ja ueber die Reling und das heißt der Stapler braeuchte ne Hubhoehe von ca. 5m. Einen von der Werft leihen waere natuerlich ne Loesung aber das Kostet n Hunni die Stunde und mit nem Stapler kriegen wir sie hoechstens durch die Luke aber nicht vom Fundament abgehoben. Also erstmal alleine Klar kommen. Das mit der Luke ist noch kritisch genug denn da passt sie auch nicht einfach so durch sondern muss ganz vorsichtig gekanntet werden. Erst eine Seite dann die andere. Das dauert und der Stapler waere, wie gesagt recht Kosten intensiv.

Aber wir sind ja zu zweit und ganz tolle Segler. Soll heissen wir wollen es erstmal mit Bord eigenen Mitteln probieren und den Stapler dann nur ganz kurz zum Einsatz bringen um die Maschine ueber die Reling zu hiefen und abzusetzen. Um das Geraet das erste Stueck bis ins Cockpit zu kriegen wollen wir es erst mal mit der der Großschot als Taile und dem Großbaum als Ladebaum versuchen. Damit uns der Baum nicht durchbiegt oder schlimmer die Dirk bricht und die ganze Scheiße durch den Rumpf schlaegt haben wir dann das Grossfall als zweite Dirk in der Mitte des Baumes angeschlagen und ungefaehr dort wo das Fall ansetzt die Schot angeschlagen.

Seltsam geriggt

Leider kamen wir mit dieser, an und fuer sich, ganz guten Konstruktion nicht am Lukendeckel vorbei um den Motor mittig anzuheben und ihn senkrecht aus seinen vier Sockelschrauben zu heben. Aber wir haben ja beide den gymnasialen Physikunterricht besucht und uns an so was wie Hebelgesetze erinnert. Da ja die Salonbank eh raus war, konnten wir mit Hilfe eines langen Balkens vom Salon aus recht bequem den den Motor aus seinen zwei vorlichen Schrauben raus hebeln und ihn, leicht versetzt, auf eben jenen absetzten. Damit waren schon mal die ersten 10 cm geschafft. Zumindest auf einer Seite. An die andere kommen wir ja mit der Schot ran und muessen ihn nur abheben.

Eingehaengt is' er...

Aber raus...?

Aber auch mit der 8-fach Uebersetzung der Großschot haben wir ihn nicht mal zu zweit auch nur einen cm hoch gekriegt. Die Kugellager in den Schotbloecken haben wohl auf dem Hinweg ueber den Atlantik bei einer Patenthalse maechtig einen mit gekriegt und sind seitdem etwas schwergaengig. Auch mit viel Gleitspray war da nichts zu machen. Die Kraftuebertragung ist einfach nicht mehr in Ordnung und selbst zu zweit mit ca. 170 kg Gewicht an der Schot bewegte sich der Motor kein Stueck. Also wohl doch das gleiche machen wie auch achtern, war die Idee. Leider ist in der Backskiste nicht so viel Platz wie im Salon. Ausserdem alles voll altem Maschinenoel und n Lager fuer unseren tollen Hebel gabs da auch nicht. Egal, schnell n paar Pallhoelzer zusammengesucht und als Hebellager in den Schiffsbauch geschleppt. Noch zwei dicke Balken dazu und dann koennen wir den widerspenstigen Scheißkerl auf den Balken nach hinten schieben oder zumindest mit ner Taile ziehen. Das haben wir dann auch gemacht nur ohne zweite Taile, sondern nur mit Hebeln.

Am laengeren Hebel

Ein paar cm hoch wuchten, die Großschot durchsetzen mit einem anderen Hebel nach achtern wuchten. Neues Lager aus Pallhoelzern aufschichten und das ganze von vorn. Immer wieder und wieder und wieder. Irgendwann hatten wir den Block dann unter, bzw. in der Luke.

Fast...

Leider passten die Fundamentsfuesse nicht durchs Luk. Damit hatten wir auch gerechnet aber was wir uebersehen hatten war, dass ja der Motorblock bzw. Kuehler ja gegen die Cockpitbaenke stieß wenn man versuchte den Kram durch die Engstelle zu kanten.

...geschafft...?

Ich also vom Salon aus durch die Motorbilge die uebrigens komplett voll Altoel steht unter den Motor gekrabbelt und von unten den Kuehler abgeschraubt. Da kam man vorher leider nicht ran, sonst haetten wir das ja schon gestern erledigt gehabt. Danach konnte man das Teil endlich durch die Engstelle des Luks raus kannten. Natuerlich nur mit Hebelkraft. Cm fuer cm hoch hebeln, Schot durch setzen, neues Lager bauen und wieder hebeln. Irgendwann hatten wir ihn dann auf dem Luk stehen. Dann kam Rusty, der inzwischen mit seinen Kumpels von der Werft n Deal ausgehandelt hatte und den Gabelstapler fuer ne halbe Std. ausleihen durfte. Hat zwar auch n Fuffi gekostet aber immerhin mussten wir nicht die minimal Miete fuer ne ganze Std. zahlen. Als der Fuchs erst mal am Haken hing ging es auch echt fix. Na gut die erste Leine, mit der der Motor an der Gabel hing war zu kurz, so das er nicht ueber die Reling ging. Als er den Motor dann nochmal absetzte, damit wir die Leine kuerzen konnten ist er umgekippt und hat uns ne Graeting aus der Bank durch gebrochen aber zumindest ist das Teil nicht ganz abgeschmiert und niemand hat sich wehgetan. Außer dem Skipper, der war heut abend ganz erstaunt, daß er doch n Sonnenbrand hat, obwohl er sich gar nicht eingecremt hat. Selber Schuld.

Vorher sah er groeßer aus.

Nachdem das Mistvieh endlich neben dem Schiff stand hatten wir auch echt keinen Bock mehr und haben um 4 Feierabend gemacht. Duschen und chillen. Dann lecker Omelette mit Speck und Pilzen, wir hatten ja schliesslich kein Mittag. Abends dann ein paar Std. Kampf mit der Netzverbindung um euch endlich ein paar Fotos zu zeigen. Ich hab dann irgendwann genervt aufgegeben. Als ich eigentlich schon ins Bett wollte hab ich aber den Rechner nochmal hochgefahren und wie von Zauberhand lief es ploetzlich. So jetzt noch schnell den Bericht hoch laden und noch ein Versuch ob es immer noch laeuft, mit den Bildern, und dann ab ins Bett. Morgen ist schließlich Bilge putzen angesagt.

Kennt jemand ne billige Putzfrau?

Ich freu mich schon drauf die neue Maschine ein zu bauen…

Euer fleißiger Henning

Donnerstag, 08. April 2010

Beaufort, NC, 7. April ’10

0406

Vorab moechte ich mich bei allen Leuten, die mir gemailt haben, recht herzlich bedanken. Heimweh waehre uebertrieben, aber ich freue mich trotzdem sehr von euch zu hoeren was in der Heimat so los ist und ausserdem weiß ich ja gar nicht wer und ob ueberhaupt jemand meine Artikel liest. Also sehr gerne weiter mailen.

Dann kamen immer Fragen wann wir denn endlich los segeln und Aehnliches. Natuerlich dann, wenn die Daddeldu seeklar ist. Christian und Ralf (die beide mit ueber den Teich sollen) kommen am 15. Mai nach Philadelphia und wir wollen sie mit dem Schiff dort abholen. Ansonsten werde ich an dieser Stelle mit Sicherheit rechtzeitig vor dem Auslaufen Bescheid geben.

Auch wurde mir nahe gelegt nicht so sehr ueber die Ammis her zu ziehen. Das muss wohl ein Mißverstaendnis sein. Ich stelle lediglich liebevolle Betrachtungen an. Mir als Europaer kommt hier manches ein wenig seltsam vor, und wenn ich dann darueber berichte, kann vielleicht der Eindruck entstehen ich wuerde mich ueber dieses großartige Land, seine wirklich netten Bewohner und ihre durchaus sinnvollen Gepflogenheiten lustig machen. Es kann ja wirklich sein, dass jemand wie Jens unter der gleichen Krankheit wie Benjamin Button leidet und in Wirklichkeit ein ABC-Schuetze ist der sich unberechtigter weise Zugang zu legalisierten Drogen verschaffen will.
Also nichts wie ungut liebe Ammis. God bless America.

God bless this wonderful country.

Aber weiter im Text:
Nachdem wir ja bereits gestern mit den Arbeiten am Schiff begannen sollte es jetzt ernst werden. Das große Ziel, Ende naechster Woche die neue Maschine eingebaut und zum Laufen gebracht zu haben wird schließlich nicht mit Bier trinken alleine erreicht werden.

(Dazu noch eine kleine Erklaerung: Einige boese Zungen merkten an, es koennte so ausgelegt werden, dass wir uns mehr fuer die lokale Kneipenkultur als fuer unser Schiff interessieren wuerden. Dazu kann ich aus der Warte eines diplomierten Sozial-Paedagogen nur sagen: Wir sind hier leider Ortsfremd und daher auf die Hilfe und Tips von oertlichen Experten angewiesen und wenn man Sozialraum orientiert arbeiten will, muss man auch auf die Ressourcen von inoffiziellen Instanzen und Institutionen zurueckgreifen. Kneipen sind da nicht der schlechteste Ort um Kontakt zu diesen Experten zu knuepfen, wie unser zufaelliges Treffen mit Rusty beweist.)

Wie auch immer. Also sind wir frueh aus den Kojen und nach einem sehr leichten Morgenimbiss frisch ans Werk. Jens machte sich, nachdem er einige Kleinigkeiten wie die Rettungsinselhalterung zum Schweißer zu bringen erledigt hatte, daran die Maschine auseinander zu nehmen. Ich kuemmerte mich derweil um die Backschaft um danach Werkzeug an zu reichen und nebenbei die Schraube von alten Antifoulingresten zu befreien und sie dann auf hochglanz zu polieren. Die Sache mit der Schraube hat mich 6 Std. effektive Arbeitszeit gekostet und ich hab immer noch 1,5 Blattseiten ueber. Eine sehr meditative Arbeit, bei der einem genug zeit bleibt die Adler ueber einem zu beobachtet und ueber schoene, blonde Frauen die Steffi heißen nach zu denken. Im Maschinenraum rumzuklettern (wenn man das bei der Daddeldu so nennen darf) und bei ueber 30 Grad unter Deck auf engstem Raum zu schrauben war wohl kein solches Vergnuegen. Aber wir sind voran gekommen und gegen 1700 hatten wir beide die Schnauze voll. Ab zum duschen. Der eine komplett mit altem Maschinenoel eingesaut, der andere Antifouling- und Messingstaub in allen Poren.

Working class.

Zum Abendbrot haben wir uns dann bei Dominos-Pizza eine Large Pizza mit Pepperoni eingepackt und uns an der unbelebten Seite der Waterfront auf einen Bootssteg gesetzt um dort zu speisen und den Sonnenuntergang zu genießen. Die Landschaft hier ist echt schoen. North Carolina liegt ja bekanntlich am Wasser und ist von vielen Fluessen und tiefen, verzeigten Buchten gepraegt. Dazwischen ist die Landschaft moorig mit vielen Nadelwaeldern. Angeblich gibt es hier ne menge Aligatoren und Schildkroeten aber die hab ich noch nicht gesehen. Nur die Adler am Himmel und die Waschbaeren in flacher Form am Strassenrand.

Navy seals beim dinner.

Als die Sonne weg war noch EIN Feierabendbier im Backstreet-Pub. Danach neues Eis fuer den Kuehlschrank besorgt und ab an Bord. Jens hat seine Fotos bearbeitet, damit ich sie dann nachher hochladen kann und ihr auch was zu gucken habt. Es ist ja nicht so, dass er gar nichts tut um euch zu unterhalten. Ich habe noch ein wenig, beim Schein der Petroliumlampe, gelesen und dann ab in die Koje.

Henning

(Oster-)Montag

Mittwoch, 07. April 2010

Beaufort, NC, 6. April ’10

0405

Immer wieder Montags…
Nix mit Ostermontag, Feiertag…
Hier auf dem Werftgelaende kamen die Arbeiter, wie sonst auch, gegen 7 zur Arbeit. Ich weiss das, weil Jens mir berichtete. 😉 Ich bin so gegen 8 aufgestanden und nach Dusche, Fruehstueck und ein wenig Facebook gedaddel begannen wir, wie es sich gehoert, mit der Arbeit. Soll heissen, erst mal ins Auto und unsere Batterien spazieren fahren. Durch Beaufort durch und ueber die grosse Bruecke, die den Newport River quert, nach Moorehead zu Ace-Marine-Supplys, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen, was die Preise fuer unser Maler Zubehoer und weiteres Equipment angeht. Antifouling, von dem wir wohl einige Liter brauchen werden kostet z.B. zwischen 112 und 320$ die Gallone. D.h. da werden noch einige $ aufgewendet werden muessen bevor unser Schiff wieder schwimmt. Egal, in Deutschland gibt’s den Kram auch nicht umsonst und viele Sachen sind hier sogar guenstiger. Danach sind wir noch bei diversen Auto- und und angeblichen Schiffsausruestern gewesen um uns mit unserem Batterieproblem Rat zu holen. Die Verkaefer hatten alle eins gemeinsam, sehr freundlich aber leider inkompetent. Echt nicht so einfach jemanden zu finden der mal weiss wovon er redet. Zurueck in Beaufort fanden wir dann in einer kleinen Nebenstrasse einen Laden, den Rusty uns empfohlen hatte, und dort wollte man sich zumindest mal erkundigen wie die Bestellmoeglichkeiten fuer unsere Ersatzteile sind. Auf dem Heimweg dann noch ein kurzer Stop am Supermarkt, wo Jens uns frische Californische Erdbeeren und Doughnuts besorgte (heimisches Produkt, die Erdbeeren jetzt, aber sie sind trotzdem ein paar tausend Meilen gereist) waerend ich mir endlich einen sportlichen Haarschnitt verpassen liess. A half Inch ist vielleicht doch etwas kurz gewesen, aber was solls. Waechst ja wieder nach. Zuhause angekommen erst mal Mittag und dann ran an die Arbeit. Schiff leer raeumen, damit wir an die Maschine ran kommen. Die soll ja schliesslich raus. Danach fing Jens an, schon mal einige Teile von der Maschine ab zu bauen, damit sie durch den Lukendeckel passt und ich habe die Feinarbeit an den Fenstern beendet. Abends noch ne Dusche und ein Burger im Royal-James-Cafe danach zeitig nach hause und der Skipper in die Koje, waerend ich mich noch einige Zeit meinen literarischen Erguessen widmete. Schliesslich ist Dienstag auch ein Werktag.

So ich hab hunger. Vielleicht schreib ich nachher noch ein wenig.

Henning

Ostern, die Fortsetzung

Dienstag, 06. April 2010

Beaufort, NC, 5.April 2010

0404 2.0

Ostern 2.0

Noch mal zurueck zur Kirche: Wer immer schoen aufmerksam die Simpsons gesehen hat, ist eigentlich recht gut vorbereitet auf das was einen in Amerika erwartet. Homer sass in der ersten Reihe. Ein Mann der so aussah als wuerde er die Woche ueber koerperlich arbeiten, wirkte leicht angetrunken und schlief den Gottesdienst ueber in Betposition. Zum Abendmahl liess er sich dreimal von der Kuesterin wecken. 1. Zum Brot nehmen. Gegessen hat er es dann selbststaendig. 2. Erweckung zum Wein nehmen, (der ist hier Traubensaft und wird in Einweg Schnapsglaesern verteilt- safety reasons wie ich vermute) und das 3. Wecken, um diesen dann zu trinken. Gefallen hat mir auch die duerre Organistin, die sich ein paar mal verspielte, was nicht so schlimm ist aber ich hatte das Gefuehl sie wuerde bei den laengeren und etwas rockigeren Liedern jeden Moment zusammenbrechen (Simpsons). Ansonsten alle Archetypen vertreten. Die braven Familien mit ihren kleinen blonden Toechtern, die Marinefamilien, bei denen Vater und Sohn in Uniform steckten und mein persoenlicher Liebling: Familie Speck. Vater, 2 Soehne Anfang 20 und eine Frau bei der ich nicht sicher bin ob sie die alt aussehende Tochter oder die jung aussehende Frau war. Wie auch immer, jedenfalls wogen die 4 jeweils zwischen 120 und 180kg. Die Pastorin sang gegen Ende des Gottesdienstes ein sehr langes und engagiertes Solo bei der sie scheinbar so etwas wie einen spirituellen Orgasmus erlebte. Ich hatte auf jeden Fall genug zum gucken.

Als der Gottesdienst dann beendet war, machten wir uns dann auf den Weg in die Handle-Bar. Wir wollten naehmlich ein wenig Kontakt zu den Einheimischen haben. Schliesslich waren wir ja eingeladen zu einem richtig Amerikanischen Hausmannskost Festessen. Carol die 60 Jahrige Altrocker-Wirtin hatte selbst gekocht und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir waren so ziemlich die ersten und vertrieben uns die Zeit bis zum Essen mit drei zuenftigen Osterpartien Poolbillard. Is klar wer gewann!?! Icke nartuerlich. ((mit viel glueck))
Da noch nicht so viel los war konnte Vaddern sich einen neuen Mitgliedsausweis ausstellen lassen und ich bin auch gleich Mitglied in diesem exklusiven Rauch- und Trinkverein geworden. Jetzt hab ich endlich n Laden wo ich nicht jedesmal den Ausweis zuecken muss wenn ich n Bier bestelle. Als Mitglied soll man angeben an was fuer Clubaktivitaeten man am meisten interessiert ist. Ich interessiere mich selbstverstaendlich fuer Nascarrennen, Golf- und Billardturniere.
(Kurzer Einschub zu den Alterskontrollen, die hier so eine Art Volkssport zu sein scheinen: Zigaretten sind ab Achtzehn und als wir am 1. Tag unseren Boxenstop einlegten, damit der Skipper sich neue Kippen kaufen konnte, wollte die Verkaeuferin natuerlich einen Altersnachweis von Jens sehen. Er sieht ja wirklich noch recht jugendlich aus. Charmant wie mein Vater ist hat er stattdessen ein Foto von seinem Enkelsohn gezeigt. Fand sie auch echt suess aber den ID wollte sie trotzdem. Als Vaddern das fuer einen Scherz hielt, drohte die Situation zu eskalieren. Aber nachdem er dann doch sein Geburtsdatum angab bekam er sie Zigaretten und rettete das Gespraech indem er ihr sagte er hoffe jetzt doch sehr, sie auf seiner naechsten Geburtstagsparty zu sehen. Also nicht nur ich leide darunter mit meinen 30 Jahren wie ein 15 Jaehriger behandelt zu werden.)
Zurueck zum Osterfest. Nach und nach trudelten die anderen Barbesucher ein und es ging ans Essen. Es gab ein undefinierbares Gemuese (suesskartoffeln oder so) das in in einer Sirup artigen Sosse schwamm und wirklich zuckersuess war. Ausserdem im Angebot der Easterham (dicke Scheiben Kochschinken mit Sauerkraut), ein echt lecker Erbsensalat mit Kaese, schwarz gefaerbtes Weissbrot, Nachos mit Kaesesosse, backed Beans, diverse Kuchen (unter anderem zuckerfreier Kaesekuchen), Soleier und gefaerbte Ostereier mit verschiedenen Dips. Insgesamt gewoehnungsbeduerftig, aber so ist es halt im Ausland.
Die Handle-Bar wird von recht unterschiedlichen Menschen frequentiert. Hier findet man viele weisse und schwarze Arbeiter, Segler, Farmer, Biker und Leute die ich eher der Trailerpark-Fraktion zurechnen wuerde. Also ne Menge zu beobachten.

Nicht viel zu sehen,...

...aber so sieht's drinnen aus.

Nach einiger Zeit wurde uns aber doch langweilig und da ich auf ja inzwischen auf Budweiser umgestiegen bin, beschloss ich, die Brauerei hat recht. „Responsibility Matters! I’m the designated driver.“ Soll heissen, ich darf hoechstens 24 Bier (oder so aehnlich) trinken bevor ich mich ans Steuer setze. Also mal langsam machen und bald nach Haus zum Mittagschlaf. Aber durch die Dauerberieselung aus der Glotze neugierig geworden wollten wir doch noch raus finden wo und wann man sich denn hier mal n Footballspiel angucken kann. Also hab ich die beiden Typen neben uns am Tresen angequatscht. Ein Segler und ein ein echter Redneck den man wirklich kaum verstehen konnte. Der Segler hatte keine Ahnung war aber sehr an uns und unserer Reise interessiert. Und so kamen wir ins Gespraech. Er will uns Freitag mal an Bord besuchen. Waehrend wir am palavern waren mischte sich dann ploetzlich ein weiterer Schnurbarttraeger ein, der wohl mit einem Ohr zugehoert hatte und unseren deutschen Akzent erkannte und sich als der legendaere und verschollen geglaubte Rusty vorstellte. (Rusty hat wohl damals sowohl Jens als auch Christian mit Rat und Tat zur Seite gestanden und war waerend unserer Abwesenheit mit allerlei Auftraegen betraut die sich um die Daddeldu drehen. Leider weiss weder er noch Jens so genau wie diese Verabredungen genau lauteten. Klar ist nur, dass er mindestens die Haelfte dieser Auftraege nicht erfuellt hat und so ist man sich an Bord nicht sicher ob man ihm dankbar sein soll oder sauer auf ihn ist.) Vaddern und Rusty hatten sich natuerlich einiges zu sagen und ich schnackte ganz nett mit dem anderen Segler und dem Farmer. Der Skipper gab noch einen aus und von irgendwoher wurde eine weitere Runde geschmissen und so blieben wir noch ein Stuendchen. Ich wurde ueber mein Leben in Deutschland ausgefragt und man war sich einig, dass ich ja mit einem Uni-Abschluss in social-works bestimmt viel Geld verdienen muesste. Einen echten Redneck-Spruch hab ich auch noch bekommen. Auf die Frage was ich denn gemacht habe in Deutschland, antwortete ich „I worked with drug addicted people.“ kam die Erwiederung: „Huh… and what do you do with them? Shoot them?“. Naja ihr wisst ja, ich bin Diplomat, und als ich dem Farmer, der schon leicht einen sitzen hatte, erklaerte das Alkohol auch eine Droge ist, war Ruhe im Karton. Wenig spaeter stellte ich dann die Frage die auf meinem Bierdeckel stand: „wanna go home with ME tonight? I’m the designated driver.“ und puenktlich um 1700 Uhr waren wir wohlbehalten zu Hause und begaben uns zum wohlverdienten Mittagsschlaf. Am Abend hatten wir beide keine rechte Lust mehr nochmal die 10 Meilen in den Ort zu fahren und so blieben wir an Bord um uns den Abend mit recht tief schuerfenden Maennergespraechen zu vertreiben und Briefe zu schreiben.

Das war mein Ostern 2010.

Henning

Tag 4.

Montag, 05. April 2010

Beaufort, NC, 4.April 2010

Frohe Ostern, meine Lieben.

0403

So, es ist Ostern aber ihr wollt ja wissen was gestern los war.

Also wir sind mal wieder relativ zeitig aufgestanden und nach einem kleinen Fruehstueck ergab es sich irgendwie, dass wir trotz anderer Plaene beide anfingen ein wenig am Schiff zu werkeln. Ich habe mich der blinden Fenster angenommen und endlich die Folie abgeschrubbt die seit der Schiffstaufe die Aussicht behindern. Die vielen Jahre Sonneneinstrahlung haben den Scheiss endlich muerbe gemacht und so kann man jetzt von drinnen aus sehen was draussen los ist. Leider tat ich dies mit freiem Oberkoerper. Lichtschutzfaktor 8 ist selbst im Fruehling zu wenig und so hab ich jetzt nen verbrannten Ruecken und die Arme ziehen auch ein wenig. Naja, Luxusprobleme im April. Jens hat in der Zwischenzeit die Pinne demontiert und sich Gedanken ueber unser defektes Bordnetz gemacht. Die gut eingeschaeumte 45kg Bordbatterie muss ausgebaut werden, war das Ergebnis seiner Ueberpruefung. Also mit vereinten Kraeften ans Werk. Trotz der Pinne, die als guter Hebel fungierte eine anstrengende Arbeit bei Temperaturen von ueber 30 Grad unter Deck. Aber nach einigem Gefluche waren wir erfolgreich. Und nach ca. 4 Std. Arbeit hatten wir genug und sind zum duschen. Schliesslich wollte ich mir noch beim Friseur einen pflegeleichten Haarschnitt verpassen lassen. Leider hatten alles Friseure schon geschlossen und so musste ich mit meiner Hippiematte in die Kirche. Noch ein paar Einkaeufe fuers Osterfruehstueck und dann, nach einem Burgerabendbrot im Dockyard-Cafe, nochmal auf EIN Bier in den Backstreet-Pub. Danach ab nach Haus und der Skipper gleich in die Koje. Ich hingegen schrieb noch ein wenig um meine Leute auf dem Laufenden zu halten.

Nachtschicht.

0403

Heute morgen zwar kein Fruehgottesdienst, dafuer aber ein richtiges Osterfruehstueck. Ein Traum in Speck, sag ich euch. Spiegeleier mit Speck satt, dazu ein richtiger Grapefruitsaft, echtes Weissbrot (angeblich italienisch) und Schokoeier.

Mhhm... Speck...

Endlich mal was zu essen.

Anschliessend auf zur Presbytarian Church in den Ostergottesdienst. Eine recht nuechterne Angelegenheit. Ziemlich aehnlich zu dem was ich aus meiner Gemeinde gewohnt bin, nur das man zu Beginn des Gottesdienstes aufgefordert wurde sich in der Kirche zu bewegen und die Leute mit den bald Worten „The peace of god be with you.“ als Antwort „And also with you“ zu begruessen. Fand ich erst ein wenig albern, war dann aber doch ganz witzig. Jedenfalls eine rein weisse Veranstaltung und man hat sich ueber unsere Anwesenheit sehr gefreut.

Ich mag jetzt nicht mehr weiterschreiben aber ich werde euch bald ueber den sehr erfolgreichen Fortgang des Ostertages berichten.

Henning

Tag 2. Ankunft auf der Daddeldu

Montag, 05. April 2010

Baufort,NC, 3. April 2010
0401 (04 steht fuer April und 01 eins natuerlich fuer den Tag)

So wie gings denn dann weiter?
Dem Jetlag sei dank standen wir in aller fruehe, d.h. Gegen 7 Uhr Ortszeit auf, um uns durch ein durchaus annehmbares Fruehstuecksbuffet zu fressen. Leider gibt es ja in Amerika nur Heissgetraenke mit Kaffee aehnlichen Geschmackszusaetzen. Aber immerhin.
Jedenfalls haben wir uns bei strahlendem Fruelingswetter wieder auf den Highway begeben und unseren Weg, vorbei an zahlreichen Fastfoodrestaurants und seltsamen christlichen Kirchen, in richtung Kueste fortgesetzt.
Gegen halb 12 erreichten wir dann endlich das Jarret Bay Boatworks Gelaende in Baufort, NC. Und siehe da, direkt hinter der Einfahrt auf dem Besucherparkplatz stand sie dann. Die Daddeldu. Bunt gesprenkelt mit silbernen Rostschutzfarbflecken die Christian letztes Jahr aufgetragen hatte. Leider weit weg von Wasser- und Stromanschluessen, aber sonst unversehrt. Auf dem Tisch noch der Brief von Chris an den Techniker mit der dazu gehoerigen Flasche Schnaps. Es sah alles so aus als waehren Christian und Anke die letzen Menschen, die das Schiffsinnere betreten haben und nach jetzigem Erkenntnissstand ist es wohl auch so. Naja, wenigsten hat keiner was mitgehen lassen. Wir also erstmal zum Lager-Service wo unsere 4 Paletten Ausruestung saeuberlich aufgereiht im Lager standen und noch immer auf Abholer warten. Dann weiter ins Werftbuero und uns angemeldet. Die Sache mit dem Strom ist kein Problem. Wir sollen wahrscheinlich morgen umgeparkt werden, an einen Platz wo wir Strom und Wasser Zugang haben. Ist wohl kein Problem. Die haben hier n Paar Portalkraene, fuer die unser 12t Schiff ein Leichtgewicht ist. Ausser 2/3 anderen Seglern stehen hier hauptsaechlich 20-30m lange Hochseesportangler Boote rum, die wohl um einiges mehr wiegen als wir. Ok, alles klar. Wir also zurueck an Bord und erst mal Grossreinemachen und Betten beziehen. Leider ist unsere Bordnetzbatterie im Arsch und wir haben folglich keinen Strom. Selbst mit Landstromanschluss funktioniert hier keine Lampe. Das ist nichts was man mal eben in einer viertel Std. beheben kann und wir beschliessen mit der ernsthaften Arbeit erst am Montag zu beginnen.
Lieber erstmal im Ort orientieren. Ich jetzt. Vaddern kennt das hier ja noch von seinem Aufenthalt von vor 3 Jahren. Baufort besteht aus den typischen, billig gebauten, amerikanischen Holzhaeusern mit riesigen Grundstuecken ,die sich Meile um Meile an der Landstrasse entlang erstrecken. Einigen Supermaerkten mit obligatorischen Megaparkplaetzen und dem Herzstueck der Stadt. Die Beaufort Waterfront. Eine hoelzerne Promenade mit Schiffsliegeplaetzen und dahinter Restaurants und Tourishops im Westernstadtstyle. Im Dockyard-Cafe an der Waterfront gab es dann den ersten richtigen Burger. Echt lecker. Sogar die Tomaten haben nach Tomaten geschmeckt.

Danach ein kurzer Besuch im Royal-James-Cafe. Der oertliche Billard Salon, wo man vor drei Jahren noch rauchen durfte. Jetzt leider nicht mehr. What ever. Nachdem ich mich wieder mal mit meinem deutschen ID ausweisen musste gab es dann auch ein Bier. Zum rauchen mussten wir dann raus aber selbst auf der Bank vor der Kneipe ist Alkoholverzehr verboten. Der Barkeeper meinte die Chance dabei erwischt zu werden sei relativ gering und so nahmen wir draussen Platz. Sofort waren die Blicke der Passanten weniger freundlich aber wir Quades haben ja manchmal Spass an sowas. Einige Zeit haben wir von unserem Plaetzchen aus das Treiben in und vor der Kneipe betrachtet und uns durchaus amuesiert. Die Sache mit dem Rauchen liess Jens dann aber doch keine Ruhe und so ging es dann weiter zur Handle-Bar, der letzten Bastion aufrechter Kneipenkultur in den Staaten. Von aussen eher Hippiekneipe aber von innen mehr Billardsalon fuer Biker und Arbeiter. Tapeziert mit Rauchverbotsschildern aber die Luft spricht eine andere Sprache. Jedenfalls ein Club in dem nur Mitglieder bedient werden. Jens wollte natuerlich, stolz wie Oskar, seine Mitgliedskarte vorzeigen. Leider ist die wohl in Hamburg geblieben und seine Beteuerungen wirklich ein Member zu sein wurden nicht so wirklich geglaubt. Aber nachdem das schlaue Buch befragt wurde war klar Dschens Cwaedie ist Mitglied und wir wurden sehr freundlich aufgenommen. Ich habe sogar mein bisher einziges Bier ohne ID bekommen und wir wurden zum Osteressen eingeladen.
Gegen 8 wird es hier recht ploetzlich dunkel und wir auch muede. Also ab nach Hause. Man kommt hier ohne Auto nirgendwo hin und die Jarrett-Bay liegt ca. 10 Meilen ausserhalb der Stadt. Aber das ist alles nicht so schlimm denn besoffen Autofahren ist in Amerika echt leichter als in Deutschland. Breite Strassen, die immer geradeaus gehen und Automatikschaltung erleichtern den Heimweg. 😉
Noch schnell am Supermarkt das Noetigste besorgt: Kaffee, Fruehstueck und Eis fuer den kaputten Kuehlschrank etc. und dann ab in die Koje.

0402

Am naechsten morgen dann festgestellt, dass der Herd wohl nicht so will wie wir und der Wasserkocher mangels Strom auch keine Hilfe ist. Was solls. Cornflakes mit Banane reichen auch. Danach noch ein bischen am Schiff rum gepuzzelt und uns danach erkundigt wann das Schiff verholt werden soll. After Lunch. So gegen 1. Wir also in die Stadt um noch rechtzeitig bei der Post zu sein. Ein kleiner Kaffee (ca. 0,4l) an der Waterfront und schoen Karten an unsere Maedels schreiben. Als Wir um halb 1 wieder in der Jarrett-Bay ankommen ist leider das Schiff weg. Zu spaet. Aber macht nichts die tun hier ja den ganzen Tag nichts anderes als Schiffe hin und her zu schieben und haben alles zu unserer Zufriedenheit erledigt. Bei der Suche nach etwas Essbarem zum Mittag dann die Entdeckung. In einer Proviantkiste liegt eine Plastiktuete mit einem undefinierbaren Inhalt. Schokobraun und ca. 1mm dick. Ungefaehr 10 mal 30cm gross. Durchsetzt mit mumifizierten Maden. Das bleibt uebrig wenn man amerikanisches Toastbrot zu lange liegen laesst. Sah ein bischen aus wie Packpapier. Egal die Dosen (seit 2-3 Jahren abgelaufen) waren noch gut und so sind wir nach einem deutschen Mittag guter Dinge aufgebrochen um uns mal den Atlantik anzusehen. Nach Beaufort und dann weiter durch Moorehead-City nach Atlantik-City an den Strand.

Da wollen wir hin!

Dort schon maechtig Osterwochenendbetrieb. Herrliche Sonne (wir haben ca. 22 Grad im Schatten) und feiner weisser Sand wie auf Sylt. Irgendwann hab ichs nicht mehr ausgehalten und bin dann doch ins Wasser. Die Badesaison ist eroeffnet. Am 2. April! Frisch aber angenehm.

Nach dem Bad dann noch ein bischen Kultur. Wir haben uns ein altes Fort angeguckt das wohl im Buergerkrieg hart umkaempft war.

Auf dem Rueckweg dann Abendbrot im Captains-Table wo Vaddern damals nach seinem Krankenhausaufenthalt gefruehstueckt hat und so begeistert war. Ein altes Dinner im klassischen Stil. Ich hatte Schrimps und Pommes mit Pepsi die allerdings wie so oft hier total verchlort war. (Die haben alle solche anlagen wo Leitungswasser mit Sirup und Kohlensaeure versetzt wird und das schmeckt dann halt je nach Wasserqualitaet mehr oder weniger gut). Der Skipper hatte einen Countryham, der total versalzen war, und Kaffee satt zum Essen. Auf jeden fall hatten wir beide ein paar Stunden Magengrimmen. Sind wohl noch nicht so dran gewoehnt uns ausschliesslich von Fritiertem zu ernaehren. Und immer nur Pepsi oder Yuengling-Bier haengt mir auch schon ein wenig zum Hals raus. Ich glaub morgen steig ich um auf Coke und Bud. Aber immerhin ein ganzer Tag ohne Kneipe. Zurueck an Bord haben wir uns dann ums Internet gekuemmert. Ja es laeuft! Leider nur mit 5,5MBit pro s und man fliegt dauernd raus. Egal zum mailen reichts aber irgendwie koennen wir uns noch nicht in den Blog einloggen. Kommt noch.

So es ist spaet. Der Skipper pennt seit ner Stunde und ich bin auch muede. Morgen geht’s in die Kirche zum Ostergottesdienst, danach Festessen in der Handle-Bar. Wenn Jens danach noch fit ist schreibt er euch bestimmt gerne was heute und morgen so passiert ist.

Gute Nacht. Henning

Der erste Tag 31.03.2010

Montag, 05. April 2010

Beaufort NC, 2. April 2010

So das wichtigste vorweg.
Der Skipper und ich sind heil und sicher im Land der dicken Idioten angekommen. Ich weiss nicht ob sie wirklich so doof sind die Amis, aber sie behandeln sich so. Kaffe ist heiß! Also draufschreiben. Etc.

Das Schiff ist noch da, wenn auch nicht dort wo Christian es zurueckgelassen hat. Und sonst ist auch alles gut.

Aber von vorne:
Nachdem wir beide die letzte Nacht im eigenen Bett kaum schlafen konnten und uns ausgiebig von unseren geliebten Frauen verabschiedet hatten, flogen wir, nach wirklich ausgiebigen Sicherheitskontrollen, puenktlich nach New York wo wir ohne besondere Vorkommnisse landeten. In New York angekommen, dann auschecken und erste Zigarette in Amerika vor dem Flughafen. Leider hatten wir ca. 4 Std Zeit bis zum Weiterflug. D.h. Mit aus- und einchecken keine Zeit mehr in die Stadt zu fahren aber viel Zeit um einfach nur am Flughafen rumzuhaengen. Da wir nach dem schlechten essen auf dem Hinflug schon wieder Hunger hatten und alle Restaurationsbetriebe hinter der Sicherheitsschleuse lagen, sind wir kurzerhand wieder umgedreht und haben uns ein weiteres mal den Sicherheitsheits- (sehr wichtig in den Staaten) kontrollen gestellt. Im Abflugsbereich dann eine erste McDreck Mahlzeit. Danach die Info: unser Weiterflug verschiebt sich um 1,5 Std. Na Prima! Keine Postkarten zu kaufen und auch sonst sind Flughaefen ja nicht unbedingt die spannendsten Orte zum abhaengen. Also haben wir uns eine Bar gesucht und unser erstes amerikanisches Bier getrunken. Schwerer Fehler! Erstens war es nicht gerade billig mit 9$ pro Glas und zweitens steigert Bier bekanntlich den Wunsch zu rauchen. Rauchen darf man aber nicht im Flughafen. What ever. Irgendwie haben wir es doch ausgehalten und nach gefuehlten 2 Tagen Wartezeit ging es dann wirklich los in den Sueden.

In Raleigh angekommen schnell das Gepaeck gegriffen und ab nach draußen zum quarzen. Denkste! In Raleigh darf man nicht mal draußen rauchen. 50 Fuss um das Gebaeude herum Rauchverbot. Irgendwie haben wir es dann doch geschafft und sind in den Shuttlebus zu unserer Autovermietung gestiegen. Eine außerordentlich gut gelaunte, dicke, schwarze Busfahrerin hat uns dann waehrend der Fahrt allerhand Tips gegeben die wir nur sehr Bruchstueckhaft verstehen konnten. Z.B. wie man aus dem Flughafen raus kommt: rechts, links, links, rechts, links, oder so aehnlich. Hat uns alles eher verwirrt als geholfen.
Bei der Autovermietung war die Dame am Schalter ebenfalls ueberaus freundlich und hilfsbereit. Und wer haette das gedacht, ihre Schwester hat am gleichen Tag Geburtstag wie Jens. Um fahren zu duerfen mussten wir uns natuerlich ausweisen. Fuehrerschein ist klar, aber ich brauchte „a second form of identification“. Mein deutscher Perso kam leider nicht so gut an, da sei ne Kreditkarte schon besser geeignet meine Identitaet zu bestaetigen. Jaja die lieben Amis…
Lange Rede kurzer Sinn, wir haben schließlich einen kleinen aber bequemen Chevy mit minimal Ausstattung für einen Monat gemietet. Für deutsche Verhältnisse ein guter Mittelklasse Wagen, aber es war glaube ich der kleinste Wagen aus dem wirklich gigantischen Fuhrpark.
Nachdem wir dann auf eigene Faust (also den Schildern folgend) den Weg aus dem Flughafen fanden, ging es ueber Land in Richtung Küste. Es ist wirklich alles genauso wie im Fernsehen. Nach ein paar Std. Fahrt der erste halt an einem gigantischen Wal-Mart um das noetigste einzukaufen. Bananen (damit wir sagen koennen, dass wir nicht nur Junkfood in uns rein stopfen), ne Palette Yuengling Lager, ne Palette Pepsi, n paar Bonsche, Natchos, ne Pumpgun, ne kleine 9mm fuer den Guertel (safety-reasons) und reichlich Wasser, da das Leitungswasser hier sehr schlecht schmeckt. Das mit dem Wasser aeh Waffen ist natuerlich quatsch. Als wir wieder draussen waren ist es unterdessen leider dunkel geworden und da wir inzwischen schon 22Std auf den Beinen sind beschliessen wir: das naechste Motel ist unser. Economy-Inn ist genau nach unserem Geschmack. Ein kleines Flaches Gebaeude mit kleinen Zimmern vor denen alte, aber grosse Autos parken und sehr unterschiedliche teils zwielichtige Menschen vor den Tueren sitzen. Alles so wie in den Tarrantino Filmen. Hier wollen wir bleiben.
Der tätowierte und selber etwas zwielichtig wirkende Inhaber ist auch sehr freundlich. Leider aber kaum zu verstehen und zu unser aller bedauern hat er nur noch ein letztes Einzelzimmer frei. Also lassen wir uns von ihm beraten und folgen seinem Rat, eine Meile den Highway (zweispurige Landstrasse mit vielen Ampeln) runter soll ein nettes Inn sein. Es ist wohl dem langen Tag geschuldet, dass wir die Abbiegung des Highways verpassen und in die falsche Richtung weiterfahren. Egal ein paar Meilen hinter Goldsboro kommt ein Hollyday-Inn-Express wo wir fuer 79$ ein sehr geraumiges Doppelzimmer mit Badewanne, Glotze, Mikrowelle, Kaffemaschine und Fruehstueck bekommen. Nach dem verdienten Gute-Nacht-Bier geht’s dann gegen 2200 Ortszeit ins Bett.

Wie es weiter geht und was mit dem Internet bzw. Blog los ist, erzaehlen wir morgen.
Henning