Norfolk

Portsmouth, VA, 15. Mai ’10

Jetzt hätte ich aus lauter Gewohnheit beinahe Beaufort geschrieben.
Es ist Samstag Abend und wie die meisten jungen Männer meiner Generation, verbringe ich das Wochenende gerne im Waschsalon. Ich habe gerade die fünfte und sechste Ladung Wäsche in den Trockner befördert, damit unseren neuen Crewmitglieder morgen auch eine frisch bezogene Kojen vorfinden.

Ich habe hier leider keinen Netzanschluß aber wenn die recht willkürliche Internetverbindung heute gnädig, ist kann ich gleich vom Steg aus noch diesen Text hochladen.

Wie ja schon berichtet liegen wir in Portsmouth. (In meiner Erinnerung verschwimmen die Tage ein wenig aber ich versuche mal zu rekonstruieren was so geschah.) Am Donnerstag haben wir uns erst mal orientiert und beschlossen die Einkäufe lieber mit Ralf und Christians Mietwagen zu tätigen als mit dem Taxi. Ein bisschen Sightseeing sollte aber dennoch sein. Also stiegen wir nach dem Mittag in die Fähre, die uns über den Elisabethriver ins Stadtzentrum von Norfolk bringen sollte. Nach dem obligatorischen Besuch beim Hafenmeister in der Downtown Marina und einem kurzen Schnack, schlenderten wir am Wasser entlang. Alles ziemlich steril. Hohe Glaskästen von irgendwelchen Banken oder anderen Firmen. Eine gepflasterte Uferpromenade und so weiter. Ganz nett aber nicht wirklich aufregend und wir wurden in unserer Entscheidung, lieber in Portsmouth festgemacht zu haben, bestätigt.

An der Uferpromenade lag aber auch das Nauticus, ein Marine und Schiffahrtsmuseum. Dort sind wir hinein. Eine Menge sehr anschaulich verdeutlichter Beispiele für die faszinierende Welt der Meere. So steht zum Beispiel in der Eingangshalle ein zwei Meter hoher Salzstreuer. Aus dem Salz ragt die Spitze des Empire State Buildings. Wenn man den Text darunter aufmerksam durchliest, erfährt man, dass in allen Weltmeeren zusammen, soviel Salz gelöst ist, dass es, wenn man es rekristalisieren und über dem amerikanischen Kontinent ausstreuen würde, ausreicht um einen so und so hohen Salzberg über der ganzen USA aufzutürmen. Solcher Art waren die meisten Informationen in dem Museum, also alles sehr kindgerecht. Wir hatten jedenfalls unseren Spaß. Es gab viel interaktives zu erleben und man konnte horseshoe crabs aus dem Wasser heben. Das sind Krebse die bis zu 50 cm breit werden und sich komplett unter unter ihrem Panzer verstecken, der wie ein großer Stein (oder eben Pferdehuf) mit einem langen Schwanz ausseiht.

Sturm im Wasserglas.

Das Herzstück der Ausstellung ist die USS Wisconsin, ein dickes Kriegsschiff (keine Ahnung was für eins, ich glaube ein Schlachtschiff). Die Wiscy, wie sie liebevoll genannt wird, war schon im Zweiten Weltkrieg im Einsatz, hat aber auch noch im Irak ’ne Menge zu Klummp geschossen. Im Museum selbst waren jede Menge Computer und Simulatoren aufgebaut an denen man selber, recht realistisch, auf U-Boot-Jagd gehen konnte oder mit Flugzeugen fliegen etc. Auf jeden Fall viel Spielzeug um kleine Jungs wie mich anzufixen, sich zur Marine zu melden. So ist es auch kein Zufall, dass sich im gleichen Gebäude ein Rekrutierungsbüro der Navy befindet. Aber ich habe ja schon eine Heuer für die nächsten zwei Monate.

Navy-Pilot

An Bord der...

...USS Wisconsin.

Nach unserem durchaus spaßigen Museumsbesuch schlenderten wir dann durch die Innenstadt. Kam alles ein wenig so rüber, wie die Straßen um die Mönkebergstraße herum. Restaurants die Mittagstische für Bänker anbieten und sonst tote Hose. Auffällig war, dass viele Läden einen recht umfassenden Dresscode haben. Wir wurden in einer Sportsbar trotz meines eigentlich verbotenen Kapuzenpullovers bedient. Ich vermute mal der Dresscode ist nur ein Vorwand um bestimmte Personen fernhalten zu können, ohne eine Diskriminierungsklage an den Hals zu bekommen. Nachdem wir uns gestärkt hatten, machten wir auf dem Nachhauseweg noch ein paar Umwege an historischen Gebäuden entlang bevor wir wieder auf die Fähre stiegen.

House rules.

Norfolk by night.

Am Freitag war wieder Arbeit angesagt und dazu passend war die Temperatur über Nacht um gute zwanzig Grad gestiegen. Wir hatten angenehme 35 Grad im Schatten und werkelten fröhlich vor uns hin. Jetzt läuft die Pinne wieder leichter (einer der Gründe warum wir noch nicht segeln konnten) und unzählige Kleinigkeiten mit denen ich euch hier nicht langweilen will sind erledigt.

Heute hatten wir in etwa das selbe Programm und morgen werden wir noch ein paar Stellen nach lackieren und den Backofen wieder einsatzbereit machen, damit Ralf uns auf dem Atlantik auch immer frische Brötchen zum Frühstück machen kann.

Morgen erwarten wir unsere neuen Rekruten so gegen Mitternacht an Bord. Die dürfen sich dann noch einen Tag eingewöhnen und Dienstag werden wir Vorräte bunkern. Wenn wir im nächsten Hafen sind (St. George, Bermudas) brauchen Jens und ich nur noch To-Do-Listen schreiben. Wir gehen dann schnorcheln und kontrollieren abends ob Ralf und Christian auch alles richtig gemacht haben. 😉

Wir melden uns sicher noch mal vor der Abreise. Bis dahin:

Be safe! Euer Henning

2 Antworten zu “Norfolk”

  1. Mone sagt:

    Hallo Ihr Lieben,

    vielen Dank für den neuen Bericht! Da wir nichts gegeteiliges gehört haben gehen wir davon aus, das die beiden heute Morgen gut gestartet sind. Wir bitten um Nachricht wenn sie gut bei euch gelandet sind!
    Hört sich doch alles sehr gut und zuversichtlich an bei euch, das freut uns!

    Liebe Grüße, Mathis, Björn udn Mone

  2. steffi sagt:

    hallo ihr beiden!
    Danke für die Tierfotos.
    viele liebe Grüße an euch.
    Euer Marlo

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