Heading up north…

09. Mai 2010

A. B. d. Daddeldu, ICW, Belhaven, NC, 8. Mai ’10

Vorab ein Gruß an alle Mütter die heute ihren Ehrentag haben. Deutschland ist euch dankbar! 😉 Ne, im Ernst, das ist in Amiland einer der wichtigsten Feiertage überhaupt, und wir gratulieren auf diesem Wege recht herzlich.

Aber es geht hier nicht um Frauen, sondern um die tapfere Crew eines kleinen Schiffes fern ab der heimatlichen Küste. Also was geschah?

Am Freitag morgen war der Start unserer Reise geplant. Soweit so gut. Wir luden Roy und Bill noch auf einen letzten Morgenkaffee zu uns an Bord ein. Sie haben die Daddeldu ja bisher nur von außen gesehen. Ich bin nach der Morgentoilette noch auf die Veranda vor dem Shipshop um dort meine E-Mails zu checken. Und siehe da, mein verzweifelter Hilferuf trug Früchte, ich hatte tatsächlich ein Paar persönliche Nachrichten erhalten. Das hat meine Laune sofort um ca. 2-300% gebessert und ich beschloss: egal was noch kommt, ich lass mich nicht unterkriegen!

Abschiedsbesuch.

Der Skipper ganz oben.

Nachdem wir von unserem Besuch viele Komplimente und dumme Sprüche bekommen hatten ging es an die Arbeit. Die letzten Ausrüstungsgegenstände sicher und ordentlich verstauen und das Schiff klar zum auslaufen machen. Um halb 11 waren wir soweit. Die Tide leider noch nicht. Wir hatten immer noch ablaufend Wasser und recht ordentliche Strömung. Nach unserem Crash beim letzten Manöver wollten wir lieber wenig Strom. Na gut, das gehört auch zum Segeln, auf die richtige Tide warten, und ne Pause kam uns auch nicht ungelegen. Aber irgendwie dauerte das alles ein bisschen zu lange. Irgendwann stellten wir fest, dass das Wasser schon wieder Stieg, aber Strömung immer noch nach Süden lief. Der, pünktlich zur Abfahrt einsetzende, Nordwind hatte uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und die regulären Strömungsrichtungen ausgehebelt. Egal dann eben ohne Stauwasser ablegen.

Stärker als die Jarrettbay.

Kurze Manöverbesprechung, dann bin ich auf’s Vorschiff und der Skipper an die Pinne. Die ersten Leinen weg genommen und dann sollte es richtig los gehen. Die Maschine läuft langsam rückwärts und wir sind schon fast los. Dann passiert mal wieder Scheiße…
Die Achterleine bleibt an dem Drillingsdalben (mit dem wir schon mal Ärger hatten) hängen und fällt jemandem (ich nenne keine Namen, aber ich war’s nicht) ins Wasser… Der rückwärts laufende Propeller greift sich gierig den Tampen und die Maschine wird abgewürgt. Wir treiben, halb aus der Box, in der Strömung und Hektik kommt auf. Gott sei dank haben wir noch eine Leine an Land und ziehen uns wieder in Position. Schiff vertäuen und Maschinenraum öffnen. Der erfahrene Leser kann sich wohl denken was jetzt kommt? Richtig! Die Welle wurde wieder gezogen. Diesmal nur ein Stück, aber uns reicht es. Uns ist eigentlich zum Heulen zu Mute, aber ich hatte mir ja was vorgenommen und Heulen und Lachen liegen dicht beieinander. Jens ist echt fertig, aber ich bin ja heute gut drauf und gebe ihm keine Zeit zum Verzweifeln, sondern mache einen dummen Spruch, drücke ihm unser Fischmesser und den Schleifstein in die Hand und hole meine Taucherbrille. Zack, dann bin ich schon im trüben Wasser. (27 Grad Celsius, selber gemessen.) Ich tauche und denke noch wo ist denn endlich die Schraube da taucht sie ca. 30cm vor meiner Brille auf. Keine große Sichtweite, doch es reicht. Ich klariere erst mal die losen Enden und denke, so schlimm sieht es doch gar nicht aus. Aber lieber nichts sagen um keine falschen Hoffnungen zu wecken. Ich brauche zwar einige Tauchgänge, habe aber Glück, dass wir uns den dicken Festmacher aus Naturfasern und keine dünne Plastikleine rein gefahren haben. Nach einigen Minuten schaffe ich es tatsächlich die Leine ohne einen einzigen Schnitt von der Welle zu bekommen. So stark und geschickt bin ich! 🙂

Bei Schritt zwei ist wieder unser Skipper dran, schließlich ist er Navigator, Schlosser, Tischler, Maler, Psychologe, Rigger, Segelmacher, Koch, Klempner, Logistiker, Mechaniker, Fotograf und noch einiges mehr in einer Person. Inzwischen weiß er auch auswendig welches Werkzeug in welcher Größe man braucht um die Welle wieder zu richten. Begeistert ist er nicht, aber ich bin ja heute für die Laune zuständig. Wir haben ca. 30 Grad im Schatten und im Maschinenraum ist es noch heißer. Der Schweiß rinnt ihm in Sturzbächen in die Augen und muss regelmäßig per Handtuch entfernt werden. Nach ’ner viertel Stunde ist es dann so weit und wir sind wieder startklar.

Also neuer Anlauf. Ablegen rückwärts mit Strom von Backbord. Wir haben gleich mal getestet ob die frische Farbe auf der Scheuerleiste hält, aber dafür ist sie ja da und ja, der Lack hält ganz gut. Einige Kringel auf dem Kanal und dann Anleger an der Tanke. Ich bin noch etwas ungeschickt mit den Leinen und wir haben beide ’ne Menge Lampenfieber obwohl kein Publikum zu sehen ist. Nachdem ich meine Leinen klar habe und wir wir das Manöver ausgiebig geplant haben geht’s an den Steg. Mit Steuerbord Seite an einen ausreichend langen Liegeplatz mit vielen Dalben, die alle eine Klampe tragen. Sollte wohl zu schaffen sein aber wir haben immer noch Strom und sind nach den Erfahrungen etwas nervös. Jens fährt mit der kaum zu bewegenden Pinne (noch nicht gefettet) einen perfekten Anleger und ich steige mit Spring und Vorleine über. Spring belegt. Jens dampft in die Leine ein, ich belege die Vorleine und gehe zügig aber nicht hektisch nach hinten um die Achterleine in Empfang zu nehmen und zu belegen. Perfekt! Motor aus, wir können es doch noch.

Wir tanken einiges an Diesel, 200 l Jarrettbay Stinkewasser (welches inzwischen übrigens nicht mehr stinkt und besser schmeckt als das gechlorte Standardleitungswasser) und einen Kanister Benzin für unser Dingy, kaufen noch einen Beutel Eis für den Kühlschrank. Dann noch kurz das Deck gewaschen, wobei ich es mir nicht nehmen lasse, noch meine Sandalen mit dem Schlauch vom Steg zu ziehen. Noch ein kurzer Rettungsschwimmereinsatz zur Rückgewinnung meines modischen Schuhwerks und dann endlich los…?

Ja, genau, dann endlich weg von dieser bad luck bay!!!

Der Ableger läuft genauso perfekt wie der Anleger, ich klariere das Deck und löse Jens an der Pinne ab. Der ist nämlich verständlicherweise besorgt um die einwandfreie Funktion unseres Dieselaggregats. Die Geräusche lassen erst mal nichts nichts schlimmes vermuten. Hört sich eigentlich gut und rund an. Jens öffnet den Maschinenraum vom Salon aus und entdeckt: der Motorblock raucht! Wir vermuten es liegt an diversen Flüssigkeiten die bei der Montage ausgetreten sind und nun verdampfen. Aber nach den Erfahrungen? Man bleibt misstrauisch…
Der Maschinenraum ist offen und folglich ist es recht laut an Bord. Aber andererseits, wir haben 30 Grad, ein lauer Wind weht uns entgegen, die Maschine macht gleichmäßige fünf Knoten Marschgeschwindigkeit, der Himmel ist blau, Jarrettbay verschwindet langsam in unserem Kielwasser, wir passieren noch eine Werft dann kommen ein paar Villen und dazwischen Natur, die vorbeifahrenden Boote grüßen ehrfürchtig die deutschen Segler, die von soweit weg kommen, und was wollen wir eigentlich mehr!?! FUCK YOU! WE ARE ON OUR WAY!!!

Leaving Jarrettbay.

Ein Seemann darf nicht zurück schauen.

Amerika wir kommen… Die Maschine scheint zu halten, das Geräusch und die Temperatur sind konstant und wir genehmigen uns ein eisgekühltes Bier. Wir sehen die ersten Delphine, die uns entgegenkommen, lassen die letzten Villen hinter uns. Am Ufer des Kanals beginnt ein Urwald aus Nadelbäumen, wir sehen zehnköpfige Adlerfamilien, der Bootsverkehr hört auf und so langsam entspannt sich auch der Skipper. Nach einigen Meilen endet der Kanal und wir kommen in den Adams Creek. Hier weitet sich das Flussbett ein wenig und weite Schilflandschaften erstrecken sich links und rechts vom Fahrwasser. Auf den Baken, die unsere Route bezeichnen, sitzen Kormorane oder Adlerhorste mit Küken drin. Verschiedene Möwenarten fliegen vorbei und Hummerkörbe liegen auf der Zweimeterlinie. Wir fahren weiter nach Norden und kommen in den Neuse-River. Bill und Roy hatten geunkt, der hieße so, weil man da immer auf die nose kriegt. Und richtig: es wird frisch und ich muss mir ein T-shirt überziehen. Wir haben schwache vier Windstärken und es beginnt nach Meer zu riechen. Wir kreuzen den Fluss, der eher so wie die Ostsee im Sommer wirkt und sehen Graureiher und Gänse, die dicht über der Wasseroberfläche dahinfliegen. Wir lassen Oriental an Backbord liegen und steuern Nordost-Kurs in den Abend hinein.

Einer...

Viele...

Baby im Horst.

Wir sind beide müde und entscheiden uns angesichts der ungeschützten Flussmündung und der nicht ganz klaren Wetterentwicklung (unsere Antenne läuft noch nicht) lieber ein wenig weiter zu fahren und dafür einen geschützten Platz im Broad Creek zu suchen. Der Name täuscht. Es ist ein recht enger und verwinkelter Minifluss der in den Neuse-River mündet. Angeblich soll das Fahrwasser 2m Tiefe haben. Leider sind unsere Karten etwas veraltet und die Betonnung ist recht spärlich. Wir werden aber nach der etwas haarigen Ansteuerung mit einem sehr geschützten Ankerplatz belohnt. Am Ufer stehen zwei Ferienhäuser und ein Segler liegt schon hier vor Anker. Wir packen uns dazu und ankern auf zwei Metern tiefe. Nachdem wir den Motor aus haben, ist der Platz absolut ruhig und nur zwei kleine Motorboote kommen noch spät abends vom Fischen nach Hause. An den Ufern stehen Nadelwälder und das Ganze hat etwas von einem schwedischen See.

Kormorane.

Es gibt einen Campari-O als Anleger und da wir am Dienstag das letzte mal ein Auto zum Einkaufen hatten (von Dan), unsere berühmten Rühreier mit Speck zum Abendbrot. Wir hatten ja kein Mittag. Um neun liegen wir beide in der Koje. 23 Seemeilen gemacht. Trotz des verzögerten Starts.

Feierabend...

Zum Frühstück ein Stück Schokolade und Kaffee, dann hieß es Anker auf. Leider gestaltete sich die Ausfahrt aus dem Creek noch etwas tückisch. Wir sind dreimal aufgelaufen. Zu unserer großen Zufriedenheit bringt die Schraube jetzt aber auch rückwärts richtig Kraft ins Wasser. Also alles kein Problem. Zurück im Neuse-River hatte das Wetter etwas aufgefrischt und ich musste schon morgens ein T-shirt tragen. Wir hatten schon so etwas ähnliches wie Wellen (ca. ’nen halben Meter) und ab und an ist sogar etwas Wasser übers Deck gegangen. Wir sind bestens zurecht gekommen und nach einigen Meilen auf verschiedenen Flüssen ging’s wieder in den Kanal. Alle zwei Stunden wurde der Steuermann abgelöst und nach meinem Mittagsschlaf bei dem ich fast an Dehydration verreckt wäre, so heiß war es auf dem Kanal, erreichten wir den Goose-River der in den Pamlico-River mündet. Ihr stellt euch jetzt vielleicht so kleine Flüsschen vor, aber der Neuse-, Pamlico- und Pungo-River sind schon ein paar Meilen breit und haben eher Ostseekarakter. Jedenfalls war es sehr angenehm, ein paar Vögel zu beobachten, ab und zu weht der Wind ein Nase voll Kiefernduft aus den Wäldern und es war richtig schönes Segelwetter. Nur das wir leider nicht segeln konnten, da unsere Vorsegel (noch) nicht passen und die Pinne so schwergängig ist, dass man überhaupt kein Gefühl hat. Aber hey, die Maschine läuft rund!

Er grübelt wieder...

Im Pungo-River liegt das schöne Städchen Belhaven. Dort wollten wir die Nacht verbringen um zu Duschen, Einzukaufen, was zu Essen (gab’s heute noch gar nicht) und vielleicht diese frohe Nachricht hier los zu werden. Als wir hinter die Mole kamen, lag eine kleine, etwas marode Marina Steuerbord quer ab. Aus unserem einzigen Führer für die Gegend wussten wir, dass sie wohl kommerziell genutzt wird und es noch eine öffentliche für lau gibt. Da unsere Bordkasse nicht mehrt all zu prall ist wollten wir an die städtische und fuhren weiter. Leider hatten wir wieder recht ungünstige Seitenwinde und fühlen uns noch nicht so souverän wir wir es vor drei Jahren waren. Egal, das kommt alles wieder. Die städtischen docks waren gespickt mit vergammelten Pfählen die knapp aus dem Wasser ragen und mit Sicherheit auch ein paar die nicht zu sehen sind. Fällt also flach. Es gab noch einen neuen Anleger der vor einer Apartmentanlage stand und ganz gut aus sah.
Leider liefen wir trotz unseres geringen Tiefgangs von nur 1,4m kurz vor dem Steg auf. Zum vierten mal an diesem Tag.

Zurück zur kommerziellen River Forest Marina. Verdammt enge Einfahrt und nicht ersichtlich wie tief das Wasser vor den Stegen ist. Dazu der Seitenwind und unser Lampenfieber. Als wir schon beschlossen hatten uns an den Stegkopf zulegen kam der Hafenmeister angelaufen und lotste uns in eine Box näher am Ufer. Jens wollte ihm nicht so recht trauen, wegen der Tiefe. Doch letztlich hat er auf den Hafenmeister gehört und sich in die Enge Boxengasse gewagt. Hatte ich schon erwähnt das wir Seitenwind hatten? Egal jedenfalls war es (für uns) recht aufregend, aber der Skipper hat seine Sache sehr gut gemacht und uns ohne Berührung in die Box gebracht. Der Hafenmeister war übrigens eine echte Hilfe mit den Leinen. 35 Seemeilen geschafft.

Als das Schiff ordentlich geparkt war und wir unsere erste Zigarette nach dem Anleger rauchten erschien ein Schwede am Steg und sprach uns auf Deutsch an. Ein bisschen smalltalk und es stellte sich heraus der gute Mann war sternhagelvoll, aber wollte uns unbedingt sein Auto zum Einkaufen leihen. Na gut, da kann man nicht nein sagen. Er verschwand wieder und wir gingen ins Hafenmeisterbüro und zum Duschen.

Der Skipper ist gerade wieder aufgewacht und weist mich darauf hin, dass es halb zwei ist und ich mal schlafen sollte. Ich glaub er hat recht. Mal sehen vielleicht schaffe ich es ja morgen noch weiter zu schreiben. Obwohl eher nicht. Denn es dauert wohl noch ne Stunde diesen Text mit Bildern zu versehen und hoch zu laden. Ihr macht euch ja keine Vorstellungen… Ich hab auch noch Privatkorrespondenz zu erledigen.

Inzwischen ist es sechs Uhr morgens und der Skipper sitzt an den Tasten, bereitet die Fotos zum Hochladen vor.

Henning ist wieder wach. Ich hab so lange wie schon ewig nicht mehr geschlafen, nämlich bis neun. Beim Morgenkaffee erfuhr ich die frohe Nachricht, dass auch Jens jetzt merkt wie tiefenerschöpft wir eigentlich sind. Wir wollen uns heute erholen. Sprich bis mittags bleiben und dann nur ein paar Meilen weiter ankern. Dieser Liegeplatz kostet nämlich 65$ die Nacht.

Weiter im Text: Als wir aus der Dusche kamen, saß der Schwede mit einem neuen Drink vor der Daddeldu auf dem Steg. Jens verschwindet unter Deck aber ich lasse mich leichtsinnigerweise in ein Gespräch verwickeln. Eric heißt der Gute und ist seit seinem 1. Lebensjahr Amerikaner. Er erzählt mir seine gesamte Lebensgeschichte inklusive beruflicher Laufbahn in drei Minuten und erklärt, dass er sich als Botschafter der Völkerverständigung sieht. Irgendwie ist er mir nicht geheuer und so richtig symphatisch ist er auch nicht. Dann fängt er an von seiner Ex-Frau und seinem Sohn zu faseln und er heult beinahe. Anstrengend… Irgendwie schaffen wir es ihn vom Schiff weg zu lotsen, denn wir befürchten ihn nicht mehr los zu werden wenn er erst mal an Bord ist. Er lässt es sich nicht nehmen uns sein Auto aufzuschwatzen, welches er übrigens geholt hat als wir duschen waren. Er gibt uns eine Einweisung in die für uns neue Automatikschaltung, die mit einem Hebel hinter dem Lenkrad bedient wird. Er erklärt uns den Weg zum Supermarkt und als wir in die Landstraße einbiegen, an der die Geschäfte liegen, bin ich entsetzt. Es ist eine eins zu eins Kopie von Beaufort. Die Ähnlichkeit ist so verblüffend das man nicht glauben will. Wir also zu Food Lion und Gemüse etc. eingekauft.

Auf dem Rückweg überlegen wir schon wie wir es wohl schaffen Eric wieder los zu werden, denn eigentlich müssten wir ihm ja jetzt mindestens ein Bier ausgeben. Und als wir auf den Steg zufahren kommt er auch schon mit einem neuen Drink angewankt. Wir bedanken uns artig aber er scheint uns gar nicht richtig war zu nehmen. Wir bringen die Einkäufe an Bord und als ich mich nochmal umdrehe sehe ich wie er mit seinem Dodge davon fährt. Scheiße, wenn das mal gut geht…

Wir legen noch eine Achterspring, denn am Horizont sieht es nach Gewitter aus, und Verstauen die Vorräte. Dann machen wir uns zu Fuß auf den Weg in den Ort. Es ist halb acht und wir haben den ganzen Tag noch nichts gegessen und wollen jetzt nicht auch noch kochen. Endlich mal einige Schritte laufen, das tut gut. Nicht weit vom Hafen entfernt finden wir einen Imbiss der von schwarz und weiß gut besucht ist und ganz nett aussieht. Man kann draußen sitzen und die Kellnerin scheint sehr geschäftstüchtig. Sie bricht mit einem Redeschwall über uns herein und wir haben schon angst hier doch nicht in Ruhe essen zu können. Sie berät uns sehr freundlich und ist aufmerksam und schnell ohne zu nerven wie wir befürchteten. Wir teilen uns fish and chips aus Wahoo(?) und eine Portion pork chops. Der Fisch ist OK aber das Schweinefleisch ist roh. Wir reklamieren das und unsere Kellnerin überschlägt sich vor Entschuldigungen. Nach einer weile kommt sie schamesrot zurück an unseren Tisch. Leider war es das letzte Stück Schweinefleisch und sie könnte uns höchstens noch ein Steak anbieten. Na gut, nehmen wir. Wir kriegen den Rest von unserem Schwein zurück, diesmal durch und dazu ein well done Rindersteak. Sie entschuldigt sich tausendmal aber wir sind ganz locker, da unser Hunger schon einigermaßen gestillt ist. Als wir unser Bier ausgetrunken haben und die Rechnung beglichen ist wollen wir los denn wir sind ausnahmsweise mal total müde. Aber wir müssen noch ein weiteres Bier aufs Haus trinken. Als das auch geschafft ist sind wir froh an Bord zu dürfen. Ich will nämlich noch unbedingt einen kurzen Bericht schreiben um meine Liebsten wissen zu lassen, dass sich unsere Stimmung gebessert hat und wir ohne größere Probleme losgekommen sind.

Nachtschicht.

Um kurz vor zehn sind wir an Bord und stellen fest, unser teures Internet funktioniert unter Deck nicht. Also muss der Laptop auf die Sprayhood gestellt werden. Es dauert einige Zeit bis die Mails abgerufen sind. Aber immerhin habe zumindest ich welche bekommen. Ich mache mich erst mal an den Blog, da haben schließlich alle was von, stelle dann aber fest, dass der Bericht wohl länger werden wird wenn er vernünftig sein soll. Um viertel nach elf legt Jens sich in die Koje und ich schreibe zügig weiter. Wenn wir unterwegs sind geht ja nicht mal das offline schreiben, da der Akku vom Laptop nur ’ne knappe Stunde hält und nicht über das 12V Bordnetz zu betreiben ist. Also kann man nur mit Landstromanschluss tippen. Den Rest der Nacht kennt ihr schon aus den Zwischenanmerkungen. Es ist jetzt viertel vor elf am Sonntag morgen und wir haben gerade kurz mit unseren Frauen telefoniert. Jetzt werde ich mal sehen ob ich den Kram auch hochgeladen und mit Bildern bestückt kriege. Puh, draußen ist es kalt geworden über Nacht wir haben eisige 17 Grad und es ist windig. Ich werd‘ mir wohl ’nen Pulli anziehen.

Schönen Sonntag noch und take care of yourselves.

Es grüßt die „Krew“ von der Daddeldu.

Ach ja, was mir noch einfällt: Wir sind endlich unterwegs und „I’m on a boat!“

Ist vielleicht nicht jedermanns Humor, aber ich kann mich darüber königlich amüsieren.

PS
Wir sind echt ausgelaugt und haben keinen Bock mehr auf Stress. Außerdem ist noch ’ne Menge Kleinkram und die eine oder andere größere Sachen zu erledigen. Wir brauchen also noch ein paar Hafentage zum Arbeiten und werden es wohl nicht rechtzeitig bis Philly schaffen. Wahrscheinlich müssen Ralf und Christian wohl nach Norfolk kommen.

H.

Abfahrt…

07. Mai 2010

An Bord der Daddeldu, ICW, Jarrett Bay Docks, Beaufort, NC, 6. Mai ’10

So, ihr habt Glück! Eigentlich wollte ich nicht mehr schreiben, oder nur das alles Scheiße ist und wir morgen trotzdem auslaufen. Ihr schreibt mir ja auch kaum!
Egal, inzwischen habe ich seit ner Std. Feierabend und meine Laune hat sich ein wenig gebessert. Also werde ich mal kurz zusammenfassen:

Gestern haben wir, so glaube ich mich zu erinnern die Maschine wieder fit gemacht und Klebestreifen entfernt und und und und und, keine Ahnung… auf jeden Fall ’ne Menge. Zum Feierabend bin ich noch ins trübe Brackwasser gesprungen um die Schraube zu inspizieren. Wir hatten nämlich angst, sie könnte Schaden genommen haben als sie sich bei unserem Anlegemanöver mit der Welle selbständig gemacht hat. Gott sei dank ist sie in Ordnung! Als ich grade aus dem Wasser kam zogen unsere Dauergäste, die Flussdelphine wieder ihre Runden. Die müssen schon in der Nähe gewesen sein als ich noch im Wasser war. Aber es so trübe, dass man sie eh nicht sehen kann beim Tauchen. Nicht schlimm, wir kommen bestimmt noch in klarere Gewässer und dann pack‘ ich mir so’n Viech!

Heute morgen gings wieder um acht los und um 21 Uhr war endlich Feierabend. Um Acht wird’s dunkel. Wir haben noch den Rest aus dem shipping and receiving service abgeholt und zu Fuß an Bord geschleppt. Wäre ja blöd wenn wir unseren neuen Blister und Ralfs Klamotten hier vergessen würden. Dann ging’s weiter mit nervtötender aber notwendiger Kleinarbeit. Ich hab‘ Jens in den Mast gehievt und er hat versucht unsere Festbeleuchtung und die Funkanlage wieder zum Laufen zu bringen.Mehrere Auf- und Abstiege mit leider nur mäßigem Erfolg. Nachmittags machten wir uns daran die neue Rollanlage zu montieren. Es hat Stunden gedauert und als wir endlich fertig waren, sowohl mit der Anlage als auch den Nerven, kam das Fall nicht mehr aus eigener Kraft runter. Also durfte ich auch nochmal ins Masttop. Die Sonne ging gerade unter und wir waren beide total angepisst. Als ich oben an kam, war lautes Platschen und Prusten im Wasser zu hören. Die Delphine veranstalteten einigen Rummel. Wir denken, dass sie sich gepaart haben. Ich hatte eine ausgezeichnete Sicht auf das Geschehen und meine Laune besserte sich. Jens ist, nach dem ersten Staunen unter Deck gesprungen um sein Teleobjektiv zu holen aber als er soweit war, waren die Delphine fertig und es gab nicht mehr viel zu knipsen.

Ich wurde wieder abgeseilt und dann schlugen wir das neue Segel an. Zu lang für das gekürzte Stag mit der Rollanlage. Alle Laune wieder dahin und als Bonus hat der Skipper sich noch in die Hand geschnitten. Egal! Es gab noch viel zu tun. Mit total beschissener Laune weiter arbeiten. Es ist zwar etwas besser seit wir im Wasser sind, aber wir leben immer noch total beengt zwischen Werkzeug und Müll, das zehrt echt an den Nerven. Um acht wurde es dunkel und um neun haben wir Schluss gemacht. Es ist jetzt halb 11 und wir haben uns wieder beruhigt, aber ich muss gleich noch duschen, was essen und an Land gehen um diesen Text hoch zu laden. Um acht kommen die Jungs vorbei um Kaffee zu trinken und diesen unaufgeräumten Haufen von Schiff zu besichtigen. Danach noch an die Tanke, Diesel bunkern und dann wollen wir los. Aber wir werden auch an unseren nächsten Ankerplätzen noch genug arbeiten müssen bevor wir das Werkzeug vorläufig, endgültig weg stauen können. Ich denke trotzdem, dass es uns besser gehen wird wenn wir erst mal unterwegs sind.

Vielleicht habe ich dann auch mehr Lust zu schreiben und bekomme sogar eine Mail von irgendjemand. Vielleicht ’ne Mahnung von der Uni-Bücherei oder ein Angebot zur Penisverlängerung, das würde mich freuen…

Henning

Crash back…

05. Mai 2010

ICW, Jarrett Bay Docks, Beaufort, NC, 4. Mai ’10

Es ist viel, sehr viel passiert, in den letzten Tagen. Dies wird also ein längerer Artikel. Aber das wichtigste vorweg:

Wir sind im Wasser und das Schiff schwimmt!

ICW steht übrigens für Intra Coastal Waterway. Aber der Reihe nach:

Am Sonntag sind wir nach einer kurzen Nacht sehr früh aufgestanden und haben uns um acht ans Werk gemacht. Leider kommen wir grade beim besten Willen nicht drauf was wir taten außer, dass der Skipper den Wasserpass nachgebessert hat wo das Malerkrepp die frische Farbe wieder zerstört hatte. What ever, wir hatten jedenfalls viel zu tun. Um eins sind wir dann das letzte Mal in unseren Chevy gestiegen und nach New Bern gefahren um ihn dort abzugeben.

(Nachtrag: Wir installierten die Sprayhood und befestigten die Grätings in der Plicht und stellten fest, dass das Pink doch recht extrem war, also nochmal schnell in saphire blue nachgebessert.)

In New Bern dann, gab es endlich Frühstück. Es war der heißeste Tag bisher und wir suchten uns ein schattiges Plätzchen am Hafen. Direkt neben einem Hotelpool mit gutem Blick über die Bucht. Kühle Getränke und ein recht gutes Essen. Nachdem unser Hunger gestillt war ging es dann zu Fuß zum sight seeing im historischen New Bern. Nicht ganz ohne bei der Hitze aber schließlich galt es so besondere Sehenswürdigkeiten wie die Geburtsstätte von Pepsi Cola zu besichtigen. Nach ca. eineinhalb Stunden hatten wir genug und unser Rückgabe Termin rückte näher. Auf dem Weg zum Flughafen noch schnell ein Halt beim örtlichen Food Lion um das Essen für unsere Abschiedsparty zu besorgen.

Ne Kirche,...aus richtigen Steinen!

Home of Pepsi Cola.

Pünktlich um fünf vor vier parkten wir unseren Wagen auf dem Hertz Parkplatz und während wir noch das Fahrtenbuch ausfüllten hielt schon Big John (der bestellte Taxifahrer) neben uns. Big John ist ein tätowierter Altrocker in den sechzigern und sieht genauso aus wie sein Name vermuten lässt. Ein Handle-Bar Kontakt übrigens. 😉
Er fuhr uns, mit Hilfe seines Radarwarngerätes, recht zügig nach hause…

Wieder an Bord ging es gleich weiter mit der Arbeit: Rettungsinsel und Aussenborder montiert, Ankerkette an Bord geholt und gestaut, Großsegel angeschlagen und das neue Segelkleid drüber usw. usf. Bis zum Dunkelwerden.
Montag morgen um acht Arbeitsbeginn, wie es sich gehört. Unsere Schraube musste noch montiert und unsere neuen „Hanburg“-Schriftzüge sollten aufgeklebt werden, dann galt es die Festmacher und so einiges mehr wieder an Bord zu schleppen und das Schiff klar zum Slippen zu machen. Um zwei Minuten vor elf waren wir dann startklar und ich hatte Zeit uns eine kleine Stulle zu schmieren, die sollte noch dringend gebraucht werden…

Punkt elf kam der Mann von der Werft und fragte ob wir soweit wären. Na klar! OK, dann schickt er jetzt den Portalkran. Wir noch schnell die Klebereste vom Malerkrepp am Wasserpass entfernt. Dabei half uns ein Reinigungsmittel von Bill sehr. Und als wir einmal ‚rum waren stand auch schon der Kran hinter dem Schiff. Mit dabei ein Kranführer und Sebastian der brasilianische Assi. Im null Komma nichts stand der Travellift über dem Schiff, Sebastian hatte die Gurte unterm Rumpf durch und aufwärts ging’s. In wenigen Minuten hing die Daddeldu dann über dem Wasser und wir durften wieder an Bord.

Los geht's...

Ob sie wohl schwimmt?

Ab jetzt waren wieder boating skills gefragt und wir beide hatten ja seit 3 Jahren kein Schiff mehr gesehen, waren folglich ein wenig aus der Ãœbung. Na ja, wird schon schief gehen. Zwei Knoten Strom und fünf Windstärken (in Böhen mehr) aus der gleichen Richtung, direkt von der Seite…
Der Skipper startet die Maschine, die auch sofort anspringt und ich stehe mit dem Kugelfender bewaffnet auf dem Vorschiff. Sebastian und sein Kollege ziehen das Schiff aus den Krangurten und dann gibt der Skipper Gas…
Trotz Seitenwind etc., der Ableger läuft fehlerfrei. Wir schwimmen!!!

Wir drehen ein paar Kringel auf dem Fluss, legen die Leinen klar und beobachten die Maschine. Sie arbeitet zwar ein wenig stark auf den neuen Motorfundamenten, die ja angeblich für viel schwerere Maschinen gedacht sind, läuft aber ansonsten rund. Wir drehen unsere Kringel und suchen uns eine geeignete Box zum anlegen. Beim ersten Anlauf stellen wir fest, dass der Strom- und Windversatz noch wesentlich heftiger ist als wir gedacht haben. Aber gar kein Problem. Wir drehen wieder ab und starten einen neuen Anlauf. Leider ist der untere Relingsdraht nicht durch gesetzt und ich Idiot habe den Kugelfender einfach an Deck liegen lassen ohne ihn zu sichern. Der macht den Abflug und geht baden. Gute Gelegenheit ein Boje über Bord Manöver zu fahren. Leider wird der Fender viel zu schnell ins Flachwasser getrieben und wir müssen abbrechen bevor wir auflaufen. Egal, da kann man sich später noch drum kümmern und außerdem haben wir schon zweimal Fender von anderen Schiffen geborgen und so ist es nur ausgleichende Gerechtigkeit wenn wir auch mal einen verlieren.

Wir wollen endlich an den Steg. Also neuer Anlauf auf die Box. Die ist für wesentlich größere Schiffe gedacht. Von daher leicht zu treffen aber die Pfähle stehen weit auseinander, sind hoch und die äußeren bestehen aus drei dicken Dalben. Nicht so leicht da ’ne Leine drum zu kriegen. Der Plan ist: als erstes soll ich die Heckleine auf der Luvseite belegen und dann schnell mit der Vorleine übersteigen. Leider kriege ich die Heckleine nicht beim ersten Versuch um Pfahl und dann ist er auch schon vorbei. Der Skipper ist mit ziemlich hoher Geschwindigkeit in die Box gefahren um gegen die Strömung eine Chance zu haben. Ich schnell auf’s Vorschiff an die Vorleine. Ich sehe den Steg verdammt schnell näher kommen und höre wie Jens Vollgas zurück gibt um das Schiff aufzustoppen. Wir haben ja keine Heckleine. Der Motor heult aber das Schiff wird nicht langsamer. Und dann kracht es… Der Bugkorb bohrt sich ’n guten halben Meter in den Steg, das Schiff steht und ich kann bequem mit der Vorleine an Land. Schnell die Leine belegt und die Heckleine gegriffen. Mit ihr dann über das zwanzig Meter Angelboot das neben uns liegt geturnt, um an unseren Luvpfahl ran zu kommen. In der Zwischenzeit ist die Daddeldu natürlich längst vertrieben und hängt jetzt quer in der viel zu großen Box. Schnell die Achterleine belegt und mit vereinten Kräften schaffen wir es dann das Schiff gegen den Wind und die Strömung in eine halbwegs vernünftige Position zu ziehen.

Der Skipper öffnet den Maschinenraumdeckel und flucht…
Die Schraubenwelle ist gebrochen! Ich stehe noch Deck des Nachbarschiffes und denke: Scheiße, Scheiße und Doppelscheiße! Das war’s dann wohl mit den Bermudas…
Während uns noch der Schweiss läuft und wir es gar nicht fassen können tönt es vom Steg her: What are you doing in this slip?! Der Hafenmeister. Wir sind beide total sprachlos und können nicht antworten. Also nochmal: What are you doing in this slip?! Wonach sieht’s denn aus? Ich wäre ihm am liebsten an die Gurgel gesprungen. Der Skipper reißt sich zusammen und antwortet ihm irgendwas von serious engine Problems. Das scheint ihn nicht sonderlich zu interessieren die Box sei reserviert und wir dürfen hier nicht liegen. Wir beide, immer noch voll auf Adrenalin faseln irgendwas von serious engine Problems und we broke your dock. Versuchen auf englisch zu erklären was passiert ist. Er fragt nur What are you doing in this slip?! Und wo wir herkommen und was das alles soll? Irgendwie schaffen es ihm zu erklären, dass wir grade erst aus der Werft, zu der sein Steg gehört, gekommen sind und hier zwei Tage liegen wollen aber jetzt echt keinen Bock auf ihn haben und erst mal sehen wollen was mit dem Schiff ist und wir seinen Steg kaputt gemacht haben und das er uns bitte einfach ’ne Minute in Ruhe lassen soll.
Das mit dem Steg sei kein Problem und wir sollen einfach zu ihm ins Büro kommen wenn wir soweit sind, antwortet er.

Wir vertäuen erst einmal die Daddeldu anständig und sehen dann nochmal richtig nach der Schraubenwelle und der Maschine. Es stinkt nämlich ziemlich verbrannt.
Die Welle ist doch nicht gebrochen, sondern die Schraube hat beim Rückwärtslaufen lediglich die Welle aus dem Motor raus gezogen. Kein Wunder also, dass wir nicht aufstoppen konnten und den Steg gerammt haben. Aber das ist ja der Vorteil von Stahlschiffen, es geht nur der Steg kaputt, das Schiff bleibt heil.
Der komische Geruch kam von der übergekochten Kühlflüssigkeit. Das neue Schnüffelstück an der Kühlwasserleitung war nicht richtig zu gedreht, und so wurde nicht genügend Kühlwasser angesaugt und die Maschine ist heiß gelaufen.
Wir müssen halt Mittwoch nochmal tauchen gehen und nachsehen ob die Schraube noch OK ist. Wir sind aber ganz zuversichtlich das mit Bordmitteln beheben zu können. Na gut, vielleicht müssen wir noch ein paar Tage länger hier bleiben aber noch können wir es rechtzeitig nach Philly schaffen.

Jetzt hieß es erst mal die Gastlandsflagge setzen und anschließend zog ich meine Badehose und die Sandalen an, um dem verloren gegangenen Fender hinterher zu schwimmen. Der war ca. 300 m weiter ans Ufer getrieben worden und über Land kommt man da nicht hin. Das ist ein Moor. Den Hinweg bin ich mit der Strömung geschwommen und den Rückweg über schlickige Austernbänke gewatet. Da waren die Sandalen ganz gut.

Baywatch.

Puh! Jetzt erst mal ein Bier auf den Schreck. Jens ist dann zum Hafenmeister und hat nochmal in Ruhe mit ihm gesprochen. Alles überhaupt kein Problem. Er heißt auch Bill (ich glaube unser fünfter Bill) und wir können so lange bleiben wie wir wollen.
Dann ab in die Koje zum Mittagsschlaf, wir wollen ja auf der Party heute Nachmittag nicht gleich zusammenbrechen. Dann eine kleine Dusche und ’nen Kaffee.

Um Punkt vier, waren wir dann frisch und gut gelaunt mit einem Topf voll marinierter Rindersteaks, einem Eimer sehr leckerem Kartoffelsalat und ein paar Maiskolben bei Bill und Roy (Jesus) vor der Werkstatt. Wir hatten schon morgens zwei Sixpacks Becks, ein Sixpack Pilsener Urquell und ’ne Palette Yuengling bei denen im Kühlschrank eingelagert. Der Grill stand bereit und Bill, Roy und Wilson warteten schon ganz ungeduldig auf uns. Wenig später trudelten dann noch Sebastian der Weftarbeiter, Dan der Einhand-Weltumsegler und Rusty ein. Ich stand am Grill und bereitete die Steaks und Maiskolben und alle waren gut drauf. Es war eine sehr nette Runde und die Grüppchen haben sich prima gemischt und es wurde nicht nur Seemannsgarn gesponnen.

The Becks experience. (Von re: Bill, Roy, Rusty, Dan, Wilson.)

Grillmaster.

Am kalten Buffet. (von re: Roy, Wilson, Sebastian.)

Nach zwei, drei Stunden verabschiedeten sich so nach und nach die Ersten aber Dan blieb noch bis zum Dunkelwerden. Dann räumten wir kurz zusammen und nahmen noch einen Absacker an Bord, fielen uns sehr bewegt in die Arme und um zehn schliefen wir den Schlaf der Gerechten.

Wir haben echt viel geschafft in den letzten Wochen und diese schöne Abschiedsparty haben wir uns redlich verdient.

Wir werden morgen sehen wie es um unseren Antrieb bestellt ist und noch die letzten Arbeiten abschließen aber das kriegen wir auch noch gebacken…

Wir haben wieder ein schwimmendes Schiff!!!

Endlich zu Hause...

Henning und Jens

Daddeldu schwimmt wieder

04. Mai 2010

Uns erreichte heute morgen (01:55h UTC+2h) die Nachricht, dass die Daddeldu nun endlich wieder im Wasser ist. Ein paar kleinere Reparaturen sind wohl noch fällig, werden aber in den nächsten Tagen durchgeführt.

Jens und Henning scheinen glücklich, wir sind es auch.

Gruß
Christian

Feiertag…(Schleifen 2.0 Neu! Jetzt noch giftiger.)

02. Mai 2010

Beaufort; NC; 2. Mai ’10 (schon über einen Monat zu zweit auf 16m²)

Aus unerklärlichen Gründen scheint unser Netz immer noch zu laufen… Na ja, mir soll’s recht sein.

Bevor hier Missverständnisse aufkommen: Wir sind nicht mehr sauer und der Beginn des gestrigen Artikels war lediglich eine schlechte Anspielung auf die Vorkommnisse am ersten Mai in Hamburg.

Wir haben den Tag der Arbeit selbstverständlich zur Arbeit genutzt und von acht bis achtzehn Uhr durch gebuckelt. Jens strich die letzten Stellen an Deck mit der zweiten Schicht Lack (Anti-Rutsch-Belag) und gemeinsam haben wir der Bordwand den letzten Anstrich verpasst. Schön nicht?
Ich habe mich derweil aufgemacht um noch mehr Farbe zu besorgen. Da ich es schon so gewohnt bin, unverrichteter Dinge aus der Stadt zurück zu kehren, ließ ich vorsorglich meinen Geldbeutel an Bord so das ich zweimal fahren konnte obwohl das passende Pink vorrätig war. Am Nachmittag bin ich mit dem Schwingschleifer unters Schiff um das alte Antifouling anzuschleifen. Dumm wie ich bin, mit nacktem Oberkörper. Ich habe eine volle Stunde unter der Dusche verbracht um das Zeug wieder ab zu kriegen. Mit Seife und Bürste war da überhaupt nix zu holen. Hat das Zeug nur verschmiert… Lediglich unser „agent-orange“ (Fast orange, heavy duty handcleaner mit Scheuersand und Lösungsmitteln) hat ein wenig geholfen. Ich sah vor der Dusche aus wie ein schlechter Otello-Darsteller und die drei schwarzen Werftarbeiter vom Nachbarschiff sind vor lachen fast vom Schiff gefallen als sie mich sahen. Aber jetzt bin ich fast wieder sauber.

1. Mai in Beaufort: der schwarze Block.

Ohne Worte...

Abends noch ne neue Schicht Antifouling aufgetragen und dann zur Feier der fast abgeschlossenen Arbeiten ein Besuch im Steakhouse. Das ist wahrlich ein Festmahl gewesen. Nach dem Essen haben wir uns auf das bequemste Ledersofa auf dem ich jemals sitzen durfte gelümmelt und uns das Halbfinale der Eastern-Conferenz-Play-Offs auf der Großbildglotze in der angeschlossenen Bar reingezogen. (Basketball) Cleveland hat, recht knapp, ein wirklich spannendes Spiel gegen Boston gewonnen. Danach noch ein kurzer Abstecher zur open air Livemusik im Dockhouse. Leider waren wir zur Abwechslung mal wieder total KO. Um 11 dann Licht aus.

Heute werden wir noch ein paar Kleinigkeiten erledigen und dann unseren Mietwagen, mit dem schönen Kennzeichen XTC 5107, wieder abgeben.

Morgen früh geht’s dann ins Wasser und abends veranstalten wir eine Abschiedsparty für unsere Freunde. Wir haben ein paar deutsche Biere besorgt und wollen grillen. Mi soll’s dann losgehen Richtung Philly…

Auf bald, und: Be safe out there…

Henning

Alles neu, macht der Mai…

02. Mai 2010

Moin Leude!

Endlich sind wir mit pönen fertig! Uff, wir sind auch fix und fertig!! Es war eine superharte Woche, ich hoffe, das Ergebnis gefällt Euch?

Der Weltpokalsiegerbesieger steigt auf und Daddeldu geht Montag um 11 Uhr l.t.  zu Wasser. Der Namenszug kommt Montag früh drauf. Isse nich scheen?

Ein schönes Maiwochenende euch allen!

Der Skipper

Schwere Ausschreitungen in Beaufort.

01. Mai 2010

Beaufort, NC, 1. Mai ’10

Ihr glaubt es nicht was hier los war heute Nacht. Randalierende Seglerhorden zogen marodierend durch die Stadt und verwüsteten Handwerksbetriebe. Brennende Sherrifswagen wurden zu Barrikaden zusammengeschoben. Die Polizei scheinbar machtlos. Erst nach mehreren Stunden Straßenschlachten und der Ankündigung des Bürgermeisters künftig Freibier und strenge Kontrollen der Handwerker durch die Gildenaufsicht einzuführen konnte die aufgebrachte Menge beruhigt werden.

So oder so ähnlich hätte es enden können wenn wir als Representanten der europäischen Union nicht so auf unser Benehmen achten würden. Stattdessen haben wir die erste Schicht des neuen Lacks aufgetragen. Jens mit der Rolle und ich zum Verschlichten hinterher. Leider haben uns die Heissen Temperaturen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Farbe trocknete praktisch augenblicklich ab und so ist das Lackbild ziemlich uneben. Man sieht die Stellen wo die Rolle zweimal war und wir sind recht unzufrieden mit dem Ergebnis. Mal sehen wie es nach der zweiten Lage aussieht.

Und der Stoff aus dem Omar unser Segeklkleid genäht hat unterscheidet sich leider erheblich von der Rumpffarbe. Aber er ist seltsamerweise doch fertig geworden. Heut fangen wir noch früher an als gestern und wollen die Malerei möglichst früh abschließen um noch das Kentucky Derby in der Handle Bar sehen zu können.

Übrigens läuft heute unser Internet-Zugang aus und wir werden nur noch Stundenweise für viel Geld ins Netz gehen können. Naja mal sehen.

Schönes Wochenende.

Henning

Sie haben Post.

29. April 2010

Beaufort, NC, 29. April ’10

Liebes Internet,
wie geht es Dir? Uns geht es ganz gut. Wir sind froh gestern endlich die Schleifarbeiten beendet zu haben. Es war ein langer Tag aber am Ende war die Daddeldu, zumindest außen, komplett geschliffen. Anschließend wurde sie noch mit dem Schlauch geduscht um den Farbstaub los zu werden. Um halb acht dann der schwer verdiente Feierabend.

1700: Bierpause

Zwischendurch habe ich meinen vierten Ausflug zum Drucker gemacht und nun haben wir auch wieder einen (richtig geschriebenen) Namensschriftzug für unser Schiff. Der kommt aber erst drauf wenn wir mindestens zwei komplette Anstriche mit dem neuen Lack beendet haben und dieser ausreichend getrocknet ist.

Heute morgen um Punkt neun waren wir dann, halbwegs erholt und in Arbeitsklamotten, wieder am Start. Es galt den Zeitpunkt ab zupassen, wenn der Morgentau verdunstet ist, aber die Sonne noch nicht allzu heiß brennt. Leider gab es diesen Zeitpunkt nicht. Als das Deck trocken war hatten wir schon wieder weit über zwanzig Grad im Schatten und die Farbe zog im null Komma nichts an. Entsprechend schwierig gestaltet sich das Malen. Als erstes war der Wasserpass dran. Das haben wir gemeinsam erledigt. Ich mit der Farbrolle und der Skipper mit dem Schaumpinsel hinterher. Zum verschlichten (glatt Streichen). Im Anschluss daran habe ich mich auf’s Deck verzogen um dort mit Malerkrepp alles ab zu kleben. Derweil hat unser allseits beliebter Skipper die ausgebauten Backskistendeckel mit der ersten Schicht Farbe versehen. Als er damit durch war, begann er mit dem Streichen des Vordecks. Für uns beide eine lustige Krabbellei auf den Knien. Aber wir sind frohen Mutes.

Schneeweiss

Gegen Mittag dann ein kleiner Imbiss, aus amerikanischen Hot-Dogs bestehend. (Ich kann die Scheiße nicht mehr sehen!) Nach unserem kleinen Mahl war ich auch schon fast fertig mit Kleben und machte mich auf die Socken um unserem guten Freund und Kupferstecher Omar, dem Segelmacher, meine Aufwartung zu machen.(In Wirklichkeit heißt er Paul und hat den Laden nur nach seiner Katze benannt. Die Katze heißt wohl „Omar-Sailmaker“) Mein Bruder Christian erteilte ihm ja vor Jahr und Tag den Auftrag das Vorsegel zu ändern und uns ein flottes Segelkleid zu schneidern. Um diesem Auftrag gerecht werden zu können, nahm er damals die notwendigen Maße bei uns an Bord. Leider war die Jahresfrist zu knapp bemessen und so gaben wir ihm zwei weitere Wochen Aufschub, maßen selber nochmal nach und übertrugen die Messergebnisse in jene seltsamen Einheiten, die man diesseits des großen Wassers zu benutzen pflegt. Omar, seines Zeichens angehöriger des allseits hoch gerühmten Standes der amerikanischen Handwerker, gelobte nun die promte Erfüllung unseres Begehrs. Gar schon am letzten Montag wollte er das Werk vollendet haben. Um die Enge an Bord unserer stolzen Daddeldu wissend, gaben wir bis Mittwoch Frist. „No problem“, seine Antwort. Als ich am Mittwoch unsere bestellte Ware in Empfang zu nehmen gedachte, ward unser tapferes Schneiderlein nicht anzutreffen. 🙁 Solche Dinge inzwischen schon gewohnt blieb ich auch äußerlich ruhig, um heute einen weiteren Versuch zu starten unsere Ausrüstung zu vervollständigen. Gut gelaunt und braun gebrannt begrüßte Omar mich und fragte, scheinbar keiner Schuld bewusst, nach dem Grund für meinen Besuch. Nicht ohne Stolz berichtete er mir, die Segelpersenning sei bereits in Arbeit und das Vorsegel hat er auch bis morgen fertig. Nun gut denk ich mir, wenn er schon langsam und unzuverlässig ist, dann ist er ja vielleicht wenigstens teuer? Und ja richtig, er ist teuer. Na wenigstens etwas… Ich wette übrigens, dass er nicht bis morgen Nachmittag fertig ist wie er mir heute zweimal versprochen hat.

Egal, wir haben anderes zu tun als uns über solche Handwerker zu ärgern. Wenn er bis Di nicht fertig ist, dann bleiben wir eben noch ein paar Wochen hier. Arbeit genug haben jedenfalls noch. Und vielleicht hat Omar ja im Winter mehr Zeit und kümmert sich dann endlich um die Aufträge vom letzten Jahr.

Es ist übrigens viertel nach 5 und der Skipper malt immer noch.

Immer weiter...

Aufgrund meiner mangelden Erfahrung und der widrigen Umstände (es ist knalleheiß und ein kräftiger Wind weht) traut er mir die sensible Arbeit des Deckstreichens nicht zu. Wer mich kennt weiß, ich klage selten über zu wenig Arbeit. Und so blieb mir Zeit unter Deck den Abwasch der letzten drei Tage zu tätigen und ein wenig Farbstaub zu entfernen. Ferner plane ich unser Abendessen und schreibe an Dich, Liebes Internet.

Liebe Grüße, auch an die Anderen,

Dein Henning

Nu aber flott…

28. April 2010

Beaufort, NC, 28. April ’10

Ich kann nur kurz schreiben, da uns die Zeit davon läuft.

Den verregneten Sonntag haben wir lesender weise zur Regeneration genutzt. Und seit zwei Tagen schleifen wir wie die blöden. Es dauert leider etwas länger als wir erwartet haben. Meine zarten Interlektuellenhände haben durch das Drahtbürstengeschrubbe kaum noch die Kraft ein

Schleifen, schleifen, schleifen…

Feuerzeug einhändig zu bedienen und dem Skipper faulen die Sehnen und Bänder weg durch die Dauervibration des Schwingschleifers. Meine wiederholten Ausflüge zum Drucker, der erst die Termine nicht eingehalten hat und jetzt auch noch das Kunststück vollbracht hat „Hamburg“ falsch zu schreiben sorgen nicht gerade für einen Zugewinn an Zeit. Das er „Daddeldu“ in zwei Worten gedruckt hat habe ich ja noch an Ort und Stelle reklamiert aber mit „Hanburg“ habe ich echt nicht gerechnet. Auch meine Insektenstiche von letzter Woche sind nach wie vor Aktiv. Die Cortisoncreme hilft zwar ein wenig, aber ich sehe immer noch aus wie ein mittelschwerer Neurodermitisfall und nutze hier die Möglichkeit euch mein persönliches Leid zu klagen.

Viel zu tun. Am Montag Sliptermin. (Für David: Das heißt das Schiff wird zu Wasser gelassen.)

Henning

Sunday, monday,…

27. April 2010

Heute war nix los. Bei euch ja offensichtlich auch nicht.

Bis nächste Woche.
Henning