0416 Friday

Beaufort, NC, 18. April ’10

Lange ist es her, seit wir das letzte Mal Muße hatten unsere Berichte zu schreiben. Irgendwie bin ich immer noch ziemlich KO nach Feierabend und wenn man dann aufgrund mangelnder Verbindung sogar Schwierigkeiten hat seine Mails zu checken, motiviert das nicht gerade zum Schreiben. Aber ich werde mal einen Nachtrag verfassen.

0416

Am Freitagmorgen hat der Skipper ein paar weitere Maschinenteile überholt, während ich im Maschinenraum noch die letzten rostigen Spannten mit der Drahtbürste bearbeitet habe. Bill, unser Schrauberkumpel, hätte Jens beinahe nicht wieder erkannt. „He is clean! Must be a different man!“ Anschließend ein gemeinsamer Kraftakt zur Teambildung und Motivationsstärkung. Die neue Maschine war ja schon am Vortag mit dem Stapler ins Cockpit und dann mit dem Baum in den Rumpf abgelassen worden. Jetzt musste sie nur noch um ca. ’nen guten Meter nach vorne auf’s Fundament gesetzt werden, mit einigen Balken und Pallhölzern eine Rutsche gebaut und dann mit Unterstützung der Großschot nach vorne gehievt werden. Inzwischen ein Witz für so routinierte Jungs wie uns. Um 14 Uhr saß das Ding auf den Sockeln. Echt gut mal so eine Arbeit zu machen und nicht immer nur das frustrierende Geschrubbe.

what a pretty engine!

Anschließend dann, zur Belohnung eine gemeinsame Einkaufstour. Wir wollten ja sehen ob der Batterie-“Spezialist“ bei Interstate-Batteries unseren AGM Klotz wieder fit gekriegt hat und Vaddern wusste nicht wo der Laden ist und ich hab mir nicht zugetraut, im Zweifelsfall alleine entscheiden zu müssen was für eine Neue wir kaufen. Leider war an unserer Alten nichts mehr zu machen und ’ne neue Wartungsfreie mit vergleichbarer Kapazität hatte er auch nicht. Also weiter zu West-Marine. Dort hatten die Verkäufer außer einem Maßband auch keine Hilfestellung anzubieten. Wir haben uns dann für drei Kleine entschieden die wir nun miteinander verbinden wollen. Als Rache für die nicht vorhandene Beratung haben wir Ihnen dann unser altes Schwergewicht, locker lächelnd, in den Laden getragen und sie im Austausch (bei solchen Batterien gibt es Pfand) dagelassen. Die Freude des kleinen Mannes. Zuzusehen, wie sie versuchten das Teil zu bewegen und nicht anheben konnten. Wir sind halt die Stärksten.

Dann noch zu Wal-Mart um ein Kabel und Schleifgerät zu kaufen. Diesmal keinen Plunder. Und so ging unsere Freitagsshoppingtour 3 Stunden und 1000$ später dann zu Ende. Aber mit Chance haben wir Anfang der Woche wieder Strom an Bord und sparen ’ne Menge Nerven und Zeit bei den anstehenden Schleifarbeiten.

Inzwischen ist es früher Abend und es ist schließlich Wochenende. Also auf in die Handle-Bar zu einer gemütlichen Party Billard. Ich gewinne sehr knapp mit 2 zu 1 gegen den Skipper. Aber wir spielen beide über weite Strecken grottenschlecht. Als wir grade mit dem Entscheidungsspiel anfangen, kommen die Oberchecker herein. Zwei Schwarze mit eigenen Ceuques in Krokodilledertaschen. Wir kennen die beiden schon und wissen, dass die echt gut sind. Beide legen ihre Quarters auf den Tisch und fordern den Gewinner. Also spiele ich gegen den Alten, der glaube ich Charles heißt und echt nett ist. Wir einigen uns auf deutsche Regeln. Er geht haushoch in Führung, versenkt dann aber die schwarze Kugel im falschen Loch (zu dem Zeitpunkt hab ich aber schon meine Kugeln abgeräumt) und so gewinne ich durch seinen Fehler. Irgendwie peinlich, so scheiße zu spielen, aber als Gewinner am Tisch bleiben zu müssen, zumal wir mittlerweile Publikum haben. Die eins-zu-eins-Kopie von diesem dummen Pro-7-Jumbo unterhält sich inzwischen mit Vaddern über seine deutsche Abstammung und der Laden ist voll. Egal, als Sieger spiele ich gegen den Jungen Billardprofi. Obwohl Billard darf ich nicht mehr sagen. „Don’t talk like a british. It’s pool, man.“ Der Junge jedenfalls ist ein Poser wie er im Buche steht. Aber manchmal kriegt er von den anderen ’nen Spruch gedrückt und dann muss auch er über seine eigene Ãœberheblichkeit lachen. Ich hatte eigentlich schon beim letzten Spiel gegen Jens keine Lust mehr und so schlage ich vor nach amerikanischen Regeln zu spielen, sonst gewinne ich nochmal aus versehen. Ich habe als Geforderter den Anstoß und versenke auch ’ne volle Kugel. Leider geht die Weiße hinterher und somit ist der Tisch noch offen. Mein Gegner meint er spiele trotzdem lieber auf die Halben. Ist halt ’n Gangster. Er räumt den ganzen Tisch, bis auf eine Kugel ab, bevor ich das nächste mal dran bin. Hab sogar ’ne 100%ige Chance, die ich aber glorreich vergebe. Er locht die letzte Kugel lässig ein, schiebt die Schwarze hinterher und ich bin endlich erlöst. Jetzt dürfen die großen Jungs spielen.

Wir verziehen uns an die Bar und werden dort von Charles und seiner Frau Mary angesprochen. Als sie erfahren wo wir herkommen und was wir vorhaben sind sie sehr angetan. Charles ist ein bärtiger Bulle von einem Seemann in den 50ern. Er hat eine Ketch hier in der Gegend ankern und wohnt seit 4 Jahren in Beaufort. Er arbeitet auf einem Tug-Boat, das die Ostküste rauf und runter fährt, ist also ein richtiger Seemann und Segler. Er und Jens tauschen sich aus und er gibt uns einige gute Tips für den Weg nach Philadelphia und er hat einen Freund, dem ein Drittel von Jarrett-Bay-Boatworks (unserem jetzigen Liegeplatz) gehört. Er will sicherstellen, dass wir hier ordentlich behandelt werden und die nötige Unterstützung bekommen. Mal sehen, was das heisst. Aber schaden kann es wohl nicht und wir werden Charles und Mary wohl noch öfter sehen.

Auf dem Heimweg ist uns ein Waschbär vors Auto gelaufen. Echt faszinierend, was diese Viecher für eine totale Ignoranz gegenüber Autos an den Tag legen. Kein wunder, dass die alle platt gefahren werden. Aber es war noch im Ort und folglich fuhr ich sehr langsam und habe ihm sein leben noch einmal lassen können.

So es ist gleich 11 und ich will jetzt mal das Sonntagsfrühstück bereiten.

Henning

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